Allein die Farbe des Teppichs hatte einen würdigen Rahmen versprochen. Auf dem roten Bodenbelag im Sonthofer Rathaus fand die ehrsame Verabschiedung der Sonthofer Athleten zu den Olympischen Winterspielen statt. Mit den besten Medaillenwünschen „schickte“ die Kreisstadt Selina Jörg (Snowboard), Sebastian Eisenlauer (Skilanglauf) und Ski-Alpin-Ass Andreas Sander (aus Burgberg) nach Pyeongchang.
50 Gäste wollten dem Trio viel Glück wünschen – darunter ehemalige Olympia-Starter wie Konstanze Koepff-Röhrs, Pamela Behr-Knauth, Annette Gersch, Sepp Behr, Karl Buhl und Frank Wörndl. Sie alle hatten bereits das einmalige „Flair unter den Ringen“ erlebt. In seiner bekannt launigen Art plauderte der 86-jährige Sepp Behr, siebenfacher deutscher Meister, von seinem Olympia 1960 in Squaw Valley, und schloss: „Olympia wird für jeden Athleten immer besonders bleiben.“ Das wird es auch für die jetzige Generation.
Aller guten Dinge sind drei
Allen voran freute sich Selina Jörg, dass sie nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“, nach Vancouver 2010 und Sotschi 2014 erneut zu Olympia darf. Und tatsächlich stehen die Medaillenchancen für die 30-jährige Snowboarderin wohl so gut wie nie. Vierte ist Jörg im Gesamtweltcup, hat in diesem Winter mit einer Ausnahme ausschließlich Top-Ten-Resultate eingefahren. „Der Traum ist eine Medaille. Ich weiß von Vancouver, wie sich ein vierter Platz anfühlt. Und wenn man die Ergebnisse sieht, ist es mein großes Ziel, mit Edelmetall zurückzukommen“, sagte Jörg. Zunächst wird die siebenfache deutsche Meisterin im Trainingslager in Südtirol arbeiten – am 12. Februar geht der Flieger nach Südkorea, und erst ab dem 18. ist sie im olympischen Dorf. Nach der Quali (22.) geht’s am 24. Februar um die Medaillen.
Der Traum ist eine Medaille. Ich weiß von Vancouver, wie sich ein vierter Platz anfühlt..Snowboarderin Selina Jörg
Auf den letzten Drücker
Deutlich früher schon, nämlich am morgigen Sonntag, macht sich Skilangläufer Sebastian Eisenlauer auf den Weg nach Pyeongchang. Dass er es überhaupt darf, macht den 27-Jährigen in einem Winter voller Rätsel „mega happy. Ich habe mir alles anders vorgestellt. Dass ich mich früher und sicher qualifiziere. Und dass ich mit größeren Erwartungen starten kann“, sagte der mehrfache deutsche Champion. Denn lange sah es für „Sebi“ gar nicht gut aus. Nach einem verkorksten Saisonstart mit Platzierungen zwischen 33 und 50 lief er vor der Tour de Ski sogar im Alpencup, vergleichbar mit der zweiten Liga der Langläufer. „Ich war mental an der Grenze und habe kaum mehr an die Chance geglaubt“, erinnert sich Eisenlauer, der bis heute keine Erklärung für das Tief hat. „Ich hatte eine super Vorbereitung, habe mich im Verhältnis zu den anderen richtig gut gefühlt. Ich weiß es nicht.“
Ich will den Olympischen Gedanken leben. Aber natürlich heißt das nicht, dass Dabeisein alles ist. Langläufe Sebastian Eisenlauer
Aber die Wende kam. Schon bei den Läufen im Alpencup fand der Athlet vom Skiclub Sonthofen die Freude und die Leichtigkeit in der Loipe in Teilen wieder. Der Abbruch des Sprints bei der Tour de Ski in Oberstdorf gefolgt von einem Sturz samt Stockbruch beim Massenstart tags darauf warfen Eisenlauer auch nicht mehr aus der Bahn. Starke Top-20-Platzierungen in Dresden und Planica bescherten dem 27-Jährigen letztlich die Teilqualifikation – der Verband nominierte ihn. Entsprechend freut er sich über den zweiten Start nach Sotschi. „Ich will den Olympischen Gedanken leben. Aber natürlich heißt das nicht, dass Dabeisein alles ist. Wenn ich starte, will ich glücklich sein, wenn ich ins Ziel komme. Und ich weiß, dass sich die Top 15 erreichen kann.“
Schon jetzt ein halber Allgäuer
Eine Premiere wird Olympia aber für den Dritten im Bunde, Andreas Sander. Der 28-jährige Abfahrts-Spezialist, der schon am gestrigen Freitag nach Asien geflogen ist, hatte sich zuletzt mit den 6 und 8 in Kitzbühel und dem 11. Rang in Garmisch ein gutes Gefühl geholt. „Wir werden ein paar Tage in Südkorea trainieren und uns auf den Schnee einstellen. Ich hoffe, dass ich die guten Ergebnisse mitnehmen kann“, sagte der Wahl-Burgberger, der für die SG Ennepetal startet. Nicht wenige Gäste dürften sich gewundert haben, weshalb die Kreisstadt einen Burgberger verabschiedet. Und weil Sander mit Sebi Eisenlauers Schwester Julia verheiratet ist, machte Sportreferent Christian Feger Sander ein besonderes Angebot. „Damit bist Du ja ein halber Allgäuer, und wenn Du uns noch eine Medaille bescherst, dann reden wir künftig gar nicht mehr über Ennepetal.“
Wir werden ein paar Tage in Südkorea trainieren und uns auf den Schnee einstellen. Ich hoffe, dass ich die guten Ergebnisse mitnehmen kann.Abfahrer Andreas Sander
Das Trio plauderte hernach mit den Helden früherer Generationen und trug sich folgsam vor Bürgermeister Christian Wilhelm in das Goldene Buch der Stadt ein. Und auch, wenn die weiteren Sternchen Dennis Endras, Nicole Fessel, Sandra Ringwald und Hanna Kolb fehlten: Sonthofen schickte das Trio mit der Message „Viel Erfolg!“ nach Südkorea. In der Hoffnung, dass der Empfang vergoldet wird. Der rote Teppich zumindest ist schon da …