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In der Bundesliga sind die Mädels am Ball

"Eingeschworener Haufen"

In der Bundesliga sind die Mädels am Ball

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    Erfolgreiches Duo: Milena und Lisa gehen in Memmingen aufs Gymnasium und pendeln nach der Schule mehrfach wöchentlich ins württembergische Alberweiler, wo sie gemeinsam in der Junioren-Bundesliga kicken.
    Erfolgreiches Duo: Milena und Lisa gehen in Memmingen aufs Gymnasium und pendeln nach der Schule mehrfach wöchentlich ins württembergische Alberweiler, wo sie gemeinsam in der Junioren-Bundesliga kicken. Foto: Verena Kaulfersch

    Es waren einmal zwei Mädels, die liebten beide Fußball. Und weil sie so oft und so gerne spielten, wurden sie so gut darin, dass es sogar für die Bundesliga der B-Juniorinnen reichte. Mit ihren Gefährtinnen vom SV Alberweiler (SVA) fuhren sie durchs Land und stellten sich furchtlos Gegnern wie dem FC Bayern München oder Eintracht Frankfurt.

    Soweit das Märchen. Dahinter steckt harte Arbeit. Es überhaupt in den Kader des SVA zu schaffen, ist eine Leistung - dann heißt es: Am Ball bleiben! Ferien mit Faulenzen und Feiern pur? Fehlanzeige! Lisa Natterer (15) und Milena Graf (16) haben einen Plan: Lauf-Einheiten von 60 Minuten mit 130er Puls stehen darauf, außerdem hat der Trainer zum Beispiel Sprint-Übungen verordnet. Nach zweiwöchiger Pause startet dann wieder das Training und die Mädchen stehen 105 Minuten auf dem Rasen – und das dreimal die Woche.

    Etwa eine Stunde Anfahrt haben die Mädchen nach Alberweiler, ein Örtchen im Landkreis Biberach – da ist die Zeit knapp: Oft lernen die Neuntklässlerinnen vom Memminger Vöhlin-Gymnasium deshalb im Auto. „Wenn wir Training haben und Schulaufgaben anstehen, kann es schon stressig werden“, sagt Lisa. Das Gute: Weil beide Mädchen in der gleichen Klasse sind, funktioniert gegenseitiges Abfragen bestens.

    Ein genervtes „Ihr mit eurem Fußball“ gibt’s von Freunden zwischendurch schon mal, wenn sie absagen muss, erzählt Lisa. Und klar sind da Momente, „in denen man sich denkt, ich würde jetzt lieber was mit meinen Freunden machen“, sagt Melina: „Aber das geht wieder vorbei.“ Den nötigen Motivationsschub liefern die Leidenschaft fürs Kicken und das Team: Obwohl die Mädchen weit voneinander entfernt wohnen - zum Beispiel am Bodensee oder in der Nähe von Ulm - „hocken wir ständig aufeinander und sind schon ein eingeschworener Haufen“, erzählt Lisa.

    "Man ist eher sauer auf den Trainer"

    Den kutschiert der Bus auch mal zu Spielen nach Frankfurt oder ins hessische Wetzlar. Mehr als 20 Mädels – nur elf können spielen: Geht das ohne Zickereien ab? „Konkurrenz ist natürlich da, aber es gibt keinen Streit deswegen“, sagt Lisa. Außerdem, macht Milena klar, „ist man eher sauer auf den Trainer als auf ein anderes Mädchen, wenn man nicht spielen darf“.

    Melina Graf (zweite von rechts) bei der Frauenfußball-WM mit Nadine Angerer (Mitte), damals Torhüterin der Nationalmannschaft.
    Melina Graf (zweite von rechts) bei der Frauenfußball-WM mit Nadine Angerer (Mitte), damals Torhüterin der Nationalmannschaft. Foto: privat

    Ihren bisher schönsten Moment beim SVA erlebten die Mädchen, als das Team in diesem Jahr deutscher Meister im Futsal, also im Hallenfußball, wurde. „Allein schon so weit zu kommen, war genial“, sagt Milena, „dass wir dann gegen Köln im Finale gewonnen haben, konnte ich gar nicht glauben.“ Ein Vorbild für die Torhüterin ist – logisch – Nationalkeeper Manuel Neuer. Beeindruckt hat sie aber auch eine Begegnung mit Nadine Angerer, die damals bei der Frauen-Nationalelf im Tor stand. Nach einem Spiel im Augsburger Stadion während der Frauen-WM 2011 entstand ein Foto, das die 16-Jährige bis heute aufbewahrt: „Es war ein tolles Gefühl neben ihr zu stehen und zu wissen, was sie alles kann.“

    Frauen-Fußball auf dem Vormarsch

    Dass Frauen-Fußball inzwischen auf mehr Interesse stößt, freut Milena und Lisa. Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, dem das Team kürzlich einen Besuch abgestattet hat, „gibt es zu dem Thema eine eigene Abteilung“, erzählt Milena. „Wir haben aber auch gehört, dass im Dortmunder Stadion keine Frauenmannschaften spielen, weil zu wenig Zuschauer kommen. Das ist echt schade“, findet Lisa. Profi werden: Für beide Mädchen wäre das ein Traum, vorerst halten sie es jedoch mit der Realität. Denn um die eigene Leidenschaft zum Beruf zu machen, „müsste man eigentlich jetzt schon den Sprung in die U17-Auswahlmannschaft des DFB geschafft haben".

    Darüber machen sich die Mädchen aber erstmal keinen Kopf. Denn bei aller Fußballbegeisterung - auch ein bisschen Feriengefühl und Zeit für Freunde müssen sein. Das nächste Ziel: gemeinsames Zelten an der Iller.

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