Wenn es ernst wird, kommt „Onkel Sascha“. So wird der Box-Trainer Alexander Buschel (67) liebevoll von seinem erfolgreichsten Athleten genannt: Ali Celik (30) aus Kempten will am Samstag (18 Uhr) in der Autofabrik Kempten seinen internationalen deutschen Profi-Titel im Halbmittelgewicht verteidigen. In der achtwöchigen Vorbereitung wachte „Onkel Sascha“ mit Argusaugen über seine Form. Nicht nur im Training: Der gebürtige Kasache wohnte zwei Monate lang bei Ali Celik und seiner Ehefrau Elena! Buschel, früher Trainer beim BC Kaufbeuren, lebt seit drei Jahren in der Nähe von Aachen.
Kontrolle ist das Wichtigste. Im Ring und im Leben. Das habe ich gelernt und das gebe ich so an die Jungen weiter. Alexander Buschel
Für seinen Schützling Celik reiste er eigens ins Allgäu. „Onkel Sascha ist unser Uli Wegner“, sagt Celik. „Er ist wie ein Vater und eine Respektsperson“ Und ein Kontroll-Freak: „Jeden Tag muss ich auf die Waage und er überprüft mein Gewicht“, verrät Celik schmunzelnd. Neun Kilo hat er abgespeckt, um am Samstag das Gewichtslimit (69,8 Kilo) zu erfüllen.

Bei zwei Trainingseinheiten pro Tag forderte ihn Buschel bis an die Grenzen. „Bei den Profis zählt die Härte. Der Kampf kann zehn Runden dauern“, sagt der Erfolgscoach, der über eine exzellente Technik verfügt. In seiner Jugend war er sowjetischer U20-Meister bis 75 Kilo.
Sein damaliger Trainer Gennadi Schatkov boxte 1960 bei den Olympischen Spielen gegen Muhammad Ali. „Kontrolle ist das Wichtigste. Im Ring und im Leben. Das habe ich gelernt und das gebe ich so an die Jungen weiter“, sagt Buschel, der selbst noch immer extrem fit ist. „Mit ihm sollte man sich nicht anlegen“, meint Celik.
Nach seiner aktiven Karriere und einem Jura-Studium war Buschel Nahkampf-Ausbilder einer Spezialeinheit des russischen Innenministeriums. 1994 übersiedelte der Russland-Deutsche nach Landsberg und begann ab 1999 als ehrenamtlicher Trainer beim BC Kaufbeuren. Innerhalb weniger Jahre holten seine Schützlinge zehn deutsche Amateur-Titel. Höhepunkt war das EM-Gold von Jugendboxer Eduard Schmidt. Außerdem entdeckte und förderte Buschel den aufstrebenden Michael Eifert (19), der am Samstag ebenfalls in Kempten boxt: „Er hatte als Junge wenig Talent. Aber einen unheimlichen Fleiß.“
Ali muss alles auf den Punkt bringen, was wir einstudiert haben.Alexander Buschel
Auch von Ali Celik hat Buschel eine hohe Meinung: „Er ist technisch sehr stark, kann blitzschnell zuschlagen – und zeigt keine Nerven.“ Sollte Celik seinen Gegner Ferenc Hafner (41) aus Ungarn schlagen, könnte er als erster Allgäuer Profi-Boxer um den EM-Titel boxen. „Das ist unser Ziel“, sagt Buschel. Doch der erfahrene Hafner sei als Linkshänder besonders gefährlich. „Ali muss alles auf den Punkt bringen, was wir einstudiert haben“, warnt Buschel, der selbst mit der linken Hand den stärkeren Bums hat. „Wir konnten uns also optimal vorbereiten“, sagt Celik.
Dazu trugen auch viele Motivationsgespräche am Küchentisch bei. „Als Trainer fühle ich mich für meinen Boxer verantwortlich“, sagt Buschel. „Wie ein Doktor für seinen Patienten.“ Ali Celik soll seine erste Titelverteidigung schließlich gesund und munter überstehen.
P.S.: Karten für die Fight Night gibt es an der Abendkasse und u.a. im Dynamic Gym in der Memminger Straße 55 in Kempten.