Den wohl skurrilsten Titel in seiner Karriere hat Michel Maaßen im Jahr 2014 gewonnen. Als „Mr. Movember“, dem Mann mit dem stilvollsten Schnurrbart unter Deutschlands Eishockeyspielern. 2018 hat er den Triumph bei der Abstimmung, die Teil einer Gesundheitskampagne ist und sich dem Kampf gegen Prostata- und Hodenkrebs widmet, wiederholt. In der vergangenen Saison fiel der 37-Jährige beim Landesligisten ESC Kempten aber nicht nur wegen seiner stets adrett gepflegten Gesichtsbehaarung auf. Er spielte sich mit starken Leistungen in die Herzen der Fans, die ihn dafür zum „Spieler des Jahres“ wählten – vor Markus Vaitl und Eugen Scheffer.
Eine Auszeichnung, die den Stürmer riesig freut: „Das ist ein schönes Gefühl und eine tolle Anerkennung für das, was man geleistet hat. Aber eigentlich hätte diesen Titel heuer jeder im Team verdient gehabt – von den Betreuern über den Arzt bis hin zu den Spielern.“ Dass die Kemptener von den gegnerischen Fans oft als „Söldnertruppe“ beschimpft wurden, ärgert Maaßen: „Das ist absoluter Käse! Wir waren ein super Haufen und hatten viel Spaß miteinander. Wir haben viele Herausforderungen gemeistert und damit bewiesen, dass diese Mannschaft Charakter hat.“
Treffen mit Mitspielern vergangener Tage
Maaßen war für den ESC Kempten ein Glücksfall. Eigentlich stand der gebürtige Sachse beim Oberligisten ERC Sonthofen unter Vertrag, verließ den Verein aber im September 2019 noch vor Saisonbeginn. „Recht spontan“, sagt er. Näher will er auf die Trennung aber nicht eingehen. Bei den Sharks traf er auf einige Weggefährten vergangener Tage. Mit Markus Vaitl hat er vor zehn Jahren beim EV Füssen zusammengespielt, mit Ron Newhook lief er 2009/2010 für Rosenheim auf und mit seinem jetzigen Coach Carsten Gosdeck bildete er vor zwei Jahren in Erfurt sogar eine Sturmreihe. „Die Eishockey-Welt ist klein“, sagt Maaßen.
Für ihn als erfahrenen Profi mit fast 750 Einsätzen in den drei höchsten Spielklassen war in der fünften Liga vieles zunächst ungewohnt. Auswärtsspiele unter freiem Himmel oder vor nur zwei Dutzend Zuschauern zum Beispiel. „Und manchmal habe ich mich gefragt, warum mich keiner richtig angreift“, erzählt er lachend. Das hat sich freilich im Verlauf der Saison geändert. Maaßens Qualitäten vor dem Tor haben sich schnell herumgesprochen. Er musste viel einstecken, teilte aber auch gerne mal aus. „Ich habe recht bald gemerkt, dass die Schiedsrichter in der Landesliga sehr kleinlich pfeifen“, sagt Maaßen. Letztlich hat er es in 34 Pflichtspielen für die Kemptener auf 37 Treffer und 29 Torvorlagen gebracht. Das ist Bestwert im Team.
Abruptes Saisonende wegen der Corona-Pandemie
Die Saison endete bekanntlich abrupt. Weniger als 48 Stunden vor dem entscheidenden Play-off-Spiel um den Aufstieg gegen den VfE Ulm/Neu-Ulm wurde der Spielbetrieb wegen der Corona-Krise vorzeitig eingestellt. „Ich habe schon ein paar Tage gebraucht, um damit fertig zu werden. Wir haben unser Ziel zwar erreicht, es fehlte ein emotionaler Abschluss. Es fühlt sich immer noch so unvollendet an“, sagt der 37-Jährige. Weil der Bayerische Eissport-Verband vor Kurzem eine Neueinteilung seiner Ligen bekannt gab, spielt Kempten kommende Saison dennoch eine Klasse höher – in der Bayernliga. Für Maaßen ist es der dritte Aufstieg in der Karriere, aber gleichzeitig auch der merkwürdigste.
Sehr gerne würde er eine weitere Saison bei den Sharks anhängen. „Es ist noch nichts spruchreif, aber beide Seiten sind an einer Vertragsverlängerung sehr interessiert“, meint er. Maaßen lobt den Kemptener Weg und sagt: „Wir hatten gegen Ende der Saison fast 1000 Zuschauer pro Spiel. Alles im Umfeld des Vereins hat sich richtig stark entwickelt. Darauf kann man aufbauen.“