Ihr Stern leuchtet dieses Weihnachten besonders hell. Mit 14 Jahren hat sich Leonie Schmidle das erfüllt, wovon unzählige Nachwuchs-Kicker träumen: einmal das Trikot des FC Bayern München zu tragen. Nicht in der Kneipe vor dem Bildschirm, nicht im Stadion auf der Tribüne, sondern als Spieler auf dem Rasen: für Schmidle seit vergangenem August Wirklichkeit. Die Jungholzerin läuft für die U17-Juniorinnen des FCB in der Bayernliga auf – mit 14. „Es ist etwas Besonderes an die Säbener Straße zu kommen“, erzählt Leonie: „Eigentlich ist es ja nur eine Trainingsanlage, aber man spürt dort immer eine spezielle Stimmung.“
Zumindest ist mindestens so speziell, wie es der Werdegang von Leonie Schmidle ist. Mit drei Jahren begann die Tochter des jetzigen Präsidenten des 1. FC Sonthofen, Matthias Schmidle, mit der Leichtathletik beim SSV Wertach. Das physische Fundament, das damals bei der jungen Oberallgäuerin gelegt wurde, sollte ihre Karriere maßgeblich prägen. Zudem nahm sie parallel zu den Wettkämpfen an Ausdauerläufen in der Region teil – im Winter kamen Skirennen für den heimischen SV Jungholz hinzu. Am runden Leder hat sie erst mit zehn Jahren so richtig Gefallen gefunden – und das auch nur „dank“ ihres fünf Jahre jüngeren Bruders. „Rafi wollte mal ins Training gehen, und da habe ich mitgeschaut. Ich kannte ja die Jungs aus der Arena. Darum ist der Einstieg leichtgefallen“, erinnert sich Leonie. Nach den Anfängen in der E-Jugend unter Hans Scholz folgte ein halbes Jahr bei den neugegründeten D-Juniorinnen, ehe der erste Aufstieg kam. Michael Buchmann holte sie nach sechs Monaten in seinen Talent-Kader – von da an spielte Leonie gemeinsam mit Jessica Miller bei den Jungs.

„Sagenhaft, wie schnell sie ist“
Eine Zeit, die den Teenager in Sachen Durchsetzungsvermögen geprägt hat. Dass die blonde Frohnatur dazu über ein immenses Potenzial verfügt, hatte Buchmann schon damals erkannt. „Man hat sehr früh gesehen, dass Leonie eine ganz starke Athletin ist und über eine besondere Physis verfügt. Es ist sagenhaft, wie schnell sie ist“, sagt Michael Buchmann: „Aber sie hat auch das besondere Etwas im mentalen Bereich – diese Unbekümmertheit, die vielen anderen in dem Alter fehlt.“ Das sollte sich an anderer Stelle noch bezahlt machen. Denn nach einem Jahr in der C-Jugend öffnete sich die Tür zu den Bayern.
Schmidle bekam von einem Trainer am DFB-Stützpunkt den Wink zu einem Sichtungstag beim FC Bayern, meldete sich an und durfte wenige Wochen später prompt zum Probetraining an die Säbener Straße. „Ich war sehr nervös. Es war immerhin das erste Mal auf dem Trainingsplatz, und ich kannte niemanden“, erinnert sich Leonie an den besonderen Tag.
Die Jungholzerin aber wusste auf dem Rasen durchaus zu überzeugen. U17-Trainer Alexander Bayer ist unmittelbar nach der Einheit auf die Eltern zugekommen, war begeistert von ihrer Art. „Für uns war es beeindruckend zu sehen, mit welcher Freude sie bei uns aufschlägt. Das ist noch heute so, an jedem Tag, an dem sie hier ist“, lobt Bayer und fügt an: „Sie ist sehr wissbegierig und will immer mehr.“ Seit August ist Leonie fest im Bayern-II-Kader – und überzeugt auf ganzer Linie.
Die Reserve der Bundesliga-U17 liegt in der Bayernliga nach zehn Spielen auf dem vierten Tabellenrang – Leonie hat jedes Saisonspiel über 90 Minuten durchgehalten, und bisher zwei Saisontore erzielt. Dreimal trainiert der Teenager außerhalb der Wintermonate, fährt zweimal wöchentlich mit dem Zug nach München – die dritte Einheit hat sie in Sonthofen. „Ich mache meine Hausaufgaben im Zug, weil ich da genügend Zeit habe“, erzählt die Neuntklässlerin und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Ich muss dranbleiben. Meine Eltern haben mir klar gesagt, dass wir das sofort beenden, wenn es in der Schule nicht läuft.“
Und bisher gelingt der Spagat zwischen Säbener Straße und Realschule Sonthofen. Immerhin werden die Bayern-Mädels in München von Profis an die Hand genommen. Die Nationalspielerinnen Simone Laudehr und Mandy Islacker sind Paten der U17-Juniorinnen. „Wir dürfen mit Fragen zu ihnen kommen, und sie nehmen sich immer Zeit. Das ist eine richtig gute Sache für uns, dass wir Kontakt mit den Großen haben dürfen“, freut sich Leonie.
Rasante Entwicklung
Ruht der Fußball – so wie derzeit in der Winterpause – bekommt sie „Hausaufgaben“, wie Stabilisationsübungen oder Lauftraining. „Ich spüre große Fortschritte im technischen Bereich“, sagt Leonie. Und ihr Trainer schlägt in die gleiche Kerbe: „Die Entwicklung ist sehr, sehr positiv – vor allem, wenn man sieht, welchen Aufwand sie und ihre Familie betreiben“, lobt Alexander Bayer, der das sportliche Niveau als FCB-Coach freilich einordnet. „Ihr Plus ist die Flexibilität. Und wir haben viel an ihrem Spielverständnis gearbeitet – das Durchsetzungsvermögen bringt sie mit.“
Die Jungholzerin selbst weiß schon allzu gut, wo sie eines Tages hin will. „Klar, ich will unbedingt Profi werden“, sagt Leonie im Stile des bayerischen „Mia san mia“: „Das Gefühl gibt uns der Trainer auch: Wir sollen alle an uns glauben und darauf vertrauen, was wir können.“ Nicht umsonst spielt sie mit der Nummer 17: Ihr Ziel sei es, mit 17 Jahren – dann wenn man aus dem Junioren-Alter kommt – für die „Erste“ zu debütieren.
Das sieht auch ihr Trainer beim FCB so, auch wenn sich Bayer noch zurückhalten will: „Für uns ist das Mittelfristige wichtig. Aber wenn man Bilanz zieht, sieht man, dass ihre Entwicklung rasant ist“, lobt Bayer. Ungleich wichtiger sei, dass „sie einen Charakter mitbringt, den man braucht, um immer weiterzukommen.“ Leonie Schmidles Weg scheint also vorgezeichnet. Sie hat schnelle Beine, einen klaren Kopf – und das Herz am rechten Fleck.