Der Oberstdorfer Bürgermeister Klaus King hat die Hoffnungen auf eine mögliche Bonus-WM im Jahr 2027 anscheinend schon ad acta gelegt. Zwei Wochen nach dem Ende der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in seinem Ort zog King im „Rathaustelegramm“ eine positive WM-Bilanz. Er dankt insbesondere der Hotellerie, allen Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben, die trotz erschwerter Bedingungen "hervorragende Gastgeber" gewesen seien. Und King wagte einen Blick voraus. Die Bandbreite der Meinungen im Ort sei groß. Manche plädierten für eine sofortige erneute Bewerbung, andere würden diese strikt unterlassen. Und auch über eine Bürgerbeteiligung werde heftig diskutiert. Bei all dem müssten laut King alle Beteiligten auf dem gleichen Kenntnisstand sein. Er nannte dafür sechs wichtige Fakten:
- Die Bewerbungsfrist für eine WM 2025 sei am 1. März abgelaufen.
- Eine Bewerbung für 2027 sei keine Option. Das sei mit Deutschem und Internationalem Skiverband während der WM erörtert worden.
- Falun wolle sich um die WM 2027 bewerben. Die Schweden hätten nach dem bisherigen Zyklus Vorrang.
- Laut Fis-Statuten müssen zwischen zwei Ausrichtungen eines Ortes acht Jahre liegen. Für Oberstdorf würde das eine frühestmögliche WM 2029 bedeuten.
- Der DSV überlege, sich mit Garmisch-Partenkirchen für die Alpin-WM 2027 zu bewerben.
- Doppelbewerbungen für zwei Weltmeisterschaften in einem Land seien nicht zielführend.
King räumte damit ein, dass die vom DSV und Markt Oberstdorf während der WM anvisierten Gespräche mit dem Präsidenten des Internationalen Skiverbandes Fis, Gian-Franco Kasper, anscheinend nicht zum Ziel geführt haben. Schließlich hieß es im Vorfeld wiederholt, man wolle sich sehr stark um eine zusätzliche WM unter Nicht-Corona-Bedingungen bemühen. Je früher eine erneute WM wieder in Oberstdorf stattfinden würde, desto günstiger könnten die nötigen Investitionen an den Sportstätten ausfallen. Doch nun deutet alles darauf hin, als wären die Vertreter des Internationalen Skiverbandes stur geblieben und würden von ihrem normalen Bewerbungsprozedere nicht abrücken.
Oberstdorf 2027 sorgt in Garmisch für Ärger
Für Verwirrung hatte die mögliche Oberstdorfer „Bonus-WM 2027“ übrigens in den vergangenen Wochen auch in Garmisch-Partenkirchen gesorgt. Denn für 2027 steht (nach einer ersten erfolglosen Bewerbung für 2025) auch die Kandidatur von Garmisch-Partenkirchen um die alpinen Titelkämpfe im Kalender. Zwar fehlt im oberbayerischen Wintersport-Ort noch die Zustimmung des Gemeinderates, doch bei einem Vorgespräch des örtlichen Bewerbungskomitees mit dem Deutschen Skiverband und den Bürgermeisterinnen Elisabeth Koch und Claudia Zolk gab es nur ein großes Thema: die Bonus-WM in Oberstdorf. Vor allem der Garmischer OK-Chef Peter Fischer, der versucht, nach 2011 erneut eine Alpin-WM an Kandahar und Gudiberg zu holen, fühlte sich vom DSV und den Oberstdorfern vor den Kopf gestoßen. Weil jedes Wort die Bewerbung aber zu schwächen droht, möchte sich Fischer „dazu nicht äußern, obwohl es viel zu sagen gäbe.“ Der Münchner Merkur hat aber Internas zugespielt bekommen: Im Gesprächsprotokoll heißt es unter dem Punkt „Weiteres Vorgehen“: „Es gibt eine klare Positionierung seitens der 1. Bürgermeisterin und des Skiclubs, dass eine Bewerbung für eine Alpine Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen im selben Jahr wie Oberstdorf nicht infrage kommt.“ Auch eine WM 2029 sei keine Alternative, da sonst die Reduzierung der Bewerbungskosten (91 000 Euro Anteil für die Gemeinde) verloren gehe. „Spiegel online“ gegenüber hatte DSV-Präsident Franz Steinle kein Problem darin gesehen, mit zwei deutschen Standorten ins Rennen zu gehen – auch wenn das Risiko mindestens einer Absage hoch sei. Eine Woche später sagte Steinle dem Merkur: „Wir werden offen und transparent abwägen, ob eine Doppelbewerbung Sinn macht oder wie eine alternative Zeitschiene aussehen könnte.“ Um niemandem weh zu tun, scheint es also durchaus möglich, dass der DSV eine Garmisch-Kandidatur für 2027 und eine Oberstdorf-Bewerbung für 2029 vorschlagen könnte.
DSV will am Donnerstag entscheiden
Stefan Schwarzbach, Pressesprecher des Deutschen Skiverbandes, ließ das aber noch offen. Er bestätigte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass sich der Verband am kommenden Donnerstag in seiner Vorstands- und Präsidiumssitzung intensiv mit den WM-Bewerbungen aus dem Oberallgäu und dem Werdenfelser Land als zentrales Thema beschäftigen und letztlich auch eine Entscheidung herbeiführen wolle - unabhängig von den politischen Entscheidungen vor Ort. Die aus vielen Emotionen heraus geborene Vision einer baldmöglichen „Bonus-WM“ für Oberstdorf sei bisher an Regularien und Statuten gescheitert, deren Details zuvor niemand so recht gekannt habe. „Nun brauchen wir einen Plan B“, sagt Schwarzbach. Es gelte nun zu prüfen, inwieweit diese Statuten umgestoßen und eventuelle Sonderregelungen getroffen werden könnten. Am Freitag werde die Öffentlichkeit entsprechend unterrichtet.