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Er kämpft so hart um seine Rückkehr

Skirennfahrer Tobias Stechert

Er kämpft so hart um seine Rückkehr

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    Tobias Stechert sehnt sich zurück auf die Piste.
    Tobias Stechert sehnt sich zurück auf die Piste. Foto: Jean-Christophe Bott, dpa

    Natürlich gab es diesen Moment, in dem Tobias Stechert ins Grübeln kam. Beim freien Training auf der legendären Streif in Kitzbühel hatte sich der Allgäuer am Knie verletzt. Das war im Januar 2015. Seitdem ist Stechert kein Rennen mehr gefahren. Einmal mehr war dem besten deutschen Abfahrer der eigene Körper in die Quere gekommen.

    Im rechten Knie waren ein Stück vom Knorpel und ein Stück des Schienbeinkopfs abgebrochen. "Von dem Knorpel ist nicht mehr viel da", sagt der 31-Jährige, "vom Meniskus auch nicht". Das größte Problem allerdings war eine Dehnung des hinteren Kreuzbandes. "Ich habe es den Sommer über trotzdem versucht, aber es ging nicht." Im September 2015 wurde das lädierte Kreuzband durch ein Stück der Patellasehne ersetzt.

    "Es war schon ein ziemlicher Schlag, als feststand, dass ich wieder operiert werde. Andererseits konnte ich mit meinem vierjährigen Bub nicht mal mehr Fußball spielen. Ich musste es machen lassen."

    Abfahrer haben die höchste Ausfallquote im alpinen Renngeschehen. Ihr Problem: Wenn was passiert, dann sind meist schwere Verletzungen die Folge. Besonders gefährdet: das Knie. Stecherts persönliche Bilanz: drei Kreuzbandrisse, an beiden Knien jeweils zwei Meniskus- und eine Knorpeloperation, Verletzungen an beiden Schultern "und dann noch ein paar kleinere Sachen wie zum Beispiel ein Skidaumen".

    Der Rennläufer ist auf die Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G spezialisiert. Bei der Ski-WM 2011 in Garmisch Partenkirchen belegt er in der Abfahrt den 31. Platz. Im Super-G der WM von Schladming 2013 wird Stechert 24. Im Weltcup fährt der Bruder der Rennläuferin Gina Stechert zwei Mal unter die ersten zehn.

    Jedes Mal kämpfte sich der zweifache Familienvater aus Obermaiselstein wieder zurück auf die Piste. Im vergangenen Winter allerdings war an Skifahren nicht zu denken. Aufgeben war für Stechert trotzdem keine Option. "Ich war einfach nicht bereit zu sagen: Das war’s. Ich habe zuvor gesehen, wie gut es gehen kann, deswegen war Aufgeben für mich kein Thema."

    Fröhlich trotz vieler Rückschläge: Tobias Stechert gilt als wahres Stehauf-Männchen beim Deutschen Ski-Verband.
    Fröhlich trotz vieler Rückschläge: Tobias Stechert gilt als wahres Stehauf-Männchen beim Deutschen Ski-Verband. Foto: Ralf Lienert

    Stattdessen stand einmal mehr eine langwierige Rehabilitation auf dem Plan. Drei Monate lang durfte Stechert nur auf dem Ergometer fahren und leichte Übungen machen, bis das Knie verheilt war. "Da kannst du dann zuschauen, wie die Muskulatur wegschmilzt", sagt er. "Und wenn du dann die Haut zehn Zentimeter wegziehen kannst, weil drunter nichts mehr ist, dann weiß du: Da gibts viel Arbeit zu tun."

    Also verbrachte Stechert den vergangenen Winter größtenteils im Kraftraum, um seinen Körper auf die Anforderungen eines Weltcuprennens vorzubereiten. Die Oberschenkel des Abfahrers sind inzwischen wieder zu eindrucksvollen Muskelpaketen geworden und sollen die lädierten Knie auch bei Geschwindigkeiten weit jenseits der 100 Stundenkilometer stabilisieren.

    "Ich habe jedes Rennen gesehen, auch als sie in Korea gefahren sind - dann bin ich eben um vier Uhr in der Früh auf dem Radl gesessen." Tobias Stechert

    Motivation schöpfte Stechert aus den Leistungen seiner Teamkollegen und Konkurrenten. "Wenn die anderen Rennen gefahren sind, habe ich den Fernseher angemacht und bin nebenbei auf dem Ergometer gefahren. Ich habe jedes Rennen gesehen, auch als sie in Korea gefahren sind - dann bin ich eben um vier Uhr in der Früh auf dem Radl gesessen."

    In der kommenden Saison will Stechert wieder selbst dabei sein. "Ich weiß, dass ich gut fahren kann. Das habe ich schon bewiesen. Der siebte Platz von Wengen, kurz vor meiner Verletzung, hat mir sehr viel Motivation gegeben." Wo er nach seiner Verletzungspause steht, weiß Stechert nicht genau. Bei 100 Prozent sei er noch nicht, "aber bei der ersten Abfahrt der Saison in Lake Louise bin ich am Start. Ich will so schnell wie möglich wieder an meine Ergebnisse vor der Verletzung anschließen."

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