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FC Memmingen stinksauer auf Schiedsrichter

2:3-Niederlage im Pokal

FC Memmingen stinksauer auf Schiedsrichter

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    Foul oder nicht Foul? Das war am Dienstagabend im Halbfinale des bayerischen Totopokals zwischen dem FC Memmingen (Stefan Schimmer am Boden) und dem 1. FC Schweinfurt oft die Frage. In den meisten Fällen waren die Fans und Spieler der Allgäuer aber anderer Meinung als Schiedsrichter Florian Badstübner.
    Foul oder nicht Foul? Das war am Dienstagabend im Halbfinale des bayerischen Totopokals zwischen dem FC Memmingen (Stefan Schimmer am Boden) und dem 1. FC Schweinfurt oft die Frage. In den meisten Fällen waren die Fans und Spieler der Allgäuer aber anderer Meinung als Schiedsrichter Florian Badstübner. Foto: Ingo Jensen/Jensen Images

    Stefan Anderl konnte einem leidtun. Einsam saß der Trainer des FC Memmingen nach der 2:3-Niederlage seines Teams im bayerischen Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Schweinfurt am Tisch, der für die Pressekonferenz vorbereitet war. Er schüttelte immer wieder den Kopf, strich sich aufgewühlt mit den Händen über den kahlen Kopf. Links ein leerer Platz, rechts ein leerer Platz. Vor ihm ein Tablett voller Häppchen, ein Namensschild für Dr. Rainer Koch und eines für Gerd Klaus.

    Doch der Präsident des Bayerischen Fußballverbands schwänzte den obligatorischen Termin ebenso wie der Trainer der Schweinfurter. Letzterem hatte Anderl noch während des Spiels in einem Wortgefecht die Trainerfreundschaft aufgekündigt. Als „riesengroße Respektlosigkeit gegenüber dem FC Memmingen“ sah Vereinsboss Armin Buchmann das Fernbleiben der Funktionäre. Diese Szenerie stand symbolisch für einen hochemotionalen Fußballabend in der Memminger Arena. Einen Fußballabend, an dem sich die Allgäuer ordentlich verschaukelt fühlten.

    Es ist grausig. Dieser Bursche hat gar keine Ahnung, wie viel Arbeit hinter so einem Spiel steckt, Memmingens Trainer Stefan Anderl über den Schiedsrichter

    Ihren Buhmann hatten viele der 725 Zuschauer, die Spieler und Verantwortlichen des FCM schnell gefunden: Schiedsrichter Florian Badstübner. Der 26-jährige Student aus Windsbach/Mittelfranken wurde schon in der Pause mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine begleitet, im zweiten Abschnitt wurde der Unmut nach weiteren strittigen Entscheidungen (siehe Artikel links) von Minute zu Minute größer. Und während sich Torjäger Stefan Schimmer nach dem Spiel noch in diplomatischer Zurückhaltung übte („Ich will es jetzt nicht auf den Schiedsrichter schieben, auch wenn er komische Sachen gepfiffen hat.“), platzte seinem Coach Stefan Anderl der Kragen. Der 52-Jährige, der sich in der Beurteilung von Schiedsrichterleistungen in dieser Saison bislang merklich zurückgehalten hatte, schimpfte.

    Memmingens Coach Stefan Anderl  hält sich normalerweise in Sachen Schiedsrichter-Kritik zurück. Doch diesmal war er stinksauer.
    Memmingens Coach Stefan Anderl hält sich normalerweise in Sachen Schiedsrichter-Kritik zurück. Doch diesmal war er stinksauer. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Es war einiges nicht Druckreifes dabei. „Arrogant, selbstherrlich, völlig parteiisch“ waren noch die freundlichsten Worte, die er für den Zweitliga-Referee fand. Badstübner habe seine „Spieler schikaniert und erniedrigt“. Minutenlang war Anderl nicht mehr zu bremsen. „Es ist grausig. Dieser Bursche hat gar keine Ahnung, wie viel Arbeit hinter so einem Spiel steckt“, meinte der Coach. Zwei Wochen habe man intensiv auf das Pokal-Halbfinale hingearbeitet, viel trainiert, viel Privates hintangestellt. Vier Spiele der Schweinfurter habe er beobachtet, akribische Videoanalyse betrieben.

    Diese Fleißarbeit spiegelte sich auf dem Spielfeld tatsächlich wider. Den spielerischen Vorteil der Schweinfurter machten die Gastgeber mit läuferischem Einsatz und taktischer Disziplin wett. Trotz des nassen, tiefen Bodens legten beide Teams ein hohes Tempo vor. Memmingen war anfangs überlegen, hatte die ersten großen Chancen. Überraschend ging aber Schweinfurt nach einem schnellen Konter durch Adam Jabiri in Führung (10.). Schimmer glich nach einer Ecke volley zum 1:1 aus (22.). Vor der Pause traf Haller zum 1:2 (40.), kurz nach dem Seitenwechsel köpfte Sebastian Schmeiser nach einer weiteren Ecke (47.) zum 2:2 ein. In der 85. Minute entschied schließlich Philip Messingschlager das Spiel mit seinem Kontertor zum 3:2.

    „Es war ein spannendes und hochklassiges Pokalspiel mit einem glücklichen Gewinner“, meinte BFV-Präsident Koch. Die Leistung des Schiedsrichters wollte er gestern auf AZ-Nachfrage nicht beurteilen. Koch: „Dafür sind die Schiedsrichterbeobachter zuständig. Ich habe mich auf das Spiel konzentriert und parallel mit FC-Präsident Buchmann gesprochen. Die Bewertung einer Schiedsrichterleistung erfordert volle Konzentration auf dessen Arbeit.“ Worte, die den Ärger in Memmingen wohl kaum schmälern werden. Drei Tage, meinte Trainer Anderl, brauche er mindestens, um sich wieder einigermaßen zu beruhigen. Bis Freitag also. Aber ausgerechnet da geht’s in der Regionalliga schon wieder nach Schweinfurt.

    Das Spiel auf einen Blick

    FC Memmingen – 1. FC Schweinfurt 05 2:3 (1:2)

    FC Memmingen Gruber, – Zweckbronner (89. Schad), Schmeiser, Anzenhofer, Lutz – Nikolic, Eisenmann (74. Kircicek), Heger (51. Buchmann), Krogler – Salemovic, Schimmer.

    1. FC Schweinfurt 05 Paulus – Paul, Messingschlager, Fery (90.+3 M. Müller), Krautschneider (90.+2 Bauer) – Willsch (90.+1 Janz), Billick, Kracun, Jelisic, Haller – Jabiri.

    Tore 0:1 Jabiri (10.), 1:1 Schimmer (22.), 1:2 Haller (40.), 2:2 Schmeiser (47.), 2:3 Messingschlager (85.).

    Gelb-Rot Jelisic (68./Schweinfurt) wiederholtes Foulspiel.

    Rot Nikolic (69./Memmingen) Foulspiel.

    Besondere Vorkommnisse FCM-Torhüter Gruber pariert Strafstoß gegen Haller (82).

    Schiedsrichter Florian Badstübner (Windsbach).

    Zuschauer 725.

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