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Rennfahrer aus Leidenschaft

Tourenwagen-Pilot Fidel Leib

Rennfahrer aus Leidenschaft

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    Im Moment genießt Fidel Leib die Winterpause. Ab Januar sitzt er wieder am Steuer eines 400 PS starken Rennautos.
    Im Moment genießt Fidel Leib die Winterpause. Ab Januar sitzt er wieder am Steuer eines 400 PS starken Rennautos. Foto: Fidel Leib privat

    Fidel Leib ist ein guter Erzähler. Wenn er von seiner großen Leidenschaft spricht, leuchten seine Augen – und die Worte sprudeln nur so heraus. Er erzählt vom Adrenalin, von Emotionen, vom Rausch der Geschwindigkeit, aber auch von den Gefahren, denen ein Rennfahrer bei 270 Sachen ausgesetzt ist. Von Konkurrenten, die sich für viel Geld in ein Team einkaufen. Und von den Triumphen und Enttäuschungen, die so eine Saison in der Tourenwagen-Langstreckenmeisterschaft mit sich bringt. Bei aller Faszination für den Motorsport hat er aber auch die nötige Distanz zum Rennzirkus – und eine dicke Portion Humor. „Wenn ich das Talent vom Fahren auch beim Kicken hätte, hätte ich längst eine Mordskohle verdient“, sagt der 28-jährige Wangener mit einem Augenzwinkern. Denn während er als Tourenwagen-Rennfahrer an die Tür zum Profitum klopft, reicht es als Fußballer bei ihm nur zum Kreisliga-Niveau.

    Umso erfolgreicher ist der in Lindenberg geborene und in Scheidegg aufgewachsene Fidel Leib, wenn er am Steuer eines 400 PS starken und 1.100 Kilogramm leichten Rennwagens sitzt. Gerade erst hat er sein zweites Jahr in der renommierten Langstreckenmeisterschaft abgeschlossen. Die wird am legendären Nürburgring ausgefahren. Inklusive Testtage hat Leib die 25-Kilometer-Runde in der Eifel heuer 15 Mal aufgesicht. Es ist seine Hausstrecke. Er könnte sie inzwischen wohl blind fahren. Jede Kurve, jede Unebenheit ist ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen. Und dennoch sagt er: „Es fasziniert nichts so sehr wie die Nordschleife. Jede Runde ist eine neue Runde. Es ist die längste und gefährlichste Strecke der Welt.“

    Das berühmte "Popo"meter: "Du musst es fühlen"

    Vor allem das Wetter kann während eines vierstündigen Rennens schnell umschlagen. Regen, Hagel, Schnee – er hat schon alles erlebt. Aber gerade diese Unwägbarkeiten sind es auch, die den Reiz ausmachen. „Du musst es fühlen. Wenn ich im Auto sitze, dann bin ich wie in einem Tunnel“, beschreibt er. 72 Kurven hat die Strecke. Eine Umrundung dauert weniger als neun Minuten. In den vergangenen zwei Jahren hat er etwa 800 Runden auf dem Nürburgring gedreht, hat er ausgerechnet.

    Wenn ich im Auto sitze, dann bin ich wie in einem Tunnel.Fidel Leib

    Leib im Porsche Cayman V5 seines früheren Rennstalls PROsport-Performance-Team. Von hier startete er einen rasanten Aufstieg.
    Leib im Porsche Cayman V5 seines früheren Rennstalls PROsport-Performance-Team. Von hier startete er einen rasanten Aufstieg. Foto: Dirk Reiter

    Und zwar mit Erfolg. In der abgelaufenen Saison lief es richtig gut. Nach vier Rennen lag er in seiner Klasse an der Spitze der Gesamtwertung – und bekam das Angebot, vom Rennstall PROsport-Performance zum Team Black Falcon in die Porsche Cayman GT4 Trophy zu wechseln. Die gehört auch zur Langstreckenmeisterschaft, ist aber deutlich höherwertig. „Wenn man es mit Fußball vergleicht, bin ich drei Ligen aufgestiegen“, sagt der 28-Jährige, der zum Ausgleich hobbymäßig in der Zweiten Mannschaft des FC Sulzberg in Vorarlberg kickt. In seinem neuen Rennstall fühlt er sich pudelwohl. Weil er während der Saison gewechselt ist, war es für ihn aber ein Übergangsjahr. In der Gesamtwertung konnte er nichts ausrichten, ließ aber immerhin mit einem vierten Platz aufhorchen. „Der ist mehr wert als ein Sieg in meiner bisherigen SP6-Klasse“, sagt er.

    Vom Motorsport leben kann er noch nicht

    Im Moment genießt Leib die Rennpause. Er kann sich voll und ganz auf seinen Hauptjob im elterlichen zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb für Kunststoff-Recycling (unter anderem für Hochland) konzentrieren. Ein bisschen kicken, viel Zeit mit Freundin Tamara verbringen, neue Sponsoren suchen, bestehende pflegen. Denn: Ohne Geldgeber und die Unterstützung seiner Familie könnte er sein Talent nicht zeigen. Vom Motorsport leben kann er nämlich noch lange nicht. Im Gegenteil. Er muss einen dicken Batzen aufbringen, um überhaupt mitfahren zu können. „Erst ab der DTM verdienst du“, sagt er. Und wenn die die erste Liga des Tourenwagensports ist, dann ist die Langstreckenmeisterschaft die dritte. Nur zur Einordnung: Wer hier die Gesamtwertung gewinnt, bekommt 18.000 Euro. Gutes Geld, aber zum Leben reicht das nicht. Die Preisgelder sind für die meisten eher dazu da, die eigenen Auslagen zu decken. Wenn am Ende doch noch etwas übrig bleibt – umso besser.

    Ab Januar sitzt Leib wieder am Steuer eines Porsche Cayman. Das 24-Stunden-Rennen in Dubai ist das erste große Highlight der Saison. „Es kriegt nicht jeder die Chance, dort zu starten“, sagt er. Vor allem für die Sponsorensuche erhofft er sich dadurch einen Schub für das Tagesgeschäft, die neun Langstreckenrennen auf dem Nürburgring, die zwischen 25. März und 21. Oktober stattfinden werden. Ein konkretes Saisonziel hat er nicht. „Du steigst natürlich immer ein, um zu gewinnen“, sagt er. Dafür muss aber alles passen, alle Rädchen ineinandergreifen – von den zwei Fahrerkollegen über die zehn Mechaniker bis hin zum Mann am Boxenfunk.

    Du steigst natürlich immer ein, um zu gewinnen.Fidel Leib

    Absolutes Highlight in 2017 wird aber wieder das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. „Das ist von den Emotionen her legendär. Das Geilste, was ich bisher erlebt habe – da stehen 220.000 Leute an der Strecke, egal bei welchem Wetter“, sagt er. Seine Augen leuchten dabei. Er könnte noch stundenlang so erzählen. Es ist halt seine Leidenschaft.

    Mehr: www.fidel-leib.de

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