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Rydzek wird zu Blitz-ek: Weltrekord auf der Heini-Klopfer-Skiflugschanze!

Steil-Sprint auf Turm

Rydzek wird zu Blitz-ek: Weltrekord auf der Heini-Klopfer-Skiflugschanze!

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    Echt steil: Johannes Rydzek aus Oberstdorf stellte einen Weltrekord auf und sprintet in Rekordzeit auf die Heini-Klopfer Skiflugschanze in Oberstdorf.
    Echt steil: Johannes Rydzek aus Oberstdorf stellte einen Weltrekord auf und sprintet in Rekordzeit auf die Heini-Klopfer Skiflugschanze in Oberstdorf. Foto: Benedikt Siegert

    "Bloß nicht runterschauen!" Die Reporter und Kameramänner, die sich zum Weltrekord-Versuch auf der 72 Meter hohen und frisch renovierten Heini-Klopfer-Schanze einfinden, müssen sich an die luftige Höhe erst gewöhnen. Auch für Parcours-Läufer Alex Schauer ist die Location eine gewaltige Nummer. Und das obwohl er selbst mit atemraubenden Videos im Netz für Furore sorgt (ein Beispiel siehst Du hier). "Der Run auf die Schanze gehört sicher zum krassesten, was ich je gemacht habe", sagt der 22-Jährige im Gespräch mit allgaeu.life.

    Johannes Rydzek stellt neuen Weltrekord auf und sprintet in Rekordzeit auf die Heini-Klopfer Skiflugschanze in Oberstdorf.
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    Dass wir uns im "Adlerhorst" eingefunden haben, ist Ehrensache. Selten hat unser Slogan "Schön. Schräg. Steil" so gut gepasst, wie bei diesem Event an einem sonnigen Herbsttag: Das Bergpanorama ist traumhaft schön, die Aktion total schräg - und die Schanze so steil, dass einem der Atem stockt.

    Erst Recht, als die Sportler der Reihe nach am unteren Ende des Schanzentisches Start-Position beziehen. Ihr Vorhaben gleicht dem Ritt auf der Rasierklinge: Mit handesüblichen Laufschuhen von adidas, deren Profil vom Reifenhersteller Continental veredelt wird. "Ich habe mehr Angst zu stolpern, als den Grip zu verlieren", sagt Rydzek, der vollstes Vertrauen in das Schuhwerk hat. Und das, obwohl der Belag der Schanze ähnlich glatt ist wie bei Schnee im Winter: An den Vortagen wurde er mit Holzfaserplatten ausgelegt...

    Auch die Regeln sind streng: Die Sportler dürfen sich sich nicht mit ihren Händen stützen oder festhalten - und sie müssen die 50 Meter unter 35 Sekunden laufen. Erst dann erhalten sie Einzug ins Guinness-Buch der Rekorde, wie die eigens aus London angereiste Kampfrichterin Paulina Sapinska erklärt. Erlaubt ist zum Glück, dass die beiden Sportler von der Bergwacht mit Seilen gesichert sind.

    Alex Schauer eröffnet den Schanzen-Run. Kaum ist das Startsignal erklungen, stürmt er Richtung Himmel. So sieht es zumindest von unten aus. Doch die extreme Steigung setzt dem leichtfüßig Parcours-Profi mehr zu als ihm lieb ist. Kurz vor dem Ziel stolpert er und greift mit den Händen aufs Holz! Damit ist der Versuch unglültig. "Die Strecke fühlt sich nicht an wie 50 Meter, sondern wie ein Kilometer", beschreibt er die Tortur. Auch Johannes Rydzek scheitert im ersten Versuch: Er hechtet über die Ziellinie und landet auf den Händen. "Ungültigt", urteilt die strenge Britin Paulina. "Leck o mio", lautet Rydzeks erschöpfter Kommentar.

    Die Idee zu dem kuriosen Sprint hatte Reifenhersteller Continental. Die Hannoveraner verbindet eine langjährige Technologie-Partnerschaft mit adidas. 2009 wurde der erste Prototyp eines Laufschuhs mit speziellem Grip entworfen. Seither sind 120 Schuh-Modelle entstanden. Bei insgesamt drei Marathon-Weltkorden wurden adidas-Schuhe mit Continental-Sohle gelaufen, erläutert Continental-Sprecher Kai Rühling. Den Sprint auf der Heini-Klopfer-Schanze sieht er als optimale Inszenierung: "Es gibt wohl keine Möglichkeit, die Bedeutung von Grip besser und spannender zu zeigen."

    Doch der Allgäuer Naturbursche mit den Kämpfergenen hat noch Reserven im Tank! Im zweiten Durchgang zimmert der Bergläufer eine tadellose Leistung aufs (Schanzen)-Parkett: Mit 27,69 Sekunden unterbietet er die Bestmarke seines Kontrahenten Alex Schauer, dem das Laktat brutal in die Oberschenkel schoss. Auf einen möglichen dritten Versuch verzichtet er. "Respekt an Johannes", gratuliert Alex dem Allgäuer Blitz-ek zum Weltrekord für den schnellsten 50-Meter-Lauf auf einer ansteigenden Gerade.

    "Das war ein hartes Stück Arbeit. Jetzt ist es in echt cooles Gefühl. Das war ja keine alltägliche Aktion", freut sich Rydzek, der als Kombinierer übrigens noch nie von der Heini-Klopfer-Skiflugschanze gesprungen ist. Doch das könnte sich nach diesem genialen Turm-Erlebnis ändern: "Ich werd' mich wohl mal bei den Skifliegern als Vorspringer einschmuggeln", sagt die Allgäuer Olympiahoffnung schmunzelnd.

    P.S.: Öffentlich bekannt geben wollte Continental den Termin vorher nicht, weil Zuschauer auf dem Anlaufturm der Skiflugschanze aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen sind – und der Lauf wegen der großen Entfernung vom Stadion aus nicht verfolgt hätte werden können. Aber zum Glück gibt's ja das Video :-)

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