Der eine oder andere hat am Donnerstagmittag beim Training im Eissportzentrum Oberstdorf mit müden Beinen und Augenringen seine Runden gedreht. Denn viel geschlafen hatten sie nicht, die Nachwuchssportler des ECO.
Die TV-Übertragung der Kür im olympischen Paarlauf mit den beiden Teamkollegen Aljona Savchenko und Bruno Massot war quasi Pflicht-Programm. Auch für Ria Schwendinger (19). „Ich war so aufgeregt und habe mitgefiebert. Wir sehen Aljona und Bruno jeden Tag im Training, ich habe ihre Kür so oft miterlebt und war fasziniert, wie hart sie an der perfekten Darbietung gearbeitet haben. Ich freue mich so sehr, dass sie es endlich geschafft haben. Das ist so unfassbar“, sagt sie.
Hier kannst Du Dir die Kür noch mal ansehen.
Einfach genießen. ❤❤❤ pic.twitter.com/U05SdbilD6 — Eurosport DE (@Eurosport_DE) 15. Februar 2018
Glückwunsch-Nachrichten an die beiden frisch gebackenen Olympiasieger und den Bundestrainer hat die junge Eistänzerin schon kurz darauf per Handy in Richtung Korea geschickt. Für ihre sportliche Entwicklung sei der Triumph der Teamkollegen „enorme Motivation“. Vor Kurzem gewann die 19-Jährige zusammen mit Valentin Wunderlich die deutsche Junioren-Meisterschaft, von Olympia träumt sie nicht erst seit gestern. Schwendinger: „Das ist das Ziel eines jeden Leistungssportlers.“
Völlig aus dem Häuschen war auch der Präsident des EC Oberstdorf. Das Telefon stand bei Harald Löffler gestern Vormittag nicht mehr still. „Ich habe schon so viele Glückwünsche von anderen Oberstdorfer Vereinen erhalten, obwohl ich ja am wenigsten dafür kann“, meint er lachend.
Ihn verbindet mit Aljona Savchenko eine besondere persönliche Geschichte: Als die gebürtige Ukrainerin im Oktober 2014 an den Trainingsstützpunkt nach Oberstdorf wechselte, kam sie zunächst inder Ferienwohnung der Löfflers unter. Es entwickelte sich eine große Freundschaft, Löffler war im August 2016 sogar zur Hochzeit von Savchenko und ihrem Mann Liam Cross in Füssen eingeladen.
Er sagt: „Wenn diese Goldmedaille jemand verdient hat, dann sie. Aljona hatte in den vergangenen Jahren nur dieses eine Ziel vor Augen. Sie ist so ehrgeizig, daher habe ich auch nach dem verpatzten Kurzprogramm noch an die Medaille geglaubt.“ ECO-Geschäftsführer Thomas Rossa ließ bereits frühmorgens in den sozialen Netzwerken seiner Freude freien Lauf: „Ich bin überglücklich und unglaublich stolz auf unsere beiden Athleten.
In seiner fast 100-jährigen Geschichte hat der ECO schon viele Weltstars gemacht, aber Olympiasieger hatten wir noch nie.“ Auch für Oberstdorf ist es ein historischer Erfolg: Zuletzt hatte der Nordische Kombinierer Thomas Müller die Marktgemeinde vor 30 Jahren bei den Winterspielen in Calgary in Gold-Ekstase versetzt.
Kati Schneider, geborene Winkler, ist gestern ebenfalls früh aufgestanden, um daheim in Sulzberg vor dem Fernseher mitzufiebern. Die 44-Jährige war als Eistänzerin selbst zweimal bei Olympischen Spielen dabei (1998 und 2002). Den Druck, der auf dem deutschen Paar vor der Kür in Pyeongchang lastete, kann sie daher nachvollziehen. Schneider erzählt: „Die beiden hatten gar keine andere Wahl, als ihre Kür voll auf Angriff zu laufen. Aber sie haben das perfekte, das fehlerfreie Programm aufs Eis gezaubert. Ich habe vor Freude mitgeheult.“