Auch Corona konnte den Kletterboom in diesem Jahr nicht stoppen. Trotz Pandemie, Lockdown und Einschränkungen ließen sich die Allgäuer nicht länger als unbedingt nötig vom Sport in der Vertikalen abhalten. Das gilt auch für das Klettern an Kunstgriffen im Kletterzentrum „Swoboda alpin“ der Sektion Allgäu-Kempten des Alpenvereinvereins (DAV): Hygienekonzept und ausgeklügelte Besucherlenkung bescherten der Sportstätte in etwa die gleichen Gästezahlen wie im Vorjahr. Doch ab Montag ist damit vorerst wieder Schluss.
Urlaub abbauen, Anlage auf Vordermann bringen
„Individualsport ist zwar erlaubt, aber was alle Freizeiteinrichtungen trifft, gilt natürlich auch für uns“, sagt Geschäftsführer Michael Turobin-Ort. Nun hoffen er und die anderen DAV-Verantwortlichen, dass sie die Kletterhalle in vier Wochen wieder öffnen dürfen. „So lange können wir das Personal beschäftigen, alles auf Vordermann bringen, Urlaub abbauen und dann wieder gut in den Dezember starten“, sagt er weiter. Doch alles, was darüber hinausgehe, bringe zunehmend wirtschaftliche Schwierigkeiten mit sich. Noch nicht klar ist, wie es mit dem Leistungssport von der Nationalmannschaft bis runter auf Sektionsebene weitergeht: „Sobald es gesetzlich möglich ist, scheuen wir keine Mühen, um das Training möglich zu machen“, verspricht Turobin-Ort.
Einlass-System und Online-Buchung
Dabei lief es nun Monate lang gut: Nach dem Stillstand des gesellschaftlichen und damit auch sportlichen Lebens öffnete das DAV-Zentrum bereits Ende Mai wieder. Zuerst durften die Gäste nur im Außenbereich klettern, die Gastronomie lief unter strengen Auflagen. „Aber ab Juni haben wir ziemlich schnell wieder hochgefahren“, erzählt Turobin-Ort. Neben den Hygienemaßnahmen sieht er vor allem das Einlass-System als Schlüssel für reibungslosen und regen Betrieb: Die Besucher konnten online Zeitfenster von jeweils drei Stunden buchen. Dabei galt es auch, vorab festzulegen, ob sie an die gesicherten Routen am Seil oder zum Bouldern wollten – also Klettern in Absprunghöhe. Anstehen und bangen, ob man noch rein darf, entfiel somit. Beim Klettern am Seil blieb jede zweite Linie frei, um Abstand halten zu können. Beim Bouldern hingegen war eine bestimmte Zahl an Besuchern pro Quadratmeter zugelassen. Wie viele Sportler insgesamt ins Zentrum durften, variierte somit. „Zuletzt waren wir bei 50 mit Seil und 60 beim Bouldern“, sagt Turobin-Ort.
Auch künftig soll der Besucherstrom entzerrt werden
Zu dieser Zeit herrschte überall – außer beim aktiven Klettern und beim Essen oder Trinken – wieder Maskenpflicht. Zum Vergleich: Vor der Pandemie waren schon mal 200 bis 300 Kletterer gleichzeitig da. Diese Spitzen gab es nun nicht mehr, dafür hat sich der Zustrom über den ganzen Tag verteilt. „Das Entzerren hat so gut geklappt, dass wir es für die Zukunft gern erhalten würden, wenn es geht“, sagt der Geschäftsführer.
Ihm ist bewusst, dass das Klettern es leichter hatte als andere Sportarten: Er vergleicht es mit dem Ringen, wo sich Abstände bekanntlich schwer einhalten lassen. Zudem wirke das Magnesium, das viele Kletterer für die Hände verwenden, desinfizierend. Noch besser sei die flüssige Variante, die Alkohol enthalte und damit noch wirksamer gegen mögliche Viren und Bakterien auf den Griffen sei.