Feuer gefangen für Jive, Cha-Cha-Cha, Rumba, Samba und Paso doble hatte er in der Tanzschule Geiger in Lindau. Nach dem Abitur vor zwei Jahren war klar: Er will mehr und beim stärksten Verein tanzen – dem Grün-Gold-Club Bremen (GGC), inzwischen 13 Mal in Folge deutscher Meister und alleine seit 2012 sechsmal Weltmeister im Formationstanz Latein. Bottke rief beim Verein an, fuhr 19 Stunden mit dem Fernbus nach Bremen, schlief im Park, tanzte vor – und stieg ins Training ein. So viel Einsatz hat sich gelohnt!
Im Paartanz ist Bottke mit seiner Partnerin Melanie Sotskov aktuell Landesmeister Nord (C-Klasse) und Vize-Landesmeister (B-Klasse). Im Formationstanz stand Bottke in der Landesliga und Regionalliga auf der Tanzfläche, arbeitete sich vom E-Team aus Stück für Stück nach oben. Heuer wurde er ins wiederaufgestiegene B-Team des GGC berufen – und schaffte so den Sprung in die 1. Bundesliga.
Am Samstag ging ein großer Traum in Erfüllung: Zum ersten Mal schwang Bottke sein Tanzbein bei der höchsten nationalen Serie, der deutschen Meisterschaft im Formationstanz in Hamburg. Keiner hatte mit der Nachwuchsmannschaft gerechnet, die im Schatten des erfolgreichen A-Teams des GGC steht. Bottkes Formation erreichte unter acht Teams Rang 5 und schrammte so knapp am Finale vorbei.
Nach dem Wettkampf zeigte sich der 21-Jährige überglücklich und erleichtert: „Ich bin enorm unter Druck gestanden“. Niemand wusste, wo das junge Team steht, denn erst seit April trainiert die neu zusammengestellte Mannschaft miteinander.
Sieh hier das Video vom Auftritt in Hamburg:
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(Video: Frank Büter)
Nebenbei – denn als Amateur muss sich Bottke mit einem Job in der Gastronomie selbst finanzieren: 150 bis 200 Euro, schätzt Bottke, gehen pro Monat alleine fürs Tanzen drauf. Seit September standen 20 bis 35 Stunden Training pro Woche an: „Die Vorbereitung war krass – aber sie hat sich gelohnt.“
Die jungen Talente genießen beim GGC von Anfang an eine intensivere technische Förderung als in vielen anderen Vereinen – unter Trainern wie den mehrfachen Weltmeistern Angelo Adler oder Roberto Albanese. Viele gehen auch im Paartanz an den Start und perfektionieren so jeden Schritt, jeden Hüftschwung, jede Pose. Bottke: „Ich denke, das ist eine unserer großen Stärken: Jeder Einzelne ist ein guter Tänzer. So punkten wir als Team natürlich umso mehr.“
Ich will es ins A-Team des GGC schaffen und mit ihm Weltmeister werden.Raban Bottke
Die DM war ein nervenaufreibender, anstrengender Tag. Um halb sechs morgens läutete der Wecker. Um 8.30 Uhr stand die Stellprobe an, bei der die acht Paare des Teams sich auf die Tanzfläche stimmen. Dann treten in der Vorrunde die acht Mannschaften der 1. Bundesliga an. Die Jury vergibt Punkte in Kategorien wie der technischen Qualität, der Präsentation der Choreografie oder der Synchronität der Tänzer. Zwei Teams scheiden aus, sechs tanzen in der Zwischenrunde, am späten Abend sind noch vier Formationen im Finale. Das bedeutet warten, hoffen, Einmarsch, sechs Minuten Höchstleistung, volle Konzentration und volles Risiko in der Vorrunde. Dann wieder warten, hoffen – und die große Erleichterung: Zwischenrunde erreicht! Und dann alles noch einmal, im Finale mitfiebern mit dem A-Team – und eine durchgefeierte Nacht.
Nach der Meisterschaft wird es für Bottke ruhiger und er kann sich seinem frisch begonnenen Pädagogik-Studium widmen. Ab Januar steht für den 21-Jährigen die Bundesligasaison an. Persönlich hat er klare Ziele: den Klassenerhalt schaffen, bestmöglich in den Turnieren abschneiden und sich selbst weiter verbessern: „Ich will es ins A-Team des GGC schaffen und mit ihm Weltmeister werden.“