Doch noch einmal Berliner Platz. Dieses altehrwürdige, an sportlichen Triumphen und Tragödien reiche Stadion in Kaufbeuren. Dieser abbruchreife, fast 60 Jahre alte Beton-Tempel. Im April, beim Play-off-Aus gegen Bietigheim, hatte sich das allgaeu.life-Team gemeinsam mit den ESVK-Fans eigentlich schon von der Sparkassen-Arena verabschiedet. Weil die Arbeiten an der neuen Halle aber länger dauerten, müssen dürfen die Kaufbeuren Kufencracks ihre Vorbereitung doch noch einmal in vertrauter Umgebung absolvieren.

Diesen Freitag ist nun aber Schluss. Das letzte Test-Heimspiel gegen Bad Tölz besiegelt das endgültige Aus der alten Halle. Ab Oktober – nach einer Reihe von Auswärtsfahrten – trägt der ESVK seine DEL2-Heimspiele in der neuen Erdgas-Schwaben-Arena aus. Schon beim vorletzten Akt vergangenen Sonntag gegen den ECDC Memmingen war wieder dieser Hauch von Abschiedsschmerz zu spüren, aber noch viel mehr Vorfreude. Denn schon jetzt zeichnet sich ab: Kaufbeuren wird diesen Winter wieder einen richtigen Eishockey-Boom erleben.
Aufschwung zur richtigen Zeit
Zwei Dinge kommen da zusammen: Da ist zum einen natürlich die Neugier auf die neue Halle. Zum anderen aber kam der überraschende Höhenflug der Buron-Joker in der vergangenen Saison genau zur rechten Zeit. Nachdem man jahrelang gegen den Abstieg spielte, stießen die Rot-Gelben im April bis ins Halbfinale der zweithöchsten deutschen Spielklasse hervor, viele Spiele waren restlos ausverkauft.
Die Allgäuer Eishockey-Hochburg ist wieder wer – und bekommt als passendes Geschenk dazu ein neues Schmuckkästchen. Und auch sportlich scheint die Perspektive zu stimmen: Erfolgscoach Andreas Brockmann und weitere Eckpfeiler der starken letzten Saison konnten gehalten werden. Niemand wird vom ESVK den erneuten Einzug ins DEL2-Halbfinale fordern, aber schon jetzt ist zu spüren: Da geht wieder was, diese Saison in der neuen Halle!

Doch nicht nur in Kaufbeuren gibt es Grund zur Freude. Auch im Ober- und Unterallgäu bekamen viele Eishockeyfans den gesamten Sommer über ihr Lächeln kaum aus dem Gesicht.
Derbys, Derbys, Derbys...
Da sind die Anhänger des ERC Sonthofen, die noch immer euphorisiert sind vom nahezu unglaublichen "Play-off-Run" bis ins Oberliga-Halbfinale. Der nie um einen flotten Spruch verlegene Sportchef und Trainer Heiko Vogler hatte fast totgeglaubte "Bulls" wieder zum Leben erweckt. Jetzt ist die Vorfreude auf die neue Spielzeit im Oberallgäu riesig: Mit Torhüter Patrick Glatzel, den Supertalenten Marco Sternheimer und Maximilian Hadraschek und den Routiniers Fabio Carciola und Chris Stanley hat der ERC ein gutes Grundgerüst, das auch heuer wieder für Überraschungen sorgen kann.

Und dann bekommen die Oberallgäuer ja auch noch ihren Lieblings-Gegner und Derbyrivalen ECDC Memmingen wieder: Die Indians haben nach einer überragenden Saison als Bayernligameister den Aufstieg in die Oberliga geschafft. Nachdem Fans, Zuschauerzahlen und Stimmung in der Maustadt schon jahrelang für Höheres bestimmt waren, sind nun auch die Memminger Eishockeycracks in der dritten Liga angekommen.
Hochspannung bis in die Bayernliga
Die Vorfreude auf Gegner wie Landshut, Rosenheim oder Regensburg ist riesig – und erst recht auf die Derbys gegen Lindau und Sonthofen. Volle Hallen garantiert! Auch wenn die Indians in ihrem ersten Oberligajahr sicher Lehrgeld zahlen werden, scheint der Kader um Top-Torwart Joey Vollmer zumindest in der Lage, sich erfolgreich in der Liga zu halten.
Mit einem Auge schielen die ECDC-Verantwortlichen sogar auf einen Play-off-Platz, doch auch der Klassenerhalt in der Verzahnungsrunde mit den besten Bayernligisten wäre ein Erfolg. Wer weiß, vielleicht gäbe es da auch wieder ein weiteres Derby?
Der traditionsreiche EV Füssen will sich nach dem Aufstieg aus der Landesliga nicht lange mit dem unteren Tabellendrittel der BEL beschäftigen und strebt nach Höherem. Freilich: Die Gegner sind nun andere, Teams wie Höchstadt oder Landsberg werden das junge Ostallgäuer Team um Leitwolf Eric Nadeau an seine Grenzen bringen. Doch mit derselben Mischung aus Laufbereitschaft, Erfolgshunger und jugendlicher Unbekümmertheit kann der EVF auch in der Bayernliga bestehen. Gleiches gilt natürlich auch für den ESV Buchloe: Die eingespielte Truppe von Trainer Topi Dollhofer kann mehr erreichen, als die Favoriten hin und wieder zu ärgern. Vielleicht gelingt den Pirates mit dem Sprung in die Spitzengruppe ja der nächste Schritt? Glückliche Zeiten für Allgäuer Eishockeyfans!