Fast 500 Tage ist es inzwischen her, dass die Allgäu Comets zum letzten Mal ein Punktspiel in der German Football League (GFL) bestritten haben. Sportlich haben sie an die Begegnung im September 2019 beim Top-Team in Schwäbisch Hall keine guten Erinnerungen, mit 8:51 verloren die Kemptener. Dennoch blicken sie ein wenig wehmütig auf diesen Tag zurück. Denn damals war die Football-Welt noch in Ordnung, über 2000 Zuschauer jubelten im Stadion über Touchdowns und erfolgreiche Kicks. Dann kam die Corona-Pandemie. Seitdem sind die Comets in der Zwangspause. Eine gefühlte Ewigkeit. Jetzt ist aber Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Denn die GFL plant, im Juni mit der Saison 2021 zu starten.
Mit McLane Carter haben die Allgäu Comets bereits ihren Spielmacher
„Die Rahmenbedingungen sind zwar noch unklar, aber wir sind guten Mutes“, sagt John Schanbacher, Sportdirektor bei den Kometen. Und so basteln die Allgäuer im Hintergrund bereits fleißíg an einem schlagkräftigen Kader. Die wichtigste Position haben sie seit wenigen Tagen besetzt: Aus den USA kommt Spielmacher McLane Carter. Schanbacher meint: „Es ist wichtig, dass wir schon so früh unseren Quarterback präsentieren können. Denn das ist die Basis für die weiteren Verhandlungen mit anderen Import-Spielern und potenziellen Neuzugängen.“
Sportdirektor John Schanbacher: Ab März soll wieder in Kleingruppen trainiert werden
In den vergangenen sechs Wochen stand die Sportliche Leitung der Kemptener um Schanbacher und Francis Bah in regem Kontakt mit dem US-Amerikaner, der bislang überwiegend für das Team der Texas Tech University gespielt hat. Viele Telefonate wurden geführt, zahlreiche Videos gesichtet und Statistiken ausgewertet. Einerseits muss der neue Spielmacher sportlich und menschlich zu den Comets passen muss, andererseits sind die finanziellen Möglichkeiten des Klubs in der Corona-Krise beschränkt. Schanbacher ist sich aber sicher: „McLane Carter ist der richtige Mann für uns. Kempten ist seine erste Station in Europa. Er ist jung, er ist motiviert und hat ziemlich viele Würfe in seinem Repertoire.“ Noch ist der neue Quarterback in den USA, seinen Job dort hat er aber bereits gekündigt. So bald es möglich ist, will Carter ins Allgäu kommen. Schanbacher hofft, dass ab März zumindest in Kleingruppen wieder trainiert werden darf. „Im Football ist es unheimlich wichtig, dass alle körperlich in Top-Form sind, um das Verletzungsrisiko gering zu halten“, sagt er.
Europäische Football-Liga: Pläne sorgen für Unruhe
Indessen steht die deutsche Football-Szene vor einer Zerreißprobe. Während der American Football Verband Deutschland (AFVD) und die ihm angeschlossenen GFL-Vereine auf das Ende der Pandemie und die Rückkehr in den Liga-Alltag hoffen, kündigte die neu gegründete European League of Football (ELF) den Spielbetrieb einer professionellen Liga ab Sommer 2021 an. Als Konkurrenz zur nationalen Liga. Zunächst mit sechs Teams aus Deutschland sowie den Mannschaften aus Warschau und Barcelona, künftig soll die Liga auf bis zu 20 Mannschaften aufgestockt werden. Hinter der Liga steckt der Hamburger Patrick Esume, ein Football-Experte, TV-Moderator und Bestseller-Autor. Die stärksten Teams Deutschlands haben sich mittlerweile genauso wie die Allgäu Comets klar zur GFL bekannt. Sportdirektor Schanbacher erklärt: „Die ELF basiert auf einem rein kommerziellen Franchise-System wie in der US-Profiliga NFL. Das ist nicht der Weg, den wir als Comets gehen wollen. Bei uns stehen das Vereinsleben und das familiäre Umfeld an erster Stelle. Wir bauen auch in Zukunft ganz besonders auf unseren Nachwuchs und hoffen, dass wir möglichst viele Jugendspieler eines Tages auch in der ersten Mannschaft einsetzen können.“