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Kraxeln im Allgäu: Extremkletterer Alex Huber verrät seine wichtigsten Tipps

Interview im Oberallgäu

Kraxeln im Allgäu: Extremkletterer Alex Huber verrät seine wichtigsten Tipps

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    Kraxeln im Allgäu: Extremkletterer Alex Huber verrät seine wichtigsten Tipps
    Kraxeln im Allgäu: Extremkletterer Alex Huber verrät seine wichtigsten Tipps Foto: privat

    So mancher Zuschauer bekam schwitzige Hände, als Alexander Huber in Martinszell-Oberdorf im Oberallgäu von seinen halsbrecherischen Abenteuern auf dem Matterhorn oder in Grönland erzählte. Doch auch in unseren Bergen kennt sich der 50-Jährige bestens aus! Im allgaeu.life-Video verrät er, wo im Allgäu die besten Kletter-Hotspots sind, was für ihn das Bergerlebnis im Fels ausmacht und welche Rolle der Kopf spielt.

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    Neben der Technik und der Muskelkraft spielt beim Klettern auch die Psyche eine große Rolle. "Du musst Selbstvertrauen aufbauen", sagt Alex. Denn das Bewusstsein für das eigene Können und die eigene Stärke sind der Schlüssel. Alex sieht unerschrocken aus, selbst wenn er die steilsten Routen absolviert. Doch auch der Extremkletterer kennt die Angst. Sie ist sein überlebenswichtiger Begleiter. "Angst ist dein bester Freund. Die Angst sichert mir mein Überleben, sie leitet, lenkt und bremst mich."

    Angst sollte man nie ignorieren, sie ist deine Überlebensversicherung!Alexander Huber

    Wenn Alex in einem gefährlichen Gebiet unterwegs ist, wo leicht Abstürze passieren, ist ihm die Gefahr immer bewusst. Das entscheidende Kriterium: "Die Angst macht mich hochkonzentriert. Wenn sie mich dagegen nervös macht, will mir mein Körper etwas mitteilen." In dem Fall heißt es auch für den Profi: abbrechen und umkehren. "Angst sollte man nie ignorieren, sie ist deine Überlebensversicherung!"

    Sein Geld verdient der Extrembergsteiger mit Vorträgen. Etwa 60 bis 70 hält er pro Jahr. Trainieren geht er, wann immer er dazwischen Zeit findet. "Ich bin einfach gern am Berg." Bestes und abwechlsungsreiches Klettergebiet hat er auch direkt vor der Haustür. Nur zehn Minuten von seinem Hof im Berchtesgadener Land entfernt ragt das Massiv des Hohen Gölls (2.522m) empor. Alex wagte 2014 die schwierige Erstbesteigung der steilen Wetterbockwand und setzte damit einen weiteren Meilenstein beim Klettern.

    Bergsteigen ist ein Geschenk - man hat nicht nur das Bergerlebnis, sondern lernt auch Länder, Kulturen und Menschen kennen.Alexander Huber

    Seinen sportlichen Höhepunkt hatte er Mitte der 90er Jahre. Heute ist er 50 Jahre alt. "Als Spitzensportler altert man schneller", gibt er zu. "Ab 30 geht's kontinuierlich abwärts." Das Altern nimmt er gelassen. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Seine Ziele passt er seiner körperlichen Leistungsfähigkeit an, aber geht dabei nach wie vor an seine Grenzen. Dabei kalkuliert er Risiko und sein Können ganz genau – sonst wäre er wohl längst nicht mehr am Leben. Seine nächste Reise zum Bergsteigen und Klettern führt ihn nach Pakistan. Sein Motto ist dabei so einfach wie genial: "Immer schön festhalten und nie loslassen."

    Diese Allgäuer könnten ihn beerben

    Bleibt die Frage, jetzt wo die Huberbuam alterstechnisch längst keine Buam mehr sind, welche Allgäuer Talente könnten das Kletter-Duo beerben? Tatsächlich hat Alex sofort zwei Namen parat: der 28-jährige Fabi Buhl aus Oberstaufen und der 29-jährige Sebastian Brutscher aus Sonthofen. Mit beiden war Alex schon beim Bergsteigen und Klettern unterwegs.

    "Fabi ist ein starker Boulderer, der klettert auf höchstem Niveau." Er brauche aber noch Alpin-Erfahrung. Übrigens war es Fabi Buhl, der die erste Wiederholung der berüchtigten Wetterbockwand schaffte. 2016 kletterte er die „Huber-Route“ im Winter solo, das heißt selbstsichernd. "Sebi ist ein echtes Konditionsviech. Ich war mit ihm schon im Karakorum (hohes Gebirge in Zentralasien) auf zwei schweren Touren", erzählt Huber. Um eine gute Seilschaft zu bilden, braucht es immer ein Team, das sich mit seinen Stärken ergänzt.

    Für alle Kletterbegeisterten und Boulderer, die sich verbessern wollen, empfiehlt Alex mit einer "guten Gruppe" unterwegs zu sein. "Beobachtet euch gegenseitig beim Klettern und gebt euch Tipps!".

    • Geboren ist Alexander Huber 1968 in Trostberg/Oberbayern, heute lebt er mit seiner Familie in Scheffau bei Berchtesgaden.

    • Der geprüfte Berg- und Skiführer hängte seine Laufbahn als Physiker 1998 an den Nagel und folgte seiner Passion: dem Bergsteigen und Extremklettern.

    • Der Bergführer und Physiker eröffnete weltweit die erste Sportkletterroute im oberen elften Grad.

    • Die Eckpfeiler seiner Bergsteiger-Karriere: Die Route "Pan Aroma"als Highlight im alpinen Fels, die Freikletterrouten an den Bigwalls des Yosemite, die Erstbegehung der Westwand des Latok II und die Free-Solo-Durchsteigung der Direttissima an der Großen Zinne.

    • Mit seinem Bruder Thomas stellte er an der 1000 Meter hohen "Nose" am El Capitan mit 2:45:45 einen Speed-Rekord auf, der knapp neun Monate Bestand hatte.

    • Der Kinofilm "Am Limit" (2007) dokumentierte ihr Vorhaben und machte sie weltbekannt.

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