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Ein Jahr vor der Nordischen Ski-WM 2021 Oberstdorf: Generalprobe für Johannes Rydzek und seine Schwester Coletta

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Ein Jahr vor der Nordischen Ski-WM 2021 Oberstdorf: Generalprobe für Johannes Rydzek und seine Schwester Coletta

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    Großer Bruder als große Stütze: Langläuferin Coletta Rydzek vom Skiclub Oberstdorf eifert dem sechsmaligen Kombinationsweltmeister Johannes Rydzek nach. Erstmals starten beide am kommenden Wochenende gemeinsam an einem Weltcup-Ort. Und sie haben beide ein großes Ziel: Die Heim-WM in einem Jahr in Oberstdorf.
    Großer Bruder als große Stütze: Langläuferin Coletta Rydzek vom Skiclub Oberstdorf eifert dem sechsmaligen Kombinationsweltmeister Johannes Rydzek nach. Erstmals starten beide am kommenden Wochenende gemeinsam an einem Weltcup-Ort. Und sie haben beide ein großes Ziel: Die Heim-WM in einem Jahr in Oberstdorf. Foto: Ralf Lienert

    Ihre Wege kreuzen sich nur noch selten. Johannes Rydzek (28) und seine Schwester Coletta (22) gehen zwangsläufig ihre eigenen: er als Kombinierer, sie als Langläuferin. Da der sechsmalige Weltmeister, dort die junge Athletin, die gerade dabei ist, sich an die Weltspitze heranzukämpfen. So unterschiedlich sie in manchen Dingen auch sein mögen, so eint sie doch die Leidenschaft für den Skisport.

    Im vergangenen Herbst, als beide eine der wenigen Gelegenheiten nutzen, gemeinsam auf der Rollerbahn in Oberstdorf zu trainieren, genießen sie ihre geschwisterliche Zweisamkeit. Nebeneinander herlaufen, reden, zuhören, sich gegenseitig aufbauen und motivieren. „Wir leben dieselbe Passion“, sagt Johannes Rydzek. Und seine Schwester ergänzt: „Der Sport verbindet uns – auch deshalb haben wir ein sehr enges Verhältnis."

    Die Rydzeks über ...

    >>... die Vorbereitung auf den Heimweltcup

    Coletta:

    „Der Ablauf ist derselbe. Der Vorteil ist, dass man die Strecken kennt und auch schon auf ihnen trainiert hat. Sie sind sehr anspruchsvoll, die Änderungen sind sehr gelungen. Aber es wird hart.“

    Johannes:

    „Vor allem fällt die Anreise weg, das ist ein großer Vorteil. Außerdem können wir unser WM-Quartier im Parkhotel Frank schon testen. Optimal auch für die Vorbereitung der Abläufe vor Ort. Ich finde die WM-Langlauf-Strecken wirklich gelungen – und selektiv."

    >> ... gemeinsame Starts an einem Ort

    Coletta (lacht):

    „Hmm, lange her, bei der Clubmeisterschaft des SC Oberstdorf."

    Johannes:

    „Und bei der internationalen Zollmeisterschaft im letzten Frühjahr in Galtür.“

    Das war früher anders. Als Kinder trennte sie der Altersunterschied von fünfeinhalb Jahren. Johannes beschäftigte sich eher mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Simon. Gemeinsam tobten und turnten sie, und forderten sich auch früh auf der Schanze und in der Loipe heraus. Und Coletta? Lief so nebenher. Das Nesthäkchen orientierte sich in der sportlichen Familie dennoch immer an ihren beiden Brüdern: „Ich habe immer genau beobachten können, was im Sport möglich ist“, sagt sie. Das ist bis heute so geblieben, auch wenn Simon (25), der Mittlere, seine Karriere als Kombinierer schon vor acht Jahren beendet hat und mittlerweile als Chemiker in Bayreuth promoviert.

    Mit großen Augen und hochgezogenen Brauen schaut Coletta auf die Erfolge ihres Bruders Johannes. „Was er erreicht hat, ist das Optimum.“ Rydzek hat es als bisher einziger Kombinierer geschafft, bei einer Weltmeisterschaft alle vier Titel zu holen (2017 in Lahti), ein Jahr später wurde er im koreanischen Pyeongchang Doppel-Olympiasieger. „Ich habe aber auch gesehen“, sagt Coletta, „wie viel Arbeit hinter den Erfolgen steckt und was man alles tun muss, um an der Spitze zu bleiben.“

    Was er erreicht hat, ist das Optimum. Ich habe aber auch gesehen, wie viel Arbeit hinter den Erfolgen steckt und was man alles tun muss, um an der Spitze zu bleiben.Coletta Rydzek über ihren Bruder Johannes

    Von den ganz großen Triumphen ist sie noch ein gutes Stück entfernt. 2017 gewann die Langläuferin bei der Junioren-WM im Sprint von Soldier Hollow (USA) Bronze, danach musste sie einen Winter wegen eines Ermüdungssyndroms aussetzen. Im März 2019 durfte sie im norwegischen Drammen erstmals im Weltcup ran und reihte sich mit Platz 45 erst einmal brav hinten ein. Doch Coletta Rydzek ist forscher geworden. Bei ihrem ersten Weltcup-Einsatz in dieser Saison vor knapp zwei Wochen in Dresden überraschte sie die Konkurrenz mit Platz 15 – und auch Bundestrainer Peter Schlickenrieder: „Die Coletta macht uns viel Freude, sie tut als Frohnatur der ganzen Mannschaft gut.“

    Schnelle Geschwister: Johannes und Coletta Rydzek - Nordische Kombination und Langlauf.
    Schnelle Geschwister: Johannes und Coletta Rydzek - Nordische Kombination und Langlauf. Foto: Ralf Lienert

    Heim-Weltcup nur Zwischenstation

    Mit ihrer Schnellkraft und guten Technik sei sie eine wichtige Figur im künftigen DSV-Team. Ihren Fokus soll sie heuer auf die U23-WM in Oberwiesenthal Ende Februar legen. Deshalb sei der Heim-Weltcup in Oberstdorf nur eine Zwischenstation. „Wenn sie im Klassiksprint unter die Top 30 käme, wäre das ein absolutes Ausrufezeichen“, bremst Schlickenrieder die Erwartungen an weitere Höhenflüge der jungen Oberstdorferin.

    Für mich ist es ein Übergangsjahr in Richtung WM in Oberstdorf und ich bin überzeugt, auch im Springen wieder zu meiner Form zurückzukehren.Johannes Rydzek nach seiner Verletzungspause

    Höhenflüge sind auch von Johannes Rydzek derzeit nicht zu erwarten. Eine Mittelfußverletzung zwang den 28-Jährigen im Sommer zu einer achtwöchigen Trainingspause. „Es war von Beginn an klar, dass sich die vielen verpassten Trainingssprünge nicht hundertprozentig kompensieren lassen“, sagt er heute. Die Weltcup-Plätze 39, 33, 15, 16 und 28 sind Zeugnis dafür, dass der sonst so erfolgsverwöhnte Allgäuer in dieser Saison vor allem hinterherspringt.

    Die Ränge fünf und zehn zuletzt in Val di Fiemme deuten aber zumindest auf eine Leistungssteigerung hin. „Für mich ist es ein Übergangsjahr in Richtung WM in Oberstdorf und ich bin überzeugt, auch im Springen wieder zu meiner Form zurückzukehren.“ Ob der Knoten schon auf seiner Heimatschanze platzt? „Wir konnten ja auch erst nach der Tournee dort trainieren. Aber klar, diese Schanze kenn’ ich besser als jede andere. Mal schauen, vielleicht bringt es ja was“, sagt er und lächelt. Ohnehin scheint Rydzek seine Verbissenheit von früher abgelegt zu haben: „Ich habe gelernt, dankbar zu sein für die Dinge, die ich erleben durfte. Und ich weiß jetzt, dass Erfolge nicht selbstverständlich sind.“

    Entsprechend verhalten schauen die Geschwister Rydzek ein Jahr voraus auf die Heim-WM. „Dann einen Platz im Team zu haben“, sagt Coletta, „wäre der absolute Hammer.“ Seite an Seite mit ihrem großen Bruder. Und Johannes? Der nickt nur.
    Mitarbeit: J. Klingovsky

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