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Norwegen macht Grenzen dicht: Was bedeutet das für die Nordische Ski-WM in Oberstdorf?

Wegen mutierten Virus-Varianten

Norwegen macht Grenzen dicht: Was bedeutet das für die Nordische Ski-WM in Oberstdorf?

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    Die Norweger gehören zu den Favoriten bei der Nordischen Ski-WM.
    Die Norweger gehören zu den Favoriten bei der Nordischen Ski-WM. Foto: Barbara Gindl, APA, dpa (Symbolbild)

    Diese Meldung schlägt im Wintersport ein wie eine Bombe: Norwegen, das Land der Langläufer, Skispringer und Kombinierer, wird wegen der Corona-Pandemie seine Grenzen schließen.

    Das gab die norwegische Regierung am späten Mittwochabend bekannt. Vor allem um die Verbreitung von mutierten Virus-Varianten zu vermeiden, verschärft Norwegen seine Ein- und Ausreisebeschränkungen. Und zwar schon ab morgen 29. Januar, zunächst beschränkt auf die nächsten zwei Wochen. Damit müssen auch die Ski-Weltcup-Veranstaltungen der Nordischen Kombination und des Frauen-Skispringens ausfallen, die von 12. bis 14. Februar in Lillehammer geplant waren. Erst vor einer Woche hatte das norwegische Sportministerium diese Ersatz-Wettbewerbe genehmigt. Die Skandinavier waren auf Wunsch des Internationalen Skiverbandes eingesprungen, weil die ursprünglich für diesen Zeitraum geplanten Weltcups in Peking ein Jahr vor den geplanten Olympischen Winterspielen von China abgesagt worden waren. Silke Tegethof, die beim Internationalen Skiverband Fis die Pressearbeit der Kombinierer verantwortet, sagte am Donnerstagvormittag der Allgäuer Zeitung in einer ersten Reaktion: „Wir sind ja mittlerweile wirklich hart im Nehmen, aber das trifft uns alle schon extrem. Vor allem die Absage der beiden Weltcup der Frauen-Kombination schmerze besonders, weil die Kombiniererinnen bisher in der Saison erst einen Weltcup in Ramsau/Österreich hatten und nun vermutlich ohne weitere Wettkämpfe zur Premiere nach Oberstdorf anreisen müssten.

    Betroffen sind auch die Skispringerinnen. Auch sie wollten im ohnehin schon reduzierten Weltcup-Kalender noch zwei Weltcups in Lillehammer bestreiten. DSV-Bundestrainer Andreas Bauer und seine Top-Athletin Katharina Althaus bleiben damit nach Titisee-Neustadt am kommenden Wochenende nur noch die Wettbewerbe in Hinzenbach/Österreich (4. bis 7. Februar) und in Rasnov/Rumänien vom 18. bis 20. Februar - unmittelbar vor der WM. Aber selbst größte Optimisten bezweifeln schon seit längerem, ob eine Reise nach Rumänien so kurz vor der WM wegen der Pandemie sinnvoll ist. Tegethof zur Situation allgemein: "Noch ist überhaupt nicht absehbar, welche Konsequenzen diese Grenzschließung in Norwegen für den internationalen Skisport für den Rest der Saison haben wird.“

    Welche Auswirkungen hat die Grenzschließung?

    Diese Grenzschließung könnte auch massive Auswirkungen auf die Nordische Ski-WM in Oberstdorf haben, die am 23. Februar beginnt. Verlängert die norwegische Regierung diese Maßnahme und schafft für Profisportler keine Ausnahmeregelung, könnte die erfolgreichste Nation im nordischen Wintersport bei den Titelkämpfen in Oberstdorf fehlen. Sandra Spitz, die Fis-Eventkoordinatorin im Langlauf, mag sich eine Weltmeisterschaft ohne die dominierende Langlauf-Nation nicht vorstellen. "Wir hoffen, dass Wege gefunden werden, die es erlauben, dass auch Norwegen bei der WM in Oberstdorf dabei sein könnte. Der Frage, welchen sportlichen Stellenwert eine WM ohne Norwegen haben würde, weicht Spitz aus: "Wir wünschen uns ganz arg, dass sie dabeisein können." Gleichwohl weiß sie: "Nur weil eine Top-Nation fehlt, kann eine WM noch lange nicht abgesagt werden."

    Andi Bauer: "Eine Nordische Ski-WM ohne Norwegen geht gar nicht"

    Da ist Andreas Bauer, der Bundestrainer der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft, ein bisschen anderer Meinung. „Titelkämpfe ohne Norwegen, das geht gar nicht. Eine Weltmeisterschaft soll schon ein sportlich fairer Wettkampf aller Nationen sein.“ Selbst wenn ein Land wie Slowenien nicht kommen dürfte, wäre es schlimm. „Der Stellenwert dieser WM wäre schon arg geschmälert.“ Sagt ein Vollblut-Oberstdorfer, den auch die Absage von Lillehammer wie ein Hammer traf. „Nach dem Okay hatten wir uns alle so gefreut.“ Einen Tag später hieß es dann aber, alle Sportler müssten vor dem Weltcup drei Tage in Quarantäne. „Einen Berufssportler, der zehn Tage danach eine WM vor der Haustüre hat, kann ich doch nicht drei Tage lang einsperren“, begründet Bauer das Veto der Trainer. Nachdem danach doch ein reduziertes Training genehmigt worden war, buchte Bauer am Mittwochnachmittag für sein Team die Flüge nach Norwegen – um wenige Stunden später zu erfahren: Alles für die Katz, der Weltcup ist komplett gestrichen. Es ist eine Herkules-Aufgabe für Bauer und jeden DSV-Trainer, derzeit den Sportlern das vorzuleben, was knapp einen Monat vor Beginn der Titelkämpfe ganz oben stehen sollte: nämlich die pure Vorfreude auf die Heim-WM...

    Medaillenspiegel der letzten Nordischen Ski-WM 2019 in Seefeld/Österreich:

    1. NORWEGEN 13 Gold / 5 Silber / 7 Bronze / 25 Medaillen gesamt
    2. Deutschland 6 Gold / 3 Silber / 0 Bronze / 9 Medaillen gesamt
    3. Schweden 2 Gold / 2 Silber / 1 Bronze / 5 Medaillen gesamt
    4. Polen 1 Gold / 1 Silber / 0 Bronze / 2 Medaillen gesamt
    5. Russland 0 Gold / 5 Silber / 3 Bronze / 8 Medaillen gesamt
    6. Österreich 0 Gold / 4 Silber / 5 Bronze / 9 Medaillen gesamt

    Den Medaillenspiegel der Nordischen Ski-WM 2021 in Oberstdorf finden Sie hier.

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