In einer spontanen Aussage vor dem Landgericht München II berichtete der Erfurter am Freitag über den Hintergrund einer misslungenen Behandlung der österreichischen Mountainbikerin Christina Kollmann-Forstner. "Ich habe das nicht ordentlich geprüft", sagte der Arzt. Wegen dieses Vorfalls wird dem 42-Jährigen neben fast 150 Doping-Delikten auch gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der Athletin ging es nach der Behandlung kurzzeitig schlecht.
Mark S.: Das ging "in die Hose"
"Oberflächlich, ungenau", habe er sich verhalten, sagte Mark S. und gab an, seinem zuvor stets zuverlässigen kroatischen Lieferanten "da einfach vertraut" zu haben. "Das nagt innerlich ein bisschen." Der Arzt hatte in der Causa sonst für sich beansprucht, stets auf das Wohl der Sportler bedacht gewesen zu sein. Athleten als Zeugen bestätigten das. Dann aber sei dieses Ding "in die Hose gegangen". (Lesen Sie auch: Speerwerfer Vetter: Corona womöglich schlecht für Anti-Doping-Kampf)
Anstelle von gentechnisch manipuliertem Hämoglobin (HBOC), so die Aussage des Mediziners, habe er der Mountainbikerin sogenanntes Methämoglobin verabreicht. Diese teils auch aus Blut von Mäusen, Katzen, Rindern und Elefanten gewonnene Substanz aber kann keinen Sauerstoff transportieren und ist somit als Dopingmittel wertlos.
Zuvor hatten am Freitag schon zwei Sachverständige ihr Unverständnis über die Behandlung von Kollmann-Forstner ausgedrückt. Zudem sagte Renate Stiess vom Chemiekonzerns Merck, dessen Tochtergesellschaft Sigma-Aldrich ebenjenes Methämoglobin vertreibt, dass das Pulver nicht für die Anwendung an Menschen vorgesehen sei.
Es werde nur für die Forschung und Entwicklung verkauft, berichtete sie als Zeugin. (Lesen Sie auch: Winter- und Radsportler gedopt: Mediziner Mark S. gesteht jahrelanges Blut-Doping)