Hansi Flick tippte gleich zweimal mit dem Zeigefinger auf das Wappen des FC Bayern mit den vier Meistersternen auf seiner schwarzen Trainingsjacke. Schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) soll beim Comeback von Torjäger Robert Lewandowski beim Münchner Meisterball in Mainz der nächste Titelgewinn in der Fußball-Bundesliga fix gemacht werden. Ein Bayern-Sieg - und es darf gejubelt werden.
FC Bayern: Auf der Couch will Flick nicht Meister werden
Es wäre Flicks Abschiedsgeschenk an den Rekordchampion. "Wir haben ein riesengroßes Ziel. Den fünften Stern, den wollen wir natürlich schnellstmöglich holen", sagte der 56-Jährige am Freitag, als er auch deutlich Position für Hasan Salihamidzic bezog, der sich persönlicher Anfeindungen ausgesetzt sieht. Auf der Couch wollen Flick und seine Spieler nicht Meister werden. Bei einer Niederlage hinge der Titel vom Ausgang des Heimspiels von Verfolger RB Leipzig am Sonntag gegen den VfB Stuttgart ab. Bei zehn Punkten Vorsprung zweifelt allerdings niemand mehr an der neunten deutschen Meisterschaft nacheinander. "Es wäre eine verdiente Meisterschaft", sagte Flick schon mal. Es wäre sein insgesamt siebter Titelgewinn mit den Bayern in anderthalb Jahren.
Gegner Mainz steckt noch mitten im Abschiedskampf
Einen Spaziergang in der Mainzer Arena erwarten die Dauer-Meister freilich nicht. Die Mainzer stecken zwar noch im Abstiegskampf, spielen aber unter Trainer Bo Svensson mit 24 Punkten ihre beste Bundesliga-Rückrunde. "Erstmal müssen wir den großen Schritt machen gegen eine Mannschaft, die sehr gut und erfolgreich ist", mahnte Flick. Insofern trifft es sich gut, dass sich das Bayern-Lazarett lichtet. Neben Lewandowski ist auch Leon Goretzka wieder fit. Auch Nationalspieler Serge Gnabry könnte nach einer Corona-Infektion erstmals wieder zum Kader gehören.
Im Fokus aber steht Lewandowski. Ende März hatte sich der Weltfußballer in der WM-Qualifikation beim 3:0 mit Polen gegen Andorra eine Bänderverletzung im rechten Knie zugezogen. Er fehlte den Bayern schmerzlich beim Champions-League-Aus gegen Paris Saint-Germain. Jetzt kehrt Lewandowski zurück und kann die Jagd auf den ewigen 40-Tore-Saisonrekord von Gerd Müller fortsetzen.
Lewandowski jagt Müller-Rekord: "Ob ich das schaffe, weiß ich nicht"
"Ohhhh, ob ich das schaffe, weiß ich nicht. Es gibt vier Spiele, um den Rekord zu brechen, und das bedeutet, dass ich mindestens sechs Tore schießen muss", sagte Lewandowski. Er rätselt: "Durch die kurze Pause ist es für mich ein Fragezeichen, wie es läuft." In der Reha lief "alles wie geplant", wie der Angreifer erzählte. Nun hoffe er, gleich wieder "den besten Fußball zu spielen und Tore zu schießen".
Flick weiß, wie wichtig seinem Torjäger der Rekord ist. "Wir werden alle versuchen, ihn zu unterstützen", kündigte der Coach an. Bei 35 Toren steht Lewandowski. In den vier Partien der Hinrunde gegen Mainz (2 Tore), Gladbach (1), Freiburg (1) und Augsburg (1) kam er auf fünf Treffer. Eine Wiederholung würde zum Gleichstand mit Müller reichen.
FC Bayern: Meistersause wird es wegen Corona nicht geben
Auf eine große Meisterparty müssten Spieler, Bosse und Trainerteam in Corona-Zeiten verzichten. Flick will die zwei Wochen Spielpause nach Mainz auch dazu nutzen, seine Zukunft zu klären, die wieder beim DFB als Bundestrainer liegen soll. "Mit Sicherheit wäre Zeit dazu", sagte er, betonte aber: "Das erste Gespräch ist hier mit Bayern München."
Ein Abschiedsgrund ist das gestörte Verhältnis zu Salihamidzic. Der Sportvorstand sieht sich darum Anfeindnungen ausgesetzt, die auch seine Familie miteinbeziehen. Flick verurteilte das scharf: "Es werden Grenzen überschritten, das ist ein No-go. Bei allen Dingen, die Brazzo und ich hatten, es ist nie ins Persönliche gegangen. Auch Brazzo hat einen Anteil daran, dass wir so erfolgreichen waren."
Sie hätten halt "einen anderen Ansatz", sagte Flick zu den Problemen mit Salihamidzic, der für viele Fans der Buhmann ist. "Wir denken anders über Dinge. Aber es ist nicht so, dass wir uns persönlich nicht schätzen", sagte Flick. Die Beschimpfungen von Salihamidzic "missbillige ich absolut", sagte Flick. Fußball sei wichtig, aber das rechtfertige niemals derartige persönliche Angriffe gegen Personen.
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