Mit 86 Prozent Zustimmung ist der Oberstdorfer Harald Löffler bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft in Frankfurt zum Vizepräsidenten für die Sparte Shorttrack gewählt worden. Löffler genoss mit nur drei Gegenstimmen das größte Vertrauen aller vier neugewählten Präsidiumsmitglieder. Der 74-Jährige, der in Gardelegen in Sachsen-Anhalt zur Welt kam und in Aschaffenburg groß wurde, war in den vergangenen Jahren immer wieder in wechselnden Positionen im Sport tätig. Über 30 Jahre lang unterstützte er als Sponsor die Minitournee für Skispringer, aus der es auch sein Sohn Frank bis in den Weltcup schaffte.
Seit sein zweiter Sohn Marc das Möbelgeschäft übernommen hatte, kümmert sich Löffler senior noch intensiver um den Eissport in Oberstdorf. Als Präsident des ECO war er auch Geburtshelfer des Olympiasieges von Aljona Savchenko und Bruno Massot. Löffler stellte dem Franzosen in Oberstdorf eine Wohnung zur Verfügung und kümmerte sich intensiv um das Einbürgerungs-Verfahren. Als das Eistanz-Paar in Pyeongchang Gold gewann, reiste Löffler kurzerhand nach Korea. Als freiwilliger Helfer im Oberstdorfer Weltcup-Team ist Löffler zudem seit Jahren ins Prozedere der Siegerehrungen involviert. "Ich kann nicht aufhören - und ich bin überzeugt, dass wir unter der neuen Führung auch im Shorttrack noch viel bewegen können", sagte Löffler unserer Zeitung.
Mit über 80 Prozent Zustimmung wurde auch der zuvor als „umstritten“ geltende Matthias Große überraschend deutlich zum neuen Chef der DESG gewählt worden. Von 87 abgegebenen Stimmen votierten 70 für Große, fünf Delegierte aus Vereinen und Landesverbänden stimmten gegen ihn, zwölf enthielten sich der Stimme.
Sponsor bis 2026 mitgebracht
Der Partner von Claudia Pechstein präsentierte mit der sogenannten wohnwirtschaftlichen Unternehmensgruppe „B&O“ aus Bad Aibling auch gleich einen millionenschweren Sponsor bis 2026, der - so Große - den Weg der deutschen Athleten zu den nächsten beiden Olympischen Spielen absichern werde. Zugleich beschlossen die Mitglieder mehrere Satzungs-Änderungen, zu denen auch die Umbenennung des Verbandes in Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft gehört. Damit will man dem Stellenwert des Shorttracks in der DESG (zuvor Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft) Rechnung tragen.
Große hat gut eine Woche vor seiner Wahl bei einem Blitzbesuch im Allgäu angekündigt, in Oberstdorf einen Nachwuchsstützpunkt für Shorttracker einrichten zu wollen.
Verband ist seit Jahren finanziell angeschlagen
Große war in Frankfurt der einzige Kandidat für den Chefposten bei der DESG. Nach dem Rücktritt der ehemaligen Präsidentin Stefanie Teeuwen im November vergangenen Jahres fungierte der 52 Jahre alte Lebensgefährte von Olympiasiegerin Claudia Pechstein als kommissarischer Präsident und hatte mit rigorosen Personalentscheidungen bereits für Aufsehen gesorgt. Er hat sich von Bundestrainer Erik Bouwman und Sportdirektor Matthias Kulik getrennt und investierte nach eigenen Angaben 250 000 Euro zur Verbesserung der Trainingsmöglichkeiten in die Infrastruktur des Verbandes. Für den Einstieg eines Hauptsponsors zur Rettung der finanziell angeschlagenen DESG hat Große seine Wahl zur Bedingung gemacht. "Es ist jetzt nicht die Zeit zu feiern, sondern zu arbeiten. Die Wahl und das Ergebnis zeigen, wir groß der Wunsch der DESG-Mitglieder nach Veränderung ist", sagte Große der Deutschen Presseagentur. "Die nur fünf Gegenstimmen beweisen, welch klare Zustimmung es für den Kurs gibt, den mein Team und ich vorgegeben haben. Unser Ziel ist es, den hohen Erwartungen, die in uns gesetzt wurden, in den kommenden Jahren gerecht zu werden und die DESG zu neuer Stärke zu führen."
Alfons Hörmann für Neuanfang
Vor der Wahl hatte der Sulzberger Alfons Hörmann als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes für einen Neuanfang im finanziell angeschlagenen Eisschnelllauf-Verband geworben. Er habe eine "Aufbruchsstimmung" ausgemacht, seit Matthias Große das Amt vor 96 Tagen kommissarisch übernahm. "Er ist einer, der anpackt", sagte Hörmann, wollte seine Teilnahme an der Versammlung aber nicht "als Wahlempfehlung" gewertet wissen, betonte aber: "Große ist einer, der anpackt."