Fast auf den Tag genau 15 Jahre ist es her, als Remzi Gönültas den Trainerposten beim FC Türksport Kempten übernommen hat. Während seiner Amtszeit führte der heute 49-jährige Übungsleiter den Verein von der untersten Allgäuer Spielklasse bis in die Kreisliga.
Totopokal-Finale gegen SVO Germaringen am 27. September
Wenn Gönültas und seine Fußballer am kommenden Sonntag, 27. September, ab 15 Uhr gegen den SVO Germaringen das Finale um den Allgäuer Toto-Pokal bestreiten, geht es für den 1973 gegründeten Klub nicht mehr und nicht weniger als um den größten Triumph der Vereinsgeschichte. „Bis jetzt sind wir nie über die zweite Pokalrunde hinausgekommen. Daher wäre der Sieg für uns eine Riesenfreude“, sagt Gönültas, der wie kein Zweiter für den sportlichen Aufschwung des FC Türksport steht. Dabei durchlebte der Verein erst in der Vorsaison Zeiten, an die sich Spieler und Funktionäre nur ungern zurückerinnern wollen.
Nachdem die Kemptener in den Spielzeiten 2016/2017 und 2017/2018 den Aufstieg in die Bezirksliga um Haaresbreite verpasst hatten (beide Male in der Relegation gescheitert), geriet Gönültas ins Grübeln, schmiss im Sommer 2018 als Türksport-Trainer sogar hin. „Damals dachte ich, dass frischer Wind dem Verein guttun würde“, begründet Gönültas seine Entscheidung heute. Jenen herbeigesehnten frischen Wind suchte Türksport in der Folge jedoch vergeblich.
Serdal Ensan scheiterte als Trainer
Den Posten von Gönültas übernahm im Anschluss mit Serdal Ensan (35) einer, der in der Vorsaison selbst noch als Spieler auf dem Platz gestanden hatte. Das Experiment scheiterte. Bülent Arslan (35), Vorsitzender des FC Türksport Kempten, erinnert sich: „Das hat von Anfang an nicht gepasst.“ Aufgrund des geringen Altersunterschieds sei Ensan für seine Spieler nie die Respektsperson gewesen, die Gönültas 13 Jahre lang zuvor war. „Im ganzen Verein war auf einmal der Wurm drin“, sagt Arslan. Und so reifte im Vorsitzenden der Wunsch auf eine Rückkehr von Gönültas zum FC Türksport Kempten. „Er weiß einfach am besten, wie unsere Spieler ticken und wie man mit ihnen umgehen muss.“
Sport-Chef Bülent Arlan lotste Trainer Remzi Gönültas zurück
Folglich sei zwar eine Menge Überredungsarbeit notwendig gewesen, erzählt der Sport-Chef. Letztlich gelang es Arslan aber, den Mann an die Seitenlinie zurückzulotsen, unter dem er bei Türksport als F-Jugendlicher einst selbst das Fußballspielen gelernt hatte. „Dass Remzi zurückgekehrt ist, hat mich persönlich sehr gefreut. Er hat einen riesigen Anteil an der Entwicklung des gesamten Vereins“, lobt Arslan die Arbeit des Chef-Trainers.

Gönültas selbst habe sich die Entscheidung zunächst zwar nicht leicht gemacht. „Aber als sogar meine Spieler zu mir kamen und mich darum gebeten haben, wieder anzufangen, konnte ich nicht mehr ‚Nein’ sagen. Ich wollte sie nicht im Stich lassen“, erzählt der Coach.
FC Türksport Kempten auf Rang 6 in der Kreisliga
Sportlich verläuft die erste Kreisliga-Saison nach der Rückkehr von Gönültas mit Rang sechs aktuell zwar nicht nach Plan. „Wir haben es in der Hinrunde nicht geschafft, unsere Verletzungsprobleme in den Griff zu bekommen“, erklärt der Übungsleiter das bislang enttäuschende Ergebnis. Als Entschädigung für die teils verkorkste Ligasaison soll nun aber das Pokalfinale am Sonntag dienen. Vorsitzender Bülent Arslan fiebert dem Duell mit Germaringen bereits mit großer Vorfreude entgegen: „Wir können Geschichte schreiben. Der Sieg würde uns unglaublich viel bedeuten.“
Aufeinandertreffen mit SVO Germaringen wird spannend
Als „50:50-Spiel“ bezeichnet Gönültas das Aufeinandertreffen mit Germaringen. Die Ostallgäuer hätten eine starke, junge Mannschaft, die nur schwer zu berechnen sei. Bei seinem eigenen Team sieht Gönültas nach der zwangsläufigen Corona-Pause, in der sich die Fußballer überwiegend mit Fahrradfahren und Joggen fitgehalten haben, jedoch noch Luft nach oben. Seine Spieler hätten noch nicht in den gewohnten Rhythmus zurückgefunden. Auch die nötige Power fehle ihnen. „Die lange Pause hat bei einigen die Stimmung und den Spaß rausgenommen“, bemängelt Gönültas, schiebt aber nach: „Im Pokal sind alle heiß. Ich hoffe, dass eine tolle Atmosphäre herrschen wird.“
Allgäuer Totopokal wird in Kempten ausgespielt
Aufgrund des Losentscheids steigt das Finale am Sonntag auf dem Vereinsplatz des FC Türksport am Seggersbogen in der Nähe der Nordbrücke. Wegen der Pandemie sind höchstens 200 Zuschauer zugelassen. Wie schon im Ligaspiel gegen den VfB Durach II (1:1) am vergangenen Wochenende wird der FC Türksport Kempten deswegen Ordnungskräfte einsetzen, die ausschließlich für die Kontrolle der Einhaltung der Hygieneregeln zuständig sind. Auch Absperrbänder zwischen Spielfeld, Trainerbänken und Zuschauern sollen gespannt werden. „Wir sind froh, dass wir vor Zuschauern spielen dürfen und hoffen, dass alles reibungslos über die Bühne gehen wird“, sagt Gönültas, der am Sonntag mit seiner Mannschaft den ersten Pokalsieg der Vereinsgeschichte feiern will.
Der Weg ins Finale
Türksport Kempten erreichte das Totopokal-Endspiel nach Siegen
- bei SV Amendingen (A-Klasse) 6:0
- gegen TV Woringen (Kreisliga) 3:1
- bei DJK Seifriedsberg (Kreisklasse) 5:2
- gegen TSV Betzigau (Kreisliga) 3:1
- in Niedersonthofen (Kreisklasse) 4:3
- in Greimeltshofen (A-Klasse) 5:2
Der SVO Germaringen gewann
- in Frechenrieden (A-Klasse) 5:0
- bei der SpVgg Kaufbeuren II 2:0 (Sportgericht)
- in Biessenhofen/Ebenhofen (A-Klasse) 5:0
- beim FC Buchloe (Kreisklasse) 2:1
- bei Baisweil-Lauchdorf (Kreisklasse) 4:0
- bei Buching/Trauchgau (Kreisklasse) 2:0