1. Du lernst Dich selbst ein bisschen besser kennen
Wie lange kann ich schießen, bis ich keine Kraft mehr habe? Wie erreiche ich die bestmögliche Trefferquote? Was geht wie, ohne Schmerzen zu haben - weil Du zum Beispiel falsch stehst? Durch diese und noch viel mehr Fragen, die Du Dir im Schießsport stellen musst, bist Du gezwungen Dich intensiv mit Dir selbst zu beschäftigen. In den fünf Jahren, in denen ich schon Sportschützin bin, habe ich immer mehr über meine eigene Mentalität erfahren. Ich habe gelernt auf sämtliche Signale meines Körpers zu hören, die mir sagen „Jetzt reicht's“. Außerdem habe ich durch den Sport entdeckt, wie ehrgeizig ich eigentlich bin, weil ich an Punkten, wo andere Schützen längst aufgegeben haben, immer weiter gemacht habe.
2. Konzentration, Selbstdisziplin und Koordination von Körper und Geist
Schwere Gewichte zu heben, geht auch ohne den Kopf frei zu haben und wer Schach spielt, braucht keine gute Grundmuskulatur. Um erfolgreich schießen zu können, braucht man beides! Es ist die Kunst, Körper und Geist zu koordinieren. Auch ich habe nicht jeden Tag dieselbe Top-Konzentration, aber man trainiert durchs Schießen die Fähigkeit, sich in ernsten Situationen gut konzentrieren zu können und ruhig zu werden. Das hilft mir zum Beispiel auch in der Schule ziemlich gut weiter.

3. Sport mit „Heimattradition“
Für viele Jugendliche in meinem Alter spielen Traditionen und Heimatliebe keine allzu große Rolle, aber im Schießsport hat beides seinen Platz. Unsere Schützentracht, die meist zu Siegerehrungen oder Verein-Events getragen wird, ist die klassische „bayerische“ beziehungsweise „Allgäuer Tracht“, sprich Dirndl und Lederhose im klassischen und eleganten Stil. Ich persönlich liebe es, Dirndl zu tragen und es gehört für mich einfach zu meiner Heimat dazu. Außerdem gibt es einige Schützenvereine im Gau Allgäu, die schon sehr, sehr lange bestehen: Die Königlich Privilegierte FSG (Feuerschützen-Gesellschaft) Kempten und die FSG Obergünzburg sind mit den Gründungsjahren 1466 und 1526 weit vorne dabei.
4. Sport mit großer Frauenpower!
Frauenpower ist nicht in jedem Sport vertreten oder gar selbstverständlich, aber beim Schießen sind wir stark! Gerade in Deutschland, speziell im Jugend- und Junioren-Bereich "Luftgewehr", erzielen die Damen weitaus bessere Ergebnisse als die Herren. Ich musste es schon oft erleben, dass ich mit meinem Ergebnis bei den „Mädels“ auf Platz 20 oder weiter hinten lag, hingegen ich bei den „Jungs“ unter den Top 5 oder Top 10 gewesen wäre. Natürlich variiert diese Frauenpower auch von Disziplin zu Disziplin, aber überwiegend kann man sagen, dass die deutschen Frauen im Schießsport meist stärker sind als die Männer.
5. Sportschützen tragen große Verantwortung
Man denkt schnell nicht mehr darüber nach, aber Sportschützen hantieren mit "scharfen" Waffen und somit mit Gegenständen, die gefährlich werden können. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich irgendeinen blöden Kommentar zu hören bekomme, sobald die Leute erfahren, dass ich Sportschützin bin und regelmäßig mit Waffen zu tun habe. Nur weil jemand Schütze ist, ist derjenige nicht gleich gefährlich oder bringt ein höheres Amok-Risiko mit sich! Ein verantwortungsbewusster Umgang ist das Erste, was Schützen in den Vereinen beigebracht bekommen.

6. Von jungen 10 bis zu 70 Jahren oder mehr ist alles dabei
„Wie viele Sportarten kennst du, wo ein 10- oder 12-Jähriger das gleiche machen kann, wie jemand, der schon 70 ist?“ Diese Frage hat mir mein Bezirkstrainer Markus Lehner gestellt, als ich ihn fragte, was er denn so besonders am Schießsport findet. Meine Antwort auf seine Frage war, dass ich keine andere Sportart kenne, bei der es so ist. Und ausgerechnet das ist das Schöne daran. Was man gerne macht, kann man sowohl mit Alt als auch mit Jung teilen. Und wer Schießen bis jetzt immer als einen Alte-Leute-Sport sah, dem kann ich sagen, dass es definitiv nicht so ist.
7. Derselbe Sport und doch nicht immer das gleiche
Tennisspieler können nicht einfach mal eine Holzplatte anstelle eines Schlägers verwenden oder im Liegen Tennis spielen. Als Gewehrschütze kann ich sowohl in der Art der Waffe, als auch in der „Stellung“, in der ich schießen möchte, variieren und bin immer noch Gewehrschützin. Habe ich keine Lust immer nur stehend zu schießen, schieße ich einfach „liegend“ oder „kniend“. Möchte ich was schießen, was mehr „Bumms“ hat als ein Luftgewehr, packe ich einfach mein Kleinkaliber (KK) aus und schieße damit. Im Pistolen-Bereich hat man ähnliche Möglichkeiten. Es muss nicht immer nur das Eine sein!
8. Egal, ob blind, taub, körperlich behindert oder kerngesund: Schießen darf jeder!
„Als erste Sportart, hat der Schießsport die vollständige Inklusion von Sportlern mit Handicap verwirklicht“. So schön heißt es auf der Homepage des Bayrischen Sportschützen Bundes (kurz BSSB) https://www.bssb.de/. Auch körperlich gehandicapte Menschen können dank entsprechender Hilfsmittel (je nach Art des Handicaps) Schießsport betreiben.
Du fragst Dich bestimmt, wie es denn für einen blinden Menschen möglich ist zu schießen, aber es ist ganz einfach! Das Ganze läuft über akustische Signale: Je näher der Schütze der 10 kommt (also dem Teil der Scheibe, den man eigentlich treffen will), desto lauter wird das Signal. Als gehörloser Schütze oder gehörlose Schützin darf man genau so schießen, wie es ein Schütze ohne Beeinträchtigung tut.
9. Man lernt Land und Leute kennen
Durch das viele Schießen auf verschiedenen Wettkämpfen bin ich schon viel in Deutschland rumgekommen und kenne die ein oder anderen guten Hotels. Durch den Schießsport durfte ich aber auch sehr viele Menschen kennenlernen und habe zu den meisten auch noch Kontakt. Die Freundschaften, die ich beim Schießen geschlossen habe, sind hauptsächlich in meinen jeweiligen Mannschaften und durch echtes Teamwork entstanden.
Marie-Sophie erklärt Begriffe aus dem Schießsport:
LG (Luftgewehr) =
Die Munition aus Blei wird durch hohen Luftdruck aus dem Gewehr geschossen, Luftgewehrstände haben immer eine Entfernung von 10 Metern und es kann in drei verschiedenen Stellungen/Haltungen geschossen werden. Die klassische Stellung ist stehend, die anderen beiden kniend und liegend.
KK (Kleinkaliber(gewehr)) =
„Feuerwaffe“ - Die Munition enthält eine Treibladung, die durch einen Stoßbolzen gezündet und aus dem Gewehr geschossen wird. KK kann auf 25, 50 oder 100 Meter Entfernung geschossen werden, aber 50 Meter sind am gängigsten. Kleinkaliber wird auf Meisterschaften üblicherweise ebenfalls in drei Stellungen geschossen (siehe LG), oder nur im Liegen.
10
er,
9
er,
8
er usw.
=
Der entsprechende Kreis oder Ring auf der Scheibe wurde von der Kugel unterbrochen beziehungsweise berührt. Unterbricht die Kugel zwei Kreise gleichzeitig, so zählt der höhere Ring.
Ringe =
Bezeichnung für die beim Schießen erreichbare „Gesamtpunktzahl“. Jeder Schusswert (10, 9, 8,…) wird addiert und zu einem Ergebnis zusammen gerechnet.