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In 18 Monaten vom Anfänger zur Triathlon-Doppel-WELTmeisterin

Madlens Märchen

In 18 Monaten vom Anfänger zur Triathlon-Doppel-WELTmeisterin

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    Triathlon-Heldin: Beim Laufen, ihrer Paradedisziplin, schüttelte die Allgäuerin Madlen Kappeler ihre Konkurrentinnen ab und lief in Dänemark zum nächsten Gold, zum WM-Titel und zum Gesamtsieg aller Altersklassen.
    Triathlon-Heldin: Beim Laufen, ihrer Paradedisziplin, schüttelte die Allgäuerin Madlen Kappeler ihre Konkurrentinnen ab und lief in Dänemark zum nächsten Gold, zum WM-Titel und zum Gesamtsieg aller Altersklassen. Foto: Ingo Kutsche

    Schritt für Schritt zum großen Glück stimmt so gar nicht. „Mit einem Urknall auf die Weltbühne“ trifft den Nagel auf den Kopf. Triathletin Madlen Kappeler hat sich mit einer Sternstunde ihrer noch jungen Karriere ein Denkmal gesetzt. Die 20-jährige Vorderhindelangerin gewann bei der Duathlon-Weltmeisterschaft auf der dänischen Insel Fünen Doppel-Gold. „Ich kann nicht beschreiben, was in mir vorgeht. Es ist unglaublich“, sagte Kappeler der AZ nach ihrer Rückkehr aus Dänemark: „Ich hätte nie damit gerechnet. Wenn überhaupt, hätte ich mir einen Podiumsplatz erhofft. Aber so etwas kann man nicht erträumen.“

    Was Kappeler meint, ist eben dieser kometenhafte Aufstieg. Immerhin hat die junge Oberallgäuerin bekanntermaßen erst im Oktober 2016 dazu entschlossen, dem Triathlonsport nachzugehen – 2017 war ihre erste Saison auf der Grundlage strukturierten Trainings. In 18 Monaten vom Anfänger zum Doppel-Weltmeister – Kappelers Karriere gleicht schon jetzt einem Märchen.

    So sehen Sieger aus: Stolz reckt die Oberallgäuerin das Band beim Zieleinlauf in die Höhe.
    So sehen Sieger aus: Stolz reckt die Oberallgäuerin das Band beim Zieleinlauf in die Höhe. Foto: Ingo Kutsche

    Allein gegen den Rest

    Selbst in der weltweit besten Konkurrenz in Odense lief es (fast) wie am Schnürchen. Den Auftakt der Gold-Tage machte die Standard-Distanz im Duathlon, bei der es 10 Kilometer zu laufen, 40 zu radeln und abschließend 5 Kilometer zu laufen gilt. „Ich wollte ganz unabhängig von der Konkurrenz nach meinem Rhythmus laufen“, erzählt Kappeler. Mittendrin im Spitzenfeld, aber mit etwas Rückstand auf die Spitze, ging es für die Wahl-Kölnerin zur ersten Wechselzone. In ihrer Altersklasse 20 bis 24 war sie schon zu dem Zeitpunkt die Führende. Nachdem sie die zehntbeste Zeit auf dem Rennrad hatte, ging es für Kappeler als Vierte auf die Laufstrecke – wenige Hundert Meter vor dem Ziel zündete sie einen Turbo, wurde Gesamtdritte. Und Altersklassen-Weltmeisterin.

    „Ich konnte nicht kapieren, was ich da geschafft habe – auch zwischen den Rennen nicht“, erzählt Madlen Kappeler: „Nach dem ersten Titelgewinn war es ein komisches, aber ein cooles Gefühl. Ich hatte aber nicht viel Zeit, weil der Check-In für das nächste Rennen anstand. Ich war einfach nur glücklich.“ 36 Stunden blieben der frischgebackenen Weltmeisterin bis zum Sprint – ihr ganz großer Auftritt sollte noch kommen.

    Das ist meine Heimat und der schönste Fleck auf der ganzen Welt.Madlen Kappeler über das Allgäu

    Im Sprint, 5 Kilometer laufen, 20 km radeln, 2,5 km laufen lief es anfangs zäh, am Ende grandios. „Ich muss gestehen, dass die Konkurrenz ein hohes Tempo vorgelegt hat und ich dachte, das wird ein hartes Stück Arbeit, um überhaupt irgendwas zu reißen“, erzählt Kappeler. Die Spitze allerdings konnte das Tempo nicht halten – Kappeler ihres schon. Die Oberallgäuerin übernahm die Führung, wechselte als Erste aufs Rad und ließ sich auch nicht davon beirren, dass die Gruppe sie zur Hälfte der Rennrad-Strecke einholte. Beim Laufen, ihrer Paradedisziplin, schüttelte sie nach und nach die verbliebenen drei Konkurrentinnen ab und lief in Odense zum nächsten Gold, zum WM-Titel und zum Gesamtsieg aller Altersklassen.

    Bald geht's in die USA

    „Unglaublich, verrückt. Ich bin ehrlich sprachlos“, versuchte Kappeler auch 48 Stunden nach ihrem Gold-Coup die größten Erfolge zu begreifen. „Das Ganze ist nicht zu fassen – erst recht, wenn man sieht, was im vergangenen Jahr alles passiert ist.“ Denn erst mit dem Umzug nach Köln, wo Kappeler Sportwissenschaft studiert, erhielt ihre Trainingsarbeit erst Struktur – der Kölner Triathlon-Trainer Benjamin Herrera bringt die 20-Jährige seit über einem Jahr auf Vordermann. Nach dem Aufstieg 2017, als Kappeler reihenweise regionale Erfolge feierte, folgt nun also der große Durchbruch. Schon im Vorjahr hatte die Allgäuer Ironman-Legende Axel Reusch gelobt: „Sie macht eine wahnsinnige Entwicklung durch. Im läuferischen Bereich ist sie eine Macht. Es beeindruckt mich, wie ehrgeizig sie trainiert.“

    Sie macht eine wahnsinnige Entwicklung durch. Im läuferischen Bereich ist sie eine Macht. Es beeindruckt mich, wie ehrgeizig sie trainiert.Axel Reusch

    Kappeler selbst weiß allzu gut, dass auf Höhen naturgemäß auch Tiefen folgen können. „Ich kann das gut einordnen. Im mentalen Bereich habe ich ohnehin noch viel Nachholbedarf. Meine Nervosität, mein Hang dazu, mit mir zu hart ins Gericht zu gehen“, sagt Kappeler: „Aber ich spreche mir Mut zu, immer positiv zu denken.“ Dafür dass sie geerdet bleibt, sorgen zwei unverzichtbare Bausteine in Kappelers Leben: die Familie und das Allgäu: „Das ist meine Heimat und der schönste Fleck auf der ganzen Welt. Die Familie ist das Wichtigste – meine Eltern versuchen mir alles zu ermöglichen, damit es mir gut geht und ich meinen Sport überhaupt ausüben kann.“ Und das tut Madlen Kappeler mit aller Leidenschaft.

    Ab August geht es für die 20-Jährige für ein Lauf-Vollstipendium an die Florida Atlantic-University, wo sie für das College-Team antreten wird. „Ich habe Lust, immer weiterzumachen. Es macht mich richtig glücklich“, sagt Madlen Kappeler: „Ich freue mich auf die Zukunft“.

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