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Servus, Michi Wolf! Eishockeystar arbeitet jetzt in Füssener Familiengeschäft

Was für eine Karriere!

Servus, Michi Wolf! Eishockeystar arbeitet jetzt in Füssener Familiengeschäft

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    Vergangenheit und Zukunft in einem Bild: Vorne Trikot und lädierte Hand als Zeugnisse der zurückliegenden Eishockey-Karriere, im Hintergrund die Schuhe im Familiengeschäft, in das Michi Wolf nun einsteigt.
    Vergangenheit und Zukunft in einem Bild: Vorne Trikot und lädierte Hand als Zeugnisse der zurückliegenden Eishockey-Karriere, im Hintergrund die Schuhe im Familiengeschäft, in das Michi Wolf nun einsteigt. Foto: Benedikt Siegert

    Eine schwarze Schiene an seiner rechten Hand zeugt noch von der harten und kräftezehrenden Eishockey-Saison, die hinter ihm liegt. Sie ist ein letztes Relikt aus einer Zeit, die für Michael Wolf vor zwei Wochen zu Ende gegangen ist. Da absolvierte der Füssener mit dem EHC Red Bull München sein letztes Spiel als Profi. Es war der Schlusspunkt unter einer Karriere, die ihresgleichen sucht: dreimal deutscher Meister, 337 Tore im deutschen Eishockey-Oberhaus, 150 Spiele im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Das alles liegt jetzt hinter dem 38-Jährigen.

    Dennoch macht Wolf einen recht entspannten Eindruck, als wir ihn zum Gespräch treffen. Der Athlet steht im lässigen grünen Sweatshirt hinter dem Tresen des Schuhgeschäfts Wolf. Seine Tante und sein Vater führen es seit vielen Jahren in der Füssener Altstadt.

    Der 38-Jährige will in das alles jetzt erst mal „reinwachsen“, wie er selbst sagt. Viele Dinge müsse er erst sacken lassen, das brauche eben seine Zeit. „Nach 19 Jahren Profi-Eishockey wäre es vermessen, wieder hier herzukommen und zu sagen, ich schmeiße jetzt hier das Geschäft“, sagt Wolf.

    So werden ihn die Fans immer in Erinnerung behalten: Michael Wolf, der DEL-Toptorjäger.
    So werden ihn die Fans immer in Erinnerung behalten: Michael Wolf, der DEL-Toptorjäger. Foto: Peter Kneffel/dpa

    Vielmehr möchte er in den kommenden Wochen und Monaten sehen, wie sich alles entwickelt und wo er zuhause mit anpacken kann. Schließlich ist erst knapp zwei Wochen her, dass er mit Red Bull München im Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) an den Adlern Mannheim scheiterte. Auch wenn die Enttäuschung darüber sehr groß gewesen sei, überwiegt nun der Stolz auf das Erreichte: „Wir haben es als erste Mannschaft überhaupt viermal in Serie ins Finale geschafft, so was gab es noch nie“, sagt Wolf.

    Stolz trotz zwei verlorener Endspiele

    Dass er mit seinem Team drei der Endspiele für sich entscheiden konnte, mache es nun etwas einfacher, das Ganze zu verkraften. „Mannheim hat sich verdient durchgesetzt, viele Kleinigkeiten haben für sie den Ausschlag gegeben“, sagt Wolf. Das Powerplay, Verletzungssorgen oder eine Serie gegen die Augsburger Panther, die sein Team physisch an die Grenzen führte – viele verschiedene Gründe hätten zum Aus nach nur fünf Spielen beigetragen.

    Es war für ihn das zweite große verlorene Finale in dieser Spielzeit. Denn auch im Endspiel um die Champions Hockey League (CHL) jubelten am Ende die Gegner der Red Bulls. Dennoch ist Wolf mit etwas Abstand auch in diesem Fall stolz auf das Erreichte: „Noch kein deutsches Team hat es überhaupt bis ins Endspiel geschafft“, sagt er.

    Es war die späte Krönung einer von Beginn an glänzenden Laufbahn: Nach seinem Wechsel aus Iserlohn gewann der Allgäuer mit dem EHC München endlich die längst verdiente Deutsche Meisterschaft - und das dreimal in Folge.
    Es war die späte Krönung einer von Beginn an glänzenden Laufbahn: Nach seinem Wechsel aus Iserlohn gewann der Allgäuer mit dem EHC München endlich die längst verdiente Deutsche Meisterschaft - und das dreimal in Folge. Foto: Sven Hoppe/dpa

    Was sonst noch haften bleibt von seiner Karriere? Das sei schwer zu beantworten, jetzt, nur kurz nach seinem letzten Spiel, sagt der 38-Jährige. Aber zwei Momente nennt er dann doch, die für ihn eine ganz besondere Bedeutung gehabt hätten: Der eine trug sich am 7. Mai 2010 zu. Eröffnungsspiel der Eishockey-WM vor 77.803 Zuschauern in der Schalker Fußballarena. Gegner waren damals die USA. Und Michael Wolf war es, dem nach 26 Minuten der erste Treffer gelang. Die DEB-Auswahl schaffte die Sensation und zwang die Amerikaner in der Verlängerung nieder. „Das war schon einmalig“, sagt Wolf.

    Mindestens ebenso wichtig war für ihn aber das entscheidende Finalspiel gegen die Grizzly Adams Wolfsburg im Jahr 2016. Da hatte Wolf schon einige hundert DEL-Spiele auf dem Buckel. Ein Titel war ihm bis dahin aber verwehrt geblieben. „Das war schon eine Genugtuung“, meint er heute. Denn mit seinem vorherigen Verein, den Iserlohn Roosters hatte es Wolf zwar 2008 bis ins Viertelfinale geschafft, doch in den anderen acht Spielzeiten war meist schon in der Vorrunde Schluss. „Um erfolgreich zu sein, brauchst du einfach Tiefe im Kader und die hatten wir in Iserlohn häufig nicht.“ Auch deshalb folgte 2015 der Wechsel nach München, wo sich der Füssener größere Erfolgsperspektiven verhoffte.

    Wie es für Wolf in den nächsten Wochen weitergeht? Er will sich Zeit nehmen für seine Familie, die beiden Töchter. „Da kam schon einiges zu kurz“, meint er. Ob er eines Tages als Trainer oder Funktionär ins Eishockey-Geschäft zurückkehrt, weiß Wolf noch nicht. Eine Rückkehr als Spieler zu seinen Heimatklub EV Füssen schließt er jedenfalls aus.

    Was hingegen für den 38-Jährigen feststeht, ist, dass es ein ungewohntes Gefühl sein wird im Juli. Denn spätestens dann beginnen Wolfs ehemalige Trainingspartner wieder damit, sich einer privaten Gruppe auf die neue Saison vorzubereiten. „Das wird schon ein wenig komisch“, meint Wolf. Seine schwarze Schiene an der Hand soll in wenigen Tagen verschwinden. Was genau ihm fehlt, will er nicht sagen – so wie es in Eishockey-Kreisen üblich ist. Schließlich hat er die Blessur ziemlich lange durchgeschleppt. Ohne zu murren.

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