Die beiden Ju-Jutsukas heißen Severin (17) und Nicolas (20) Lindner. Gemeinsam mit Jason Wille, 14, und Ayeob Amri-Aziz (16) sind sie die Nachwuchshoffnung des TV Neugablonz.

„Ju-Jutsu ist ein Vollkontaktsport.“ Den Körper des Gegners darf man voll treffen; den Kopf nur abgestoppt, sagt Wille aus Apfeltrang, der gerade verletzt ist. Aber: Das Risiko, sich bei diesem Sport zu verletzen, schätzt er als niedriger ein als bei vielen anderen Sportarten. Passend zu seiner Aussage hat er sich nicht beim Kämpfen, sondern beim Basketball verletzt.
Wie Wille sind auch die Lindner-Brüder über Karate zum Ju-Jutsu gekommen. Und natürlich über ihren Vater Jürgen Lindner, der die vier Jungs trainiert und Leiter der Kampfsportabteilung des TVN ist. „Ju-Jutsu ist vielseitiger, weil es eine Mischung aus Karate, Judo und Ringen ist“, erklärt Severin Lindner seine Motivation zum Wechsel.
Seinem Bruder Nicolas gefällt an dem Kampfsport, dass man versucht, die Aktionen des Gegners gegen diesen selbst auszuspielen. Am Wettkampfsport schätzt Nicolas Lindner außerdem, dass man auf den Turnieren viele Leute kennenlernt.
„Auf der Matte sind das deine Gegner. Danach sind es aber Freunde“, sagt er. Amri-Aziz aus Memmingen hat vor dem Kampfsport Fußball gespielt. „Irgendwann war mir das zu langweilig“, sagt er. Ihm gefällt, dass man „nur für sich kämpft. Ich habe keine Mitspieler, mit denen man Stress hat, wenn das Ergebnis nicht stimmt“.
Drei Disziplinen gibt es im Ju-Jutsu: Fighting, Bodenkampf und Duo. Im Gegensatz zu den anderen Disziplinen handelt es sich bei Duo um einen einstudierten Schaukampf. Fighting umfasst drei Teile: Zuerst punkten die Kämpfer durch Schläge und Tritte.
Danach versuchen sie, den Gegner durch einen Wurf auf die Matte zu bringen. Im dritten Teil ist das Ziel, den Kontrahenten 15 Sekunden lang festzuhalten oder ihn vorzeitig zur Aufgabe zu zwingen. Bei der Disziplin Bodenkampf entfällt der erste Teil des Fightings.
Damit das Ergebnis stimmt, trainieren die vier jungen Männer drei Mal in der Woche Technik, Kraft und Ausdauer. Noch häufiger vor Turnieren. Der Einsatz zahlt sich aus: Bundeskader-Mitglied Severin Lindner wurde in diesem Jahr Deutscher Meister im Fighting und im Bodenkampf. Vor zwei Jahren holte er sich in Schweden den Titel des Europameisters.
Nicolas Lindner ist aufgrund seiner Ausbildung aus dem Kader ausgetreten. Erfolgreich ist er weiterhin: Bei den U-21 gewann er Bronzemedaillen bei der Deutschen Meisterschaft und bei den German Open. Bei den Erwachsenen sicherte er sich heuer den süddeutschen Meistertitel.
Bodenkampf-Spezialist Amri-Aziz wurde Zweiter bei der deutschen Meisterschaft und belegte Platz drei bei der Dutch Open. Vergangenes Jahr holte er sich den Titel des deutschen Meisters. Durch diese Erfolge wurde er in den Bundeskader 2017 berufen.
Der vierte talentierte Nachwuchs-Kämpfer, Jason Wille, wurde in diesem Jahr Deutscher Vizemeister der U15 im Fighting und deutscher Meister in einem kleineren Brazilian Jiu-Jitsu-Verband. Durch seine Leistungen wurde er in die U15-Auswahl berufen, die für Deutschland am U15-World-Cup auf Zypern teilnahm. Dort belegte er Platz neun im Fighting.
Hochkarätig geht es weiter. Im kommenden Jahr stehen etwa die Europameisterschaft, die Deutsche Meisterschaft und die Weltmeisterschaft an. Man darf gespannt sein, mit welchen Ergebnissen sie zurückkommen, die Ju-Jutsu-Kämpfer vom TV Neugablonz.