Der TSV Westendorf zieht seine Mannschaft aus der Ringer-Bundesliga zurück. Diese Entscheidung gab TSV-Vorsitzender Robert Zech am Mittwochabend bekannt. Das „Abenteuer Bundesliga“ ist damit für Westendorf vorerst beendet, 2019 geht der TSV in der Oberliga an den Start. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht und lange Gespräche geführt“, sagt Zech. „Letztendlich habe ich den Verantwortlichen bei der Ringer-Bundesliga mitgeteilt, dass wir als Letzter von unserem Abstiegsrecht Gebrauch machen und in der Oberliga weitermachen.“
Die abgelaufene Saison beendete der TSV als Siebter und damit Letzter der Südost-Staffel. In zwölf Kämpfen gelangen dem TSV zwei Siege. Mit 4: 12-Punkten standen die Ostallgäuer punktgleich mit der WKG Pausa/Plauen auf dem letzten Platz. Da die Sachsen aber den direkten Vergleich gewonnen hatten, wurde der freiwillige Rückzug der Westendorfer möglich. „Die Saison hat gezeigt, dass für unsere jungen Ringer die erste Bundesliga noch ein Stück zu weit weg ist“, sagt Zech. „Mit dem Stamm der Mannschaft haben wir gesprochen, sie haben das genau so gesehen.“
Die Saison hat gezeigt, dass für unsere jungen Ringer die erste Bundesliga noch ein Stück zu weit weg ist.Vorstand Robert Zech
Die Entscheidung zum freiwilligen Abstieg fiel den Verantwortlichen um Zech, der das Amt des Vorsitzenden im Dezember von Georg Steiner übernommen hatte, alles andere als leicht. Die Überlegungen zum Rückzug aus der Bundesliga hätten schon während der laufenden Saison begonnen. „Die Bundesliga war ein Abenteuer. Aber wir sind sehr professionell an die Sache herangegangen“, sagt Zech.
Einheimische Ringer sollen's richten
Die Finanzen waren laut Zech nicht ausschlaggebend für den Rückzug, sondern ausschließlich sportliche Gründe. Die Stärke des Vereins liegt in der Nachwuchsarbeit. „Zum Teil gab es Unmut bei den Fans, weil unsere ausländischen Top-Leute bei den Heimkämpfen nicht dabei waren. Da haben uns die Landesverbände oft einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte Zech. „Deswegen kann ich den Ärger nachvollziehen. Wir müssen die Fans wieder mehr abholen und können uns da an Anger oder Berchtesgaden orientieren.“

Auf beide Vereine trifft der TSV in der kommenden Oberliga-Saison. Es sind laut Zech attraktive Gegner. Deswegen hat der TSV-Vorsitzende auch keine Angst, dass die Zuschauer in der Oberliga wegbleiben könnten. „Ich denke, dass durch die größere Verbundenheit zu den einheimischen Ringern eher der ein oder andere Zuschauer dazukommt“ meint Zech.
Offen ist derzeit noch, mit welchem Kader der TSV in das Jahr 2019 geht. In den kommenden Wochen finden Gespräche mit den Athleten und auch den Trainer Bernhard Hofmann und Klaus Prestele statt. Beim Trainergespann gibt es laut Zech keine Tendenz, der TSV-Vorsitzende hofft, dass beide weitermachen.
Ich denke, dass durch die größere Verbundenheit zu den einheimischen Ringern eher der ein oder andere Zuschauer dazukommt.Robert Zech
Natürlich habe der Verein auch großes Interesse, Ringer wie Chris Kraemer und Niklas Stechele zu halten. Aber Zech ist sich der Schwere dieses Unterfangens bewusst. „Ich sehe da zwei Aspekte. Aus sportlicher Sicht würde es für Chris Sinn machen, Westendorf für ein Jahr zu verlassen“, sagt Zech. „Andererseits hat er hier perfekte Trainingsmöglichkeiten.“ Zech rechnet damit, dass andere Vereine auf ihn zukommen. „Niklas dagegen würde die Oberliga guttun. Sein offensiver Kampfstil kommt bei den Fans gut an“, sagt Zech. Neben Kraemer sollen Ringer wie Christian Stühle, Maximilian Goßner, Michael Heiß, Simon Einsle und Steve Masuch das Gerüst der zukünftigen Mannschaft bilden. Dazu kommen Athleten aus der zweiten Mannschaft, die ungeschlagen Bayernliga-Meister wurde.
Kein direkter Wiederaufstieg
Gespräche gibt es außerdem mit Zakarias Tallroth, der nicht mehr bei internationalen Turnieren antreten will, und Daniel Gastl. „Eigentlich müsste man alles tun, um solche Sportler zu halten“, sagt Zech. Beide haben sich zu Publikumslieblingen entwickelt und genießen auch bei der Mannschaft aufgrund ihrer umgänglichen Art großes Ansehen. Allerdings spielt die Besetzung einer Ausländerposition für die TSV-Verantwortlichen erst eine Rolle, wenn ein Platz im Kader frei bleibt.
Der sofortige Wiederaufstieg wird indes nicht angepeilt. „Anger zum Beispiel hat eine starke Mannschaft. Wir sind von Aufstiegsgedanken momentan weit entfernt“, sagt Zech. „Westendorf ist eine Bereicherung für die Oberliga Süd, auch weil wir mit unserer Nachwuchsarbeit ein sehr gutes Ansehen haben. Deswegen können viele unseren Schritt nachvollziehen.“
Konsequent
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Ein Kommentar von Sportredakteur Tobias Giegerich
Mutig, aber konsequent: Die Entscheidung zum Rückzug des TSV Westendorf aus der Ringer-Bundesliga haben sich die Verantwortlichen nicht leicht gemacht. Damit sagen sie zwar Nein zur höchsten Liga Deutschlands, aber auch Ja zu den Athleten aus dem eigenen Nachwuchs. Mit einem Gerüst aus einheimischen Athleten in die nächste Saison zu gehen, ist eine nachvollziehbare Entscheidung.
Überhaupt ist die Nachwuchsarbeit das größte Pfand des Ostallgäuer Vereins. Sie schafft Identifikation und Zusammenhalt. Mit dem „Neustart“ in der Oberliga bietet der TSV Westendorf seinen jungen Ringern eine vernünftige sportliche Alternative.
Die Verpflichtung von ausländischen Athleten, die bei anderen Vereinen teilweise die Plätze der Nachwuchsringer blockieren, behalten die Verantwortlichen höchstens als Plan B im Hinterkopf. Auch das ist konsequent und steht für den Westendorfer Weg.