Als die Ringer des TSV Westendorf im Dezember 2013 nach der bislang spektakulärsten Saison der Vereinsgeschichte Meister der 2. Bundesliga Süd geworden waren, standen die Türen ins deutsche Ringer-Oberhaus schon einmal sperrangel weit offen. Doch der Ostallgäuer Dorfverein verzichtete damals auf den Aufstieg. Vorrangig aus finanziellen Gründen.
Jetzt, knapp drei Jahre später, sind die Westendorfer doch erstklassig geworden, ohne dafür sportlich wirklich Großartiges geleistet haben zu müssen. Der Deutsche Ringer-Bund (DRB) strukturiert seine höchste Klasse zur Saison 2017 neu und stockt auf. Künftig gibt es drei Staffeln mit je sieben Teams, die nach regionalen Gesichtspunkten eingeteilt wurden. Es ist auch das vorläufige Ende eines zähen Ringens hinter den Kulissen.
Zuletzt waren die seit Jahren andauernden Querelen zwischen dem DRB, der bislang fast in Eigenregie die Bundesliga führte, und einigen Topklubs in die nächste Runde gegangen. Diese hatten auf eine fristgerechte Meldung für die kommende Saison verzichte und die Deutsche Ringer-Liga (DRL) ins Leben gerufen. In erster Linie, weil sie sich dadurch mehr Vermarktungsmöglichkeiten und weniger Gebühren an den Verband erhofft hatten. Doch dieser Schuss ist nun nach hinten losgegangen.
Bei einer Verbandstagung in Aschaffenburg demonstrierten die Verantwortlichen der Landesorganisationen sowie der 21 anderen Erst- und Zweitligisten Einigkeit und zurrten die neu strukturierte DRB-Bundesliga fest. „Für uns stand von Anfang an fest, dass wir die Pläne des Verbands unterstützen und uns nicht der DRL anschließen. Wir haben nicht ein einziges Mal daran gedacht, auszusteigen“, erklärt Georg Steiner, Vorsitzender des TSV Westendorf.

Den fünf Abtrünnigen – den Klubs aus Aalen, Ispringen, Nendingen, Weingarten, Schifferstadt und dem Mannsfelder Land – droht nun der Zwangsabstieg in die jeweiligen Oberligen. Der DRB will zudem den Aktiven aus dem Nationalkader keine Freigabe für die DRL erteilen. Auch die internationalen Verbände wollen sich dieser Marschroute anschließen. „Der eine oder andere dieser fünf Vereine wird die Entscheidung noch bereuen“, prophezeit Steiner.
Wie der Streit zwischen Verband und den fünf Topklubs weitergeht, sei für ihn künftig nur noch nebensächlich. Für den TSV-Boss geht es nun vielmehr darum, in den eigenen Reihen die Weichen für die sportliche Zukunft zu stellen. Denn erstmals in der Geschichte des Vereins kämpfen die Ringer offiziell um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Wenngleich die Chancen im Konzert der gestandenen Erstligisten wie Mainz, Köllerbach oder Adelhausen freilich nicht sehr groß sind. Steiner glaubt: „Das Niveau wird definitiv steigen, aber auch die Attraktivität der Liga ist deutlich größer.“
Das eröffne auch dem TSV Westendorf neue Chancen. Der Vorsitzende spricht von einer „Imagegeschichte und einer Wertsteigerung“ für seinen Verein, hofft dadurch noch ein paar Sponsoren mehr gewinnen zu können. Doch Geld hin oder her: Für die Ostallgäuer steht fest, dass sie auch weiterhin auf ihr altbewährtes Konzept setzen. „Es ist uns völlig egal, ob die Kontrahenten personell aufrüsten. In Westendorf werden auch in der kommenden Saison mindestens sieben eigene Ringer auf die Matte gehen“, erklärt Steiner. Und sie haben alle zusammen ein ehrgeiziges Ziel: Wenn Mitte Dezember die Play-offs beginnen, will der TSV noch mitmischen.
Die Ligen-Einteilung:
21 Teams kämpfen in den regionalen Staffeln West, Süd und Ost zunächst in Vor- und Rückrunde gegeneinander. Danach geht es staffelübergreifend in Meisterschafts-Play-offs um den Titel. Saisonbeginn ist am 2. September, die Play-offs starten am 16. Dezember. Die Runde endet am 3. Februar 2018.
Der TSV Westendorf trifft in der Ost-Gruppe auf die bayerischen Teams Johannis Nürnberg, SV Hallbergmoos und Wacker Burghausen sowie auf den RV Lübtheen (Mecklenburg-Vorpommern), Erzgebirge Aue und die WKG Pausa/Plauen (beide Sachsen).