Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Borussia Dortmund hatte für seine rechte Außenbahn andere Pläne; und Marius Wolf suchte eine neue Herausforderung. „Für mich persönlich war klar, dass ich nach der langen Zeit was Neues machen will“, bekräftigt er. So endete im Sommer die Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Top-Klub und dem 29-jährigen Fußballprofi. Wolf sitzt im Pressekonferenzraum des FC Augsburg. Statt Schwarz-Gelb trägt er jetzt Rot-Grün-Weiß. Neben Enttäuschung und dem Gefühl des Verlierens ist dem Spieler von der Partie beim SC Freiburg (1:3) eine Blessur am Sprunggelenk geblieben. Nichts Schlimmes, merkt er an, Alltag im harten Berufssport. Mitte der Woche stand Wolf wieder auf dem Trainingsplatz.
Wirklich bitter wäre es gewesen, hätte Wolf ausgerechnet die nächste Partie verpasst. In eigener Arena empfängt der FCA Wolfs ehemaligen Klub (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Noch immer ist die Verbundenheit des Spielers groß, in seiner fünfjährigen Zeit beim BVB hat Wolf so ziemlich alles miterlebt. War Stammspieler und Reservist, debütierte in der Nationalmannschaft, wurde aber auch nach Köln und zu Hertha BSC verliehen. Spielte gegen den Abstieg und stand im Champions-League-Finale. Vollends geklappt hat es für Wolf beim Revierklub nie. Auch deshalb war schon vor Ablauf seines Vertrags klar, dass seine Zeit beim BVB enden würde.
FCA-Spieler Marius Wolf hat sich beim BVB einen Lebenstraum erfüllt
Wolf, gemeinhin niemand, der sich lange in der Vergangenheit aufhält, berichtet nur positiv über sein Engagement tief im Westen. Er blicke nicht mit einem weinenden Auge zurück, erzählt er. „Ich bin dankbar, dass ich bei dem Verein lange spielen durfte. Es war für mich ein Kindheitstraum, weil ich als kleiner Junge Dortmund-Fan war. Ich habe mir einen Lebenstraum erfüllt.“ Entsprechend ausgeprägt war die Identifikation mit dem BVB. Letztlich sei das Binnenleben einer Mannschaft überall gleich, mit manchen Spielern hätte man mehr Kontakt, mit anderen weniger.
Wolf spielt inzwischen bei seinem sechsten Profiklub in Deutschland. Teils entwickelten sich Freundschaften. Mit vielen habe er noch Kontakt, erzählt der Spieler. „Ich freue mich darauf, sie wiederzusehen. Das war die längste Station meiner Profikarriere. Ich habe viel mitgenommen, super Menschen kennengelernt.“ In Dortmund zählte Niklas Süle zu seinen besten Kumpels. Mit dem Abwehrspieler wollte Wolf nach dem Spiel das Trikot tauschen, doch der Abwehrspieler fällt länger verletzt aus. Sollte Wolf ein Tor erzielen, will sich der Ex-Dortmunder den Jubel verkneifen. Dieses Verhalten hat sich in Spielerkreisen etabliert, möchte man Respekt gegenüber dem Ex-Klub zeigen. Mit Eintracht Frankfurt und Dortmund hat Wolf den DFB-Pokal gewonnen. Schon des Öfteren sei er nach den schönsten Momenten gefragt worden. „Es gibt nicht den einen, den besten Moment“, sagt er. „Man nimmt in den Jahren ganz viel mit, auch Kleinigkeiten oder schöne Erlebnisse. Es war einfach eine super Zeit.“
Start mit dem FC Augsburg läuft für Marius Wolf nicht so gut
Nicht ganz so super verlief der Start mit dem FC Augsburg. In Freiburg leisteten sich die Augsburger zum wiederholten Male eine mehrminütige Phase, in der sie komplett die Ordnung und die Konzentration verloren. Innerhalb von zwölf Minuten kassierte der FCA drei Treffer, die die Niederlage bedingten. Wolf betont: „Wir wissen, was wir in Freiburg nicht gut gemacht haben, vor allem in den zehn Minuten vor der Pause. Das darf uns nicht passieren, dass wir nach einem Gegentor so einbrechen.“
Trainer Jess Thorup hat in der Aufarbeitung viel mit seinen Spielern gesprochen. Hat an sie appelliert, sich von negativen Erlebnissen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Speziell erfahrene Spieler wie Wolf, der nach Kapitän Jeffrey Gouweleeuw die meisten Bundesligaspiele im FCA-Kader bestritten hat, sind gefordert. Wolf ist sich der Verantwortung bewusst. „Ich versuche das einzubringen, was ich in allen meinen Stationen erfahren habe oder miterleben durfte. Nicht nur in Dortmund.“ Gegentore gehörten zum Fußball, schiebt er hinterher. „Aber wir müssen das schnell akzeptieren und abhaken. Wir dürfen nicht den Kopf verlieren, sondern müssen klar bei unserem Plan bleiben. Dürfen nicht hektisch werden.“
Dortmund hat zuletzt in der Champions League bei Real Madrid einen 2:0-Vorsprung verspielt und 2:5 verloren. Auswärts ist die Mannschaft von Trainer Nuri Sahin noch ohne Sieg. Wolf kennt Dortmunds dominante Spielweise. Weiß aber aus der Vergangenheit und unzähligen Trainingseinheiten auch, was seinen ehemaligen Mitspielern weniger gefällt. „Ich weiß, die Jungs mögen es nicht so, wenn man denen auf den Füßen steht. Aber das ist ein Punkt, wo wir extrem giftig sein müssen. Dortmund hat in dieser Saison nicht immer fehlerfrei gespielt. Wenn Dortmund Fehler macht, müssen wir diese bestrafen.“
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