Überraschung beim ersten Kombinations-Wettkampf der Nordischen Ski-WM in Seefeld. Der Oberwiesenthaler Eric Frenzel führt nach dem Springen von der Großschanze am Bergisel. Der mit 30 Jahren älteste DSV-Kombinierer schaffte mit 130,5 Metern den weitesten Sprung und geht mit fünf Sekunden Vorsprung auf den Österreicher Mario Seidl und jeweils zehn Sekunden auf Jan Schmid (Norwegen) und Franz-Josef (Österreich) in die Loipe.
Frenzel ist dreifacher Olympiasieger und fünffacher Weltmeister. Nach dem Springen sagte er: "Ich werde mit viel Spaß ins Rennen gehen und schauen, dass ich so lange wie möglich vorne bleibe. Ich fühle mich nicht schlecht."
Damit hat Frenzel beste Chancen, Nachfolger des Oberstdorfers Johannes Rydzek zu werden, der vor zwei Jahren bei der Ski-WM in Lahti alle vier möglichen Goldmedaillen gewonnen hatte. Rydzek landete in Innsbruck bei 117,5 Meter (Platz 13) und hat vor dem 10-km-Langlauf einen schier unaufholbaren Rückstand von 1:15 Minuten. Auch Vinzenz Geiger kam mit der Schanze nicht wirklich zurecht. Der 21-jährige Oberstdorfer landete bei 117 Metern , belegt Rang 15 und startet sieben Sekunden hinter Rydzek und 1:22 Minuten hinter Frenzel in die Loipe.
Die Daumen bleiben also gedrückt - hier kommen Familie und Wegblegleiter von Johannes Rydzek zu Wort.
SEIN TRAINER

Hermann Weinbuch (58) dämpft die Erwartungen. Was vor zwei Jahren in Lahti passierte, sei „unglaublich, unvorhersehbar und unnatürlich“ gewesen. Alles abzuräumen könne man sich nicht vornehmen. „Der Wahnsinn kann kein Ziel sein“, sagt Weinbuch. Obwohl die WM-Vorbereitung sehr gut für Rydzek gelaufen sei, habe er den Schwung nicht an die Schanze mitnehmen können. Rydzek sei immer noch im Such-Modus. Weinbuchs Prognose: „Wenn er es schafft, am Wettkampftag ohne Zweifel zu springen, dann hat er gute Chancen.“
SEIN MANAGER
Jens Zimmermann (46) betreut Rydzek seit 2013. Aus der Geschäftsbeziehung sei eine Freundschaft geworden. Zum Ehrgeiz und zur Zielstrebigkeit in den ersten Jahren sei eine gehörige Portion Gelassenheit gekommen. „Johannes weiß, dass er nichts erzwingen kann.“ An seinem Sportler schätzt Zimmermann besonders: „Er ist ein sehr empathischer Mensch. Er braucht ein harmonisches Umfeld und ist das Paradebeispiel für einen Familienmenschen.“ Zimmermann hätte nichts dagegen, wenn die One-Man-Show Rydzeks bei Weltmeisterschaften weitergehe. Die Weltspitze sei in dieser Saison enorm zusammengerückt. Seine Vorhersage: „Bei Großereignissen muss man mit Johannes immer rechnen. Alles ist möglich.“
SEIN VATER

Michael Rydzek (59) schickt eines vorweg: Johannes sei trotz der großen Erfolge immer noch der Alte. „Die Familie ist ihm enorm wichtig. Hier hat er sich auch immer den Rückhalt geholt, wenn es mal nicht so gelaufen ist.“ Komme der Sohn zu Besuch, vermeide man mittlerweile Gespräche über den Sport. Das Älteste von drei Kindern – Simon ist 25, Coletta 21 – lege großen Wert darauf, sich mit seinen ebenfalls sportlichen Geschwistern regelmäßig auszutauschen. Auch Papa Rydzek ist überzeugt: „Johannes hat immer einen Anspruch an sich selbst. Mit einer Medaille wird es schon wieder klappen.“
SEIN KUMPEL
Benedikt Holzmann (27) war ab der vierten Schulklasse Rydzeks Banknachbar. Als Telemarker ist er im Winter ebenfalls viel unterwegs. Doch wann immer möglich verabredet er sich mit Rydzek zu ein, zwei Stunden Skifahren oder Langlaufen. „Der Sport ist da auch mal Nebensache. Wir reden dann über Fahrräder und gute Espresso-Maschinen.“ Den Sportler Rydzek beschreibt er so: „Johannes ist klar in seiner Zielsetzung, arbeitet konsequent seine Trainingspläne ab und hat eine riesige Selbstdisziplin.“ In Seefeld traut er ihm alles zu: „Er hat das Maximum schon erreicht und kann vollkommen locker rangehen.“
SEIN ENTDECKER

Kombi-Trainer Thomas Müller (57) hat Rydzek mit elf Jahren beim SC Oberstdorf übernommen. Seine Karriere sei einzigartig. Auch wenn bei Rydzek alles immer so einfach aussehe, stecke viel Aufwand dahinter. Die Titelverteidigung hält Müller für eine harte Nuss. „Johannes wird ehrgeizig und nervös sein wie immer. Ob seine mentale Stärke zum Tragen kommt, ist aber offen.“ Diesmal seien andere an der Reihe ...
EIN UNTERSTÜTZER
Weil Rydzek mit den Fußballern des FC Augsburg sympathisiert, hat er in Trainer Manuel Baum einen prominenten Unterstützer: „Wir werden auf seine Wettkämpfe schauen und ihm die Daumen drücken, so wie er sicher auch unsere Spiele verfolgen wird. Vielleicht können wir uns mit Erfolgen gegenseitig beflügeln.“