Der Fußball lebt von seinen Fans, doch die Fans leben auch vom Fußball. Sie trifft die aktuelle sportfreie Zeit mit am härtesten. War vor Corona das Wochenende durch das Spiel des Lieblingsteams bestimmt, stehen nun Gartenarbeit, Sport (ohne Ball) und Familienzeit auf dem Programm. Hört sich gar nicht so schlecht an, möchte man denken. Doch bei solch einem Gedanken blutet das Herz des Fußballfans. Spiele wollen sie sehen und Tore, am liebsten vom eigenen Klub. Das fällt aktuell jedoch flach. Leider. „Nicht unbedingt“, meint Thomas Wieczorek, Vorsitzender des Fanclubs Rot-Schwarz Allgäu des 1. FC Nürnberg. „Unsere Mitglieder schauen in dieser schweren Zeit eben alte Spiele an. Natürlich jeder für sich daheim, obwohl wir schon versucht haben, gleichzeitig ein Spiel zu sehen und uns währenddessen per Videochat zu unterhalten. Den Trick dafür haben wir allerdings noch nicht gefunden“, erzählt Wieczorek.
Was wird aus der Mannschaft?
Am liebsten laufen bei ihm das Pokalfinale von 2007 gegen Stuttgart oder Siege des Clubs gegen Bayern München. „Es ist wichtig für unsere Gemeinschaft, dass wir den Kontakt halten. Deshalb telefonieren wir oft und machen auch virtuelle Stammtische. Da reden wir natürlich auch über die aktuellen Entscheidungen in Politik und Sport.“ Dass die Saison aktuell auf Eis liegt, findet er richtig: „Wir diskutieren im Fanclub oft darüber, was der richtige Weg ist. Das Risiko ist noch zu groß, weshalb wir die Entscheidung unterstützen, den Spielbetrieb vorerst ruhen zu lassen.“ Von Geisterspielen hält er als Fan nicht viel, „aber wenn dadurch Vereine vor dem finanziellen Ruin bewahrt werden können, sind sie alternativlos“, sagt Wieczorek. Was den Vorsitzenden allerdings beschäftigt, ist die Unsicherheit, was nach Corona passiert. „Wann geht es wieder los? Was wird aus der Mannschaft? Welcher Spieler bleibt, welcher geht? Und vor allem: Was passiert mit Vereinen, die das finanziell nicht stemmen können?“
Im Max-Morlock-Stadion stehen sie in der Nordkurve
Der Fanclub Rot-Schwarz Allgäu hat über 40 Mitglieder – Tendenz steigend, sagt Wieczorek – und davon seien etwa 15 aktiv dabei. „Viele von uns haben Dauerkarten und wir fahren zu jedem Heimspiel und stehen in der Nordkurve. Ein paar Auswärtsfahrten kommen in der Saison auch noch dazu. Das fehlt uns natürlich enorm“, so der Vorsitzende. Dennoch müsse der Sport erst einmal hintanstehen: „Obwohl Fußball einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat, muss er vor allem jetzt Solidarität zeigen. Andere Bereiche trifft es deutlich härter.“
Allzu lange dürfen Fußball, Handball und Co. allerdings nicht ruhen, gibt Wieczorek zu bedenken. „Die Bevölkerung bekommt aktuell viel Peitsche zu spüren, was auch notwendig ist. Doch bald braucht sie wieder Brot.“ Der 1. FC Nürnberg würde, laut Wieczorek, finanziell wohl über die Runden kommen. Trotzdem haben die Mitglieder des Fanclubs vom Rückgaberecht der Dauerkarten keinen Gebrauch gemacht.