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Früher Fiesel-Hochburg, jetzt Müllhalde: Wie geht's mit dem Streethockey-Stadion weiter?

Kaufbeuren

Früher Fiesel-Hochburg, jetzt Müllhalde: Wie geht's mit dem Streethockey-Stadion weiter?

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    In den Streethockey-Hochzeiten wurde im Fieselstadion in Neugablonz verbissen um Tore und Punkte gekämpft – vor zahlreichen Zuschauern. Doch diese Zeiten sind vorbei.
    In den Streethockey-Hochzeiten wurde im Fieselstadion in Neugablonz verbissen um Tore und Punkte gekämpft – vor zahlreichen Zuschauern. Doch diese Zeiten sind vorbei. Foto: Mathias Wild

    Glasscherben, Papiermüll aus einem nahen Fast-Food-Restaurants, leere Flaschen. Die aufgestellten Mülleimer quillen über. Es ist ein trauriger Anblick. An manchen Tagen, erzählt ein Spaziergänger, sehe es hier am Stadtrand von Neugablonz in Richtung Germaringen teils noch schlimmer aus. Seinen Hund hat er lieber an die Leine genommen, als er am verlassenen und verdreckten Streethockey-Stadion vorbeiläuft. Dort, wo in den vergangenen Jahren spannende Duelle der besten Allgäuer Fiesel-Sportler ausgetragen wurden, herrscht tagsüber fast schon gespenstische Ruhe. Deutlich zu sehen sind aber die Spuren, die feierndes Partyvolk abends und nachts hinterlassen hat. An jeder Ecke der Arena. Dass das Stadion am Stadtrand Kaufbeurens einen Teil seiner prächtigen Kulisse verloren hat, kommt noch dazu. Rechts der Tribünen musste vergangenen Sommer ein großer Teil des Waldes abgeholzt werden. Käferbefall. Vereinzelte Bäume hängen nun genauso schief in der Luft wie die mutwillig zerstörten Fangzäune.

    Sebastian Settele, Vorsitzender des Streethockey-Vereins Kaufbeuren, der auch den Liga-Spielbetrieb organisierte, ist schockiert. „Das Gelände rund um den Platz war schon immer ein Party-Hotspot. Gerade in diesem Jahr ist es aber besonders heftig“, sagt er. Weil dort abends kein Trainingsbetrieb mehr stattfindet, wird umso heftiger gefeiert. Erst vor wenigen Tagen hat Settele mal wieder aufgeräumt. Jetzt stapelt sich der Müll schon wieder. Teilweise, erzählt er, findet er rund um das Stadion sogar ausgediente Autoreifen oder alte Elektrogeräte. Die Fiesler müssen das auf eigene Kosten entsorgen.

    >> Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Lage im Allgäu laufend in unserem News-Blog <<

    Randale im Fiesel-Stadion

    Das mit dem Müll sei kein neues Problem, weiß auch Daniel Oppolzer. Der Publikumsliebling des Eishockey-Zweitligisten ESV Kaufbeuren kennt das Fiesel-Stadion (er nennt es „Knochenbrecher-Platz“) seit über einem Jahrzehnt. „Wir waren ja fast immer draußen und haben dann gekehrt. Es ist schade und gehört sich nicht, dass dort immer noch randaliert wird“, sagt der Sportler.

    Spielbetrieb ruht heuer

    Der Spielbetrieb wird in diesem Jahr sicher ruhen. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Hygiene-Auflagen seitens der Regierung machen die Austragung der Liga unmöglich. Dabei standen die Zeichen im zurückliegenden Winter gut. 2019 noch musste die Liga mit nur drei Teams zu Ende gespielt werden, nachdem die Piranhas Germaringen während der Saison wegen Spielermangels die Mannschaft aus dem Rennen nahmen. Gemeinsam mit den Düsenjägern hätten die Germaringer 2020 eine Spielgemeinschaft gebildet. Weiter dabei wären die Crazy Ducks und die Broken Skulls gewesen. Settele erzählt, dass sich auch eine neue Mannschaft angemeldet habe. Ein Lichtblick für die zuletzt gebeutelte Streethockey-Gemeinschaft.

    Liebe vor etwa 15 Jahren entdeckt

    Settele entdeckte seine Liebe fürs Fieseln vor etwa 15 Jahren. Damals bestand die Streethockey-Bundesliga aus acht Teams. Für die Green Monsters Kaufbeuren spielten große Namen wie die Eishockey-Profis Alexander Sulzer und Sebastian Furchner. „Da war jeden Samstag Ramba-Zamba. Zu Finalspielen kamen auch richtig viele Zuschauer“, erinnert sich Settele. Auch ESVK-Stürmer Oppolzer schwärmt noch immer von der Atmosphäre am Neugablonzer Stadtrand: „Früher gab es die erste Bundesliga mit Kaufbeuren, Peißenberg, Heilbronn, Haßfurt und Aibling. Das war riesig, aber es ging auch ruppig zur Sache. Das war eine geile Zeit“, sagt er. Es gab sogar eine Nationalmannschaft, in der die Allgäuer Akteure eine wichtige Rolle spielten. Oppolzer erinnert sich: „Ich war damals auch bei der Weltmeisterschaft in der Slowakei dabei. Das war dann auch irgendwann vorbei. In Kaufbeuren gab es ja dann noch über 15 Jahre hinweg eine Stadtliga mit sechs bis acht Mannschaften. Letztes Jahr waren es nur noch vier Mannschaften. Deswegen würde ich sagen, dass sich Streethockey auf dem absteigenden Ast befindet.“

    Sommer-Beschäftigung für Winter-Sportler

    Streethockey war für viele Eishockeyspieler eine willkommene Sommer-Beschäftigung. Vor ein paar Jahren kam deshalb sogar Constantin Braun von den Eisbären aus Berlin extra für ein Spiel nach Neugablonz. Jetzt steht die Liga vor einer ungewissen Zukunft. Möglicherweise sind die Schäden am Stadion so groß, dass die Reparaturen finanziell nicht gestemmt werden können. Settele meint: „Ich habe mich noch nicht getraut, den Fangzaun abzuhängen und zu überprüfen, ob dieser auch zerschnitten ist. Wäre das der Fall, dann wird es für uns richtig teuer.“

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