Für den Rennpiloten hatte die 2400-Seelen-Gemeinde nordwestlich von Memmingen den roten Teppich ausgerollt, dann wurde er umarmt, geküsst und musste unzählige Hände schütteln. Der 46-Jährige ist der erste deutsche "Red Bull Air Race"-Weltmeister. Vor einer Woche hatte er den Pokal in Las Vegas in den Himmel über der US-Spielermetropole gereckt. Die rauschende Siegerparty stieg nun auf dem elterlichen Flugplatz.

Seine Schwestern Verena, Annette und Julia hatten mit Dolderers Tochter Lara (18) die Party im Hangar vorbereitet. Der Tower wurde mit einem riesigen Banner verkleidet. Es zeigt Dolderer in der Stunde seines größten Triumphs, dem dritten Saisonsieg vor 62 000 Zuschauern in Indianapolis. Damit hatte er sich die Weltmeisterschaft gesichert. "Er hat uns gleich angerufen und nur Hurra ins Telefon gerufen", erzählte Vater Max Dolderer von diesem Abend mit Live-Übertragung und 80 Gästen in der Piloten-Lounge des Flugplatzes.
Mama und Schwester schauen in Las Vegas zu
Mama Helga Dolderer war mit ihrer Tochter Verena und einigen Freunden zum Saisonfinale nach Las Vegas gejettet. Doch das Rennen wurde wegen starker Windböen nicht mehr gewertet. "Meine Frau kennt alle 14 Rennpiloten und wenn einer von denen mal nach Tannheim kommt, bekommt er immer Schnitzel und Spätzle serviert", gab Vater Max Einblicke in die Essgewohnheiten von Rennfliegern.
Für Tannheims Bürgermeister Thomas Wonhas war der Empfang willkommene Gelegenheit, seinen Ort zu präsentieren: "Hier fühlten sich schon die Kelten wohl. Ob schon in der Antike ein Sportler die Farben der Gemeinde repräsentierte, ist allerdings nicht überliefert." Er freute sich über die Rückkehr des nun berühmtesten Sohnes der Gemeinde und überreichte ihm eine Edelstahl-Tafel. Im Hangar waren die Siegerpokale von Budapest und Spielberg sowie die Trophäen für die zweiten Plätze in Abu Dhabi, Ascot und Lausitzring aufgebaut.

"Der Weltmeisterpokal und der Siegerpokal von Indy kommen per Luftfracht", informierte Verena Dolderer. Das Meisterschaftsflugzeug mit der Startnummer MD21 bleibt übrigens in den USA. "Meine Maschine steht noch in Kalifornien", sagte Dolderer. Er war per Linienmaschine nach Deutschland geflogen. In den nächsten Wochen wird der 350 PS starke Rennvogel zerlegt und überholt. Dann wird er im Container nach Abu Dhabi verfrachtet, wo im Frühjahr das Projekt Titelverteidigung startet.
Vier Wochen war der Weltmeister in den Vereinigten Staaten unterwegs und hatte dort Sieg und Weltmeistertitel gefeiert. Doch die Rückkehr mit Freundin Kathi in die Heimat war für den Familienmenschen Matthias Dolderer etwas ganz Besonderes: "Das steht auf einer Stufe mit Indianapolis. Der Nachmittag hier bleibt ein Leben lang unvergesslich."