Am Mittwochabend diskutierten die rund 300 Teilnehmer im Sonthofer Haus Oberallgäu eineinhalb Stunden in der Podiumsdiskussion, die vom Allgäuer Anzeigeblatt veranstaltet wurde. Unter dem Motto „Toleranz statt Kollisionskurs“ ging es dabei intensiv aber sachlich zu.
Und am Ende gab es einen Konsens: Konzepte müssen für die einzelnen Gebiete gefunden werden, um die Besucher in der Natur zu lenken. Darin enthalten sein müssen alternative Wege als Angebot für die Mountainbiker, um sensible Bereiche wie Naturschutzgebiete sowie die Weiden der Alpwirtschaft vor Schäden zu bewahren. Allerdings seien dann in manchen Bereichen auch Kontrollen nötig.
Die ersten Initiativen in Sachen Besucherlenkung gibt es bereits. So nannten Hubert Heinl und Max Hillmeier als positives Beispiel den Naturpark Nagelfluhkette. Dort weisen Schilder Wanderer, Radler und Schneeschuh-Geher darauf hin, welche Bereiche sie meiden sollten. Gleichzeitig werden ihnen Wege als Alternative angeboten.
Dass die Kosten für diese Wege „von 80 Euro pro Streckenmeter“ (Heinl) nicht den Waldbesitzern, Weideeigentümern oder Alphirten aufgedrückt werden könnten, darüber waren sich alle einig. Außerdem dauerten Anträge auf staatliche Förderung für Wege im Schnitt sechs Jahre, erläuterte Dr. Michael Honisch. Neben dem Wegebau sind in Gebieten mit Viehweiden zudem spezielle Durchlässe für Räder notwendig.

Also müssten Kommunen, Landkreise oder die Allgäu GmbH einspringen, um die Konzepte zu finanzieren. Und sie sind auch schon dabei: So ist der Landkreis Oberallgäu gemeinsam mit dem Landkreis Bad Tölz und dem Alpenverein in einem Modellprojekt, das vom Bayerischen Umweltministerium gefördert wird (wir berichteten). Laut Landrat Anton Klotz habe man sich bei einem ersten Treffen auf eine Zeitschiene für die Umsetzung geeinigt: ein Jahr.
Bereits seit eineinhalb Jahren arbeitet die Stadt Sonthofen daran, bestimmte Wege als Angebot für Mountainbiker auszuweisen. Laut Bürgermeister Christian Wilhelm biete die Stadt den Eigentümern an, die Haftung für die Wege zu übernehmen, wenn sie diese als MTB-Strecken freigeben. Allerdings habe die Stadt bisher nur Zusagen von Grundbesitzern für befestigte Alp- und Forstwege – zu den Alpen Berghofer Wald, Straußberg und Breiten. Als nächstes sollen Trails (unbefestigte Wege) angegangen werden. In das Sonthofer Konzept will sich auch Vossy Gardoni einbringen. Der Mountainbiker hofft, dass sich daraus ein Vorzeigeprojekt entwickelt, das von anderen Kommunen übernommen werden kann.
Kartieren und verbreiten
Die Moderatoren Ulrich Weigel und Michael Mang fassten die praktische Umsetzung so zusammen: Erst müsste ein Gebiet kartiert werden – mit ausgewiesenen Wegen für Wanderer und Mountainbiker sowie mit geschützten Flächen, die besser nicht betreten werden. Danach gelte es, diese Karten zu verbreiten – digital, in Info-Broschüren und auf Schildern. Und wer führt am Ende Kontrollen durch, damit die „schwarzen Schafe“ eines Besseren belehrt werden, ging die Frage an Heinl. „Ich nicht“, meinte dazu der Förster.
Dass Kontrollen wirken, zeige das Beispiel „Schrecksee“, sagte Hillmeier. Dort hat die Gemeinde Bad Hindelang mit der Polizei das Camping-Verbot überprüft (wir berichteten). Hillmeier: „Und die Kontrollen waren ein Erfolg – das sprach sich schnell herum.“