Fiebermessen war an diesem Abend für alle Zuschauer am Eingang zur Halle Pflicht. Als Teil des umfangreichen Hygienekonzepts der HSG Dietmannsried/Altusried. Hätten sich auch die Spieler diesem Test unterziehen lassen müssen, wäre wohl ein Großteil der Aktiven frühzeitig wieder nach Hause geschickt worden. Wegen deutlich erhöhter Temperatur. Erhitzt waren die Gemüter auf dem Spielfeld im Derby zum Landesliga-Auftakt zwischen der HSG und dem TSV Ottobeuren (24:25) schell. Vor allem die Gäste langten in der ersten Hälfte oft übermotiviert hin.
Der eine reklamiert, der andere fährt den Ellbogen aus
Nach etwas mehr als 20 Minuten hatte das Schiedsrichtergespann Stefan Schaub/Philipp Seidel schon zweimal Rot gezogen, beide Male gegen die Unterallgäuer. Tomislav Sikic (18.) reklamierte zu energisch, Markus Müller (23.) rammte Maximilian Schneider kompromisslos den Ellbogen ins Gesicht. Doch schwächer machte das die Ottobeurer nicht. Im Gegenteil. Diejenigen, die auf dem Feld verblieben waren, legten sich fortan noch engagierter ins Zeug. „Und wir haben in dieser Phase dafür total den Faden verloren“, meinte Thomas Kinkel, Sportlicher Leiter der Dietmannsrieder.
Hausherren beginnen besser
Denn den besseren Auftakt erwischten die Hausherren. Mit ihrer offensiven Deckung nahmen sie den Ottobeurern den Schwung aus dem Spiel. Auf der anderen Seite schloss die HSG konsequent ab und führte nach zehn Minuten mit 6:2. „Wir haben das schnelle Spiel anfangs gut durchgezogen. Doch im weiteren Verlauf haben wir es nicht mehr geschafft, unseren Plan umzusetzen“, sagte Dietmannsrieds Trainer Tibor Somogyi. Ottobeuren startete die Aufholjagd und war nach 21 Minuten beim Stand von 9:9 dran – mitten in der turbulentesten Phase des Spiels mit den beiden Feldverweisen für die Mannschaft von Trainer Gunther Kotschmar. Der war auch nach der Partie ob dieser Entscheidungen gegen sein Team noch angefressen und meinte kurz und knapp: „Wir haben einigermaßen Lösungen gefunden.“ Sein Team führte zur Pause mit 14:13 und legte in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff den Grundstein zum Derbysieg (15:19/42.). Dino Zubac im Tor der Ottobeurer brachte die Hausherren schier zur Verzweiflung. „Er war überragend“, lobte Somogyi.
TSVO-Trainer Kotschmar: "Viel Kampf, aber kein Leckerbissen"
Dem HSG-Coach war das Spiel seines Teams in den zweiten 30 Minuten „zu chaotisch“. Die Dietmannsrieder zeigten zwar ein ums andere Mal ihre individuelle Klasse, im Zusammenspiel der neuformierten Mannschaft war aber noch Luft nach oben. Zu oft verzettelten sich die Gastgeber in Einzelaktionen. Spannend war es dennoch bis zum Schluss. Erst vergab Maximilian Schneider beim Stand von 24:24 einen Siebenmeter für die HSG, dann blieb der Wurf von Neuzugang Christian Haller in der gegnerischen Abwehr hängen. Zwei riesige Chancen wurden leichtfertig vergeben – und auf der anderen Seite verwandelte Karlo Tomic einen Strafwurf vier Sekunden vor dem Ende zum umjubelten 25:24 für die Gäste. „Es war ein typisches Derby: viel Kampf, aber kein Leckerbissen“, meinte Ottobeurens Coach Kotschmar nach dem Abpfiff. Sein Gegenüber Somogyi haderte noch länger mit den vergebenen Möglichkeiten. Sichtlich enttäuscht.