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Nach Sieg im World Trade Center: Schnellster Feuerwehr-Treppenläufer aus dem Allgäu findet Sponsor!

Steiles Hobby

Nach Sieg im World Trade Center: Schnellster Feuerwehr-Treppenläufer aus dem Allgäu findet Sponsor!

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    In kompletter Feuerwehr-Montur geht es die Stockwerke des neuen World Trade Centers hinauf. Joachim Krißmer gewann das bekannteste Rennen dieser Art schon zweimal!
    In kompletter Feuerwehr-Montur geht es die Stockwerke des neuen World Trade Centers hinauf. Joachim Krißmer gewann das bekannteste Rennen dieser Art schon zweimal! Foto: oH

    250 Höhenmeter, 600 Stufen – die Schnellsten schaffen es in etwa sechs Minuten. Zu ihnen möchte Joachim Krißmer Ende September auch gehören, wenn er bei der Feuerwehrmeisterschaft in Portugal startet. „Das ist noch einmal ein Highlight zum Ende des Jahres“, sagt der Kaufbeurer.

    Ein Jahr, in dem Krißmer erneut die beste Zeit beim Gedenkrennen im neuen World Trade Center in New York lief – in voller Montur und mit Atemschutzgerät. Und nur wenige Tage später den Firefighter Stairrun in Berlin gewann. Was dieses Jahr für den 40-Jährigen krönt: Er hat einen Sponsor gefunden, der seine außergewöhnlichen Läufe unterstützt.

    „Ich habe gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt“, erzählt Ulf Jäkel, ebenjener Sponsor. Bis er zufällig einen Fernsehbericht über Krißmers Erfolge sah, komplett beeindruckt war und sich dachte: „Das muss man fördern.“ Also nahm der Steuerberater und Vorsitzende des Stadtmarketingvereins Kontakt zur Kaufbeurer Feuerwehr auf, bei der Krißmer mittlerweile Mitglied ist. Seit Mitte Juni übernimmt Jäkel nun die Kosten für die Läufe. Das entlaste ihn enorm, erzählt Krißmer. „Teilweise habe ich für Wettkämpfe bis zu 10.000 Euro im Jahr hingelegt.“

    Teilweise habe ich für Wettkämpfe bis zu 10.000 Euro im Jahr hingelegt.Joachim Krißmer über sein teures Hobby

    In New York, beim Memorial Stair Climb, peilt der Kaufbeurer nächstes Jahr das Triple an. „Dreimal hintereinander gewinnen – das wär’s.“ Das Rennen durch die Stockwerke des neuen World Trade Centers findet im Gedenken an die Anschläge vom 11. September 2001 statt. Jeder Starter läuft für einen der Feuerwehrmänner, die damals am Ground Zero ums Leben kamen. Und alle Einnahmen gehen direkt an die Familien der Verstorbenen. „Das ist das Schöne daran, du zahlst 90 Dollar Startgeld und weißt: Das geht alles in diesen Fonds.“

    Alles für die Familien der am 11.9.2001 verstorbenen Feuerwehrleute

    2016 machte Krißmer das erste Mal mit, im Jahr darauf war er gezwungen, eine Pause einzulegen: Nach Problemen im Oberschenkel diagnostizierten die Ärzte einen Bandscheibenvorfall bei ihm, auch der Ischiasnerv wurde verletzt. Ein halbes Jahr lang war Krißmer krankgeschrieben, hatte im linken Bein kein Gefühl mehr. Doch der Kaufbeurer kämpfte sich zurück – bis zum Weltmeistertitel im Feuerwehr-Treppenlaufen. Den brachte ihm der Sieg in New York ein.

    Erschöpft, aber glücklich: Joachim Krißmer (rechts) bei der Siegerehrung nach dem New York City Memorial Stair Climb. Mit ihm freuen sich Freunde aus den Städten Buffalo, Seattle und Nola.
    Erschöpft, aber glücklich: Joachim Krißmer (rechts) bei der Siegerehrung nach dem New York City Memorial Stair Climb. Mit ihm freuen sich Freunde aus den Städten Buffalo, Seattle und Nola. Foto: Krißmer

    Sportlich noch anspruchsvoller sei der Lauf in Berlin, sagt Krißmer, bei dem Mannschaften aus ganz Europa an den Start gingen. Dennoch reize ihn New York mehr, schlicht weil es dort mehr Stockwerke hinauf geht: mit 80 Etagen doppelt so viele wie in der Bundeshauptstadt. Nach den ersten 30, 40 Stockwerken habe er sich richtig warmgelaufen, schildert der 40-Jährige, das sei wie ein „Trott“. „Da läufst du wie ein Esel den Berg ’nauf.“

    Es ist gar nicht hoch genug zu loben, was die Freiwilligen Feuerwehren für die Städte und Kommunen leisten.Joachim Krißmer

    Für die Wettkämpfe trainiert Krißmer mindestens sieben Stunden die Woche, meist seien es eher zehn. Schwimmen, Bouldern, Fahrradfahren, Walken, Krafttraining, Crossfit – all das gehört zur Vorbereitung dazu. Mit seinem Hund ist der Berufsfeuerwehrmann außerdem viel in den Bergen unterwegs. 2012 begann Krißmer mit den Treppenläufen. Zuvor habe er noch Triathlon gemacht. Als er aber mit dem Fahrrad stürzte, sich verletzte und feststand: „Triathlon kann ich nicht mehr“ – da suchte sich der Sportler etwas Neues.

    Vorbild Krißmer: Neuer Feuerwehr-Nachwuchs erhofft

    Die Feuerwehr-Wettkämpfe werden gerade immer beliebter, schildert Krißmer. „Der Run auf die Events ist wirklich groß.“ Nach Berlin kämen beispielsweise jedes Jahr um die 1.500 Teilnehmer. Umso glücklicher sei die Kaufbeurer Feuerwehr, jetzt einen Weltmeister als „tollen, neuen Kollegen“ zu haben, sagt Vorsitzender Hubert Weikmann – vielleicht locke das ja auch einige zukünftige Feuerwehrmänner und -frauen an.

    Denn mit Nachwuchsmangel hätten mittlerweile alle Feuerwehren zu kämpfen. Krißmer würde es auf jeden Fall freuen, wenn er dabei helfen kann, neue Mitglieder zu gewinnen. „Es ist gar nicht hoch genug zu loben, was die Freiwilligen Feuerwehren für die Städte und Kommunen leisten“, betont der 40-Jährige.

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