Auf seinem angestammten Platz zwischen den Pfosten strahlt Tobias Heiland so viel Ruhe aus. Er nimmt’s gelassen und strahlt doch Souveränität aus. Das ist eine der großen Stärken des 35-Jährigen, der seit Sommer 2017 im Tor des Fußball-Bayernligisten TSV Kottern steht und das Team als Kapitän aufs Feld führt. Zuletzt drohte dieses innere Gleichgewicht aber aus dem Lot zu geraten. Heiland dachte über seine sportliche Zukunft nach und kämpfte sich durchs Gefühlschaos. „Es war eine sehr, sehr, sehr schwere Entscheidung“, sagt er. An einem Abend hängte er die Kickschuhe schon gedanklich an den Nagel, am nächsten Morgen freute er sich wieder auf neue Herausforderungen mit seinem Team. Am Ende verlängerte der 35-Jährige seinen Vertrag bei den Sankt Mangern um ein weiteres Jahr bis zum Sommer 2022. „Weil ich dieses Kapitel ordentlich zu Ende bringen will und ich gemerkt habe, dass mir Fußball wirklich fehlt“, sagt Heiland.
Tobias Heiland genießt in der Corona-Zwangspause die Zeit mit der Familie
Das war in den vergangenen Wochen aber nicht immer so. Heiland hatte zu Beginn der Saison 2019/2020 bereits angekündigt, nach der Runde aufzuhören. „Da wusste noch niemand, was in der Corona-Krise noch alles auf uns zukommen würde. Ich hatte dann während der Pandemie in der Fußball-Zwangspause zeitweise auch gar keine Lust mehr, wieder auf den Platz zurückzukehren. Ich war kurz davor, vorzeitig einen Schlussstrich unter meine aktive Zeit zu ziehen.“ Das gibt er offen und ehrlich zu. Der Aufwand, den er für sein Hobby Fußball betreibt, sei schließlich groß. Die ausgiebige Zeit mit der Familie genieße er gerade. Auf die 45 Minuten einfache Fahrtzeit von seinem Wohnort im Landkreis Weilheim-Schongau zum Training nach Kempten könne er gut verzichten. Nicht aber auf die Zeit mit den Mitspielern und Freunden, auf Kabinengespräche und den Zusammenhalt auf dem Platz. „So wollte ich einfach nicht aufhören. Ohne Zuschauer. Ohne, dass jemand mitbekommt, dass ich nicht mehr mitspiele. Ich will’s allen zeigen, dass ich es noch kann“, sagt Heiland. Bei den Vereinsverantwortlichen hat diese Zusage für eine weitere Saison große Freude ausgelöst. Michael Feneberg, Sportlicher Leiter beim TSV Kottern, bezeichnet Heiland als „absoluten Schlüsselspieler in dieser Mannschaft“.
Die Ansprüche beim TSV Kottern sind in den vergangenen Jahren gestiegen
Der 35-Jährige hat großen Anteil an der sportliche Entwicklung der Sankt Manger in den vergangenen Jahren. Als er 2017 vom TSV Landsberg kam, waren die Ansprüche bei den Allgäuern noch bescheiden. „Wir haben um den Klassenerhalt gekämpft und es war immer knapp. Jetzt spielen wir oben mit und diskutieren sogar, ob wir uns für die Regionalliga Bewerben sollen. Es ist toll, wie es hier ständig vorangeht“, sagt der Torwart.
Der Rückstand auf Rang zwei beträgt schon neun Punkte
Heuer scheint es aber unwahrscheinlich, dass der nächste Schritt gemacht werden kann. Der TSV Kottern wollte die Chancen auf den Aufstieg über den Ligapokal wahren. „Das wären nur fünf oder sechs Spiele bis zu diesem Ziel gewesen. Aber wenn der Lockdown noch länger dauert, wird dieser Wettbewerb wahrscheinlich gestrichen. Und dann glaube ich nicht, dass wir große Chancen haben, den zweiten Platz noch zu erreichen“, meint der TSV-Kapitän. Neun Punkte liegen die Kotterner hinter dem derzeitigen Zweiten, dem FC Deisenhofen, zurück, acht Partien stehen noch aus. Heiland: „Da müsste schon viel passieren. Wir müssten fast jedes Spiel gewinnen und die Konkurrenz ständig verlieren.“