„Uns hat es echt hart getroffen“, sagt Abteilungsleiter Oliver Ahegger von den Handballern der SG Kempten-Kottern. Und das gleich doppelt: Zum einen wirbelte die Pandemie die Saison und das Training durcheinander, zum anderen wurden sie vorübergehend aus ihrem Wohnzimmer geworfen. Die Dreifachturnhalle in der Westendstraße, in der die SG’ler trainieren und Heimspiele austragen, war sanierungsbedürftig. Ursprünglich hätten die Arbeiten erst starten sollen, wenn die Sporthalle in der Lindauer Straße fertig ist (Baubeginn 2021).
Tribüne der Westendhalle unsicher, Boden ramponiert
Nachdem ein Gutachter der 42 Jahre alten Westendhalle jedoch Sicherheitsmängel im Bereich der Tribüne attestiert hatte, war die Operation unaufschiebbar geworden: 200 000 Euro zahlte die Stadt Kempten für die Tribüne mit genug Fluchtwegen und für einen neuen Hallenboden.
Bei der SG Kempten-Kottern kam, obwohl die Sanierungsarbeiten dringend notwendig waren, zunächst wenig Freude auf. Schließlich ging das ganze Unterfangen mit einem gewaltigen Problem einher: Wo sollen die insgesamt 15 Teams trainieren und spielen?
Trainingsbetrieb der SG Kempten-Kottern doppelt erschwert
Hallenzeiten in Kempten sind rar und die Pandemie machte die Situation nicht gerade leichter. „Zu Beginn gab es gar kein Training, dann in Kleingruppen im Freien und irgendwann war es dann wieder in der Halle erlaubt“, erzählt Ahegger. Einzelne Jugendteams hätten nur wenige Mitglieder und seien deshalb in kleinere Hallen in Kempten ausgewichen. Die großen Mannschaften mussten zum Training aber nach Sulzberg, Durach oder Lauben, da im Stadtgebiet keine Sportstätte für sie zur Verfügung stand. „Wir sind sehr dankbar, dass uns die Umlandgemeinden geholfen haben“, betont Ahegger.
Hallenzeiten in Kempten fast ausgeschöpft
Damit war das eigentliche Problem jedoch nicht behoben. „Durch die Schul- und Vereinsnutzung sind Hallenzeiten in den Kemptener Hallen so gut wie ausgeschöpft“, sagt Klaus Schwaninger vom Kemptener Sportamt. Zudem müssen coronabedingt einige Parameter erfüllt sein, damit dort trainiert werden darf. In diesem Kontext hat das Sportamt mit dem Amt für Gebäudewirtschaft und den Hausmeistern kooperiert. „Das sind die Profis, was Gegebenheiten der Turnhallen in Sachen Lüftung und zulässige Personenzahl angeht“, berichtet Schwaninger.
Alle Kemptener Hallen erfüllen die Corona-Vorschriften
Das Ergebnis lautet: Alle Kemptener Sporthallen erfüllen die Vorschriften. „Dem Sportamt war es von Anfang an wichtig, den Vereinen die Hallennutzung so leicht wie möglich zu machen“, teilt Schwaninger mit. Dafür hat es ein Muster-Hygienekonzept erstellt, das die Vereine nur mit sportartspezifischen Besonderheiten ergänzten. Die etwa 50 eingereichten Konzepte hat das Sportamt geprüft. „Dann stand der Hallennutzung aus unserer Sicht nichts mehr im Wege“, sagt Schwaninger.
Zwischen den Trainingsgruppen muss gelüftet werden. Weil die Zeiten knapp sind, hören einzelne Gruppen früher auf oder fangen später an. Schwaninger äußert sich zufrieden: „Das regeln die Vereine vorbildlich untereinander.“ Zudem arbeitet das Sportamt an einem digitalen Hallenbelegungsplan. Es prüft, ob alle angegebenen Zeiten aktuell sind, „vielleicht ergibt sich daraus die ein oder andere Chance“.
Sanierung abgeschlossen: Handballer können zurück in ihr Wohnzimmer
Über Luftzirkulation kann und muss sich nun auch die SG Kempten-Kottern Gedanken machen. Die Sanierung ist abgeschlossen, Boden und Tribüne erstrahlen in neuem Glanz. Die Handballer sind froh, dass sie wieder in der Westendhalle trainieren und spielen können. „Besonders bei den Jugendlichen war es schwierig, da die meisten in Kempten wohnen und irgendwie zum Training kommen mussten“, berichtet Ahegger. Zudem gefällt den Handballern ihr aufpoliertes Wohnzimmer jetzt viel besser. „Ein großes Lob an die Stadt Kempten. Die Halle schaut wirklich toll aus“, schwärmt Ahegger.