Für die meisten Motorsportbegeisterten ist es ein Traum, einmal ein Rennen der Formel 1 live zu sehen. Ein ganzes Wochenende Motorsport pur. Laute Motoren, der Geruch von Benzin und die Fahrer die in ihren Autos um den Sieg kämpfen. Unser Autor war am vergangenen Wochenende beim Rennen im österreichischen Spielberg dabei und erklärt, warum vieles nicht so toll ist wie es scheint, er aber trotzdem wieder hinfahren würde.
So bekommt man Tickets für ein Formel 1 Rennen
Bereits im Juli 2022 haben wir die Tickets für das Rennwochenende in Spielberg gekauft. Bei der Auswahl auf einer Drittanbieter-Seite wurden unterschiedliche Ticketkategorien angeboten. Wir entschieden uns für die günstigen "General Admission 3-Day" Tickets. Was im Enddefekt Stehplätze auf einer Wiese rund um die Strecke sind. Klingt erst mal gut. Wir können uns unseren Platz später selbst aussuchen und müssen nicht auf einem vorgegebenen Platz sitzen. Auch ist der Preis mit 114 Euro für das ganze Wochenende in Ordnung. Allerdings haben wir keinen Zutritt zur Boxengasse oder anderen Bereichen innerhalb der Strecke.
Jetzt blieb noch zu klären: Wo schlafen wir denn die drei Tage eigentlich? Eine kurze Recherche auf den gängigen Buchungsportalen sorgte für Ernüchterung. Während des Rennwochenendes sind die Preise für Zimmer exorbitant gestiegen. Hotelzimmer kosten ein vielfaches und sind meistens auch komplett ausgebucht. Also entscheiden wir uns auf einem der nahe gelegenen Campingplätze zu zelten. Gesagt, getan. Für fünf Personen kostet eine 48 Quadratmeter Parzelle von Donnerstag bis Montag 766 Euro. Bis zum Haupteingang der Strecke sind es 900 Meter zu Fuß. "Das kriegen wir doch hin" denken wir uns und buchen den Campingplatz.
Das Wochenende beginnt
Dann ist es endlich so weit. Meine Vorfreude ist riesen groß, als ich unseren "Campingplatz" sehe. Eigentlich ist es nur eine normale Wiese, auf der jetzt 6,5 Meter breite Bereiche abgesteckt sind. In jeder Reihe stehen zwei Dixiklos und am Eingang ein Zelt, in dem man Essen kaufen kann. Daneben zwei Container mit Duschen. Kein Luxus, aber für die Tage wird es schon gehen, denke ich mir. Die meisten Wohnmobile um uns herum sind aus den Niederlanden. Klar, Max Verstappen als Niederländer auf dem Weg zu seinem dritten Weltmeistertitel und das auf der Heimrennstrecke seines Red Bull Teams wollen sich die Oranje-Fans nicht entgehen lassen.
Am Freitag wird unser Ticket gültig und wir gehen zur Strecke. Nach einer laschen Eingangskontrolle, die uns allerdings unseren neu gekauften Sonnenschirm gekostet hat, sind wir drin. Auf dem Gelände herrscht reges Treiben, überall wird Merchandise der Teams verkauft. Bei gut 30 Grad im Schatten laufen wir langsam in Richtung unserer Plätze. Dabei wird uns bewusst, welche Dimensionen eine solche Rennstrecke hat. Wir brauchen gut eine dreiviertel Stunde, bis wir endlich an unserer Wiese ankommen, auf der wir die Stehplätze gebucht hatten. Einen wirklichen Platz können wir uns aber nicht mehr aussuchen, da dort Tausende Menschen vor uns Platz genommen haben. Wir setzen uns also irgendwo dazwischen.
Bereits das Qualifying dominiert Max Verstappen in Spielberg
. Die ersten Autos fahren an uns vorbei, wirklich sehen tun wir sie von unserem Platz aus nicht, nur hören kann man sie. "Leiser als ich gedacht habe", sagt ein Freund zu mir. Da muss ich ihm zustimmen. Wie sich herausstellt, sind die Formel 1 Autos als Hybridfahrzeuge zwar die schnellsten, aber auch mit Abstand die leisesten. Die anderen Klassen wie Formel 2 und 3 oder der Porsche Supercup, die auch im Rahmen des Rennwochenendes fahren, sind dabei schon deutlich lauter. Um das Ergebnis des Qualifyings zu sehen, müssen wir auf einen der riesigen Bildschirme schielen, die rund um die Strecke aufgestellt sind. Wirklich viel vom Renngeschehen bekommen wir aber nicht. Der Platz war von der Sicht her zu schlecht und auch der nächste Bildschirm war für meine Augen deutlich zu weit weg.

"Das muss am Sonntag anders werden", sagen wir uns. Deshalb kommen wir bereits 2,5 Stunden vor dem Rennen nach einer einstündigen Wanderung wieder auf der Wiese an. Diesmal sind bereits doppelt so viele Menschen wie am Freitag dort. Trotzdem finden wir einen Platz, bei dem man die Strecke einigermaßen gut überblicken kann. Vor dem Rennen gibt es noch eine Flugshow und dann ist es endlich so weit.
Trotzdem lässt sich nur schwer verfolgen, wo sich das führende Auto befindet. Nach fünf Minuten schaltet einer meiner Freunde den Sky Livestream auf seinem Handy ein, damit wir das Renngeschehen wenigstens ein bisschen verfolgen können. Wirklich viele spannende Duelle bekommen wir leider nicht zu sehen, da unsere Plätze dafür einfach zu schlecht sind. Auch zur Siegerehrung schaffen wir es nicht rechtzeitig, da diese viel zu weit von unseren Standplätzen statt findet.In der Fanzone kommen die Motorsportbegeisterten auf ihre Kosten
Also gehen wir weiter in die sogenannte Fanzone. Diese ist wieder gute 25 Minuten Fußmarsch entfernt. Dort gibt es neben teurem Essen und Trinken auch Attraktionen wie den sogenannten "Pitstop", bei dem man sich am Reifenwechsel versuchen kann. Auch Fahrsimulatoren werden angeboten. Überall ist viel zu viel los und so holen wir uns lieber etwas zu essen und zu trinken. Mit 14.50 Euro für Kässpatzen und 6,50 Euro für ein Bier ist wie alles an diesem Wochenende kein Schnäppchen. Trotzdem scheint das die meisten Menschen nicht zu stören. Ausgelassen feiern viele Fans vor der großen Bühne, auf der ein DJ auflegt. Auch sind Fahrzeuge verschiedener Rennklassen ausgestellt deren Motoren immer wieder angelassen werden. Beeindruckt schauen wir uns das Spektakel eine Weile an. Als um 20 Uhr die Fanzone schließt, laufen wir auf dem Heimweg an vielen "Partystadeln" vorbei. Dort konnte das ganze Wochenende bis tief in die Nacht gefeiert werden. Auch jetzt feiern dort hauptsächlich noch Niederländer, die auf den Sieg von Max Verstappen anstoßen. Nach insgesamt 15.000 Schritten, wie mir mein Handy verrät, sind wir wieder an unserem Zeltplatz angekommen. Meine Freunde und ich sind aber irgendwie ernüchtert. Zum Abschluss schauen wir uns nochmal die Rennzusammenfassung auf YouTube an und sehen viele spannende Momente erst jetzt.
So würde unser Autor es das nächste mal machen
Als Abschluss dieses Wochenendes lässt sich sagen, das war es wert. Nächstes mal müsste man allerdings einige Dinge anders machen. Zum Einen würde ich mir nur noch Karten mit Extras wie einer Boxengassenführung und Sitzplatz auf einer Tribüne kaufen. Zum Anderen würde ich einen Campingplatz buchen, der näher am ganzen Geschehen ist. Das größte Problem an diesem Wochenende waren die enormen Laufwege, die wir zwischen den einzelnen Stationen zurücklegen mussten. Auch ist das Erlebnis an sich überschätzt. In der Fernsehübertragung bekommt man das eigentliche Rennen viel detailierter mit als an der Strecke. Trotzdem ist das Programm rund um die Rennen einmalig und das Feeling mit 200.000 anderen Fans eine Leidenschaft zu teilen den ganzen Aufwand und das Geld wert.
Das sollte ein Formel 1 Fan beachten, wenn er nach Spielberg kommen möchte:
- Wer campen möchte, sollte sich genau überlegen, ob er lieber Party machen möchte oder seine Ruhe will.
- Bei Hotels darauf achten, wie Busse oder Shuttle zur Strecke fahren um Staus oder teure Parkplätze zu vermeiden.
- Wer Fahrer und Autos aus nächster Nähe sehen will, muss tief in die Tasche greifen. Aber genau diese Erfahrungen machen ein Rennwochenende erst richtig einzigartig.
- Früh genug für Tickets auf offiziellen Webseiten schauen, um nicht auf überteuerte Drittanbieter reinzufallen.