Ägypter, Brasilianer, Senegalesen, Belgier, Italiener, Holländer – der Silvesterlauf in Kempten ist international. Die meisten Teilnehmer haben freilich alle irgendeinen Bezug zum Allgäu. Sie wohnen hier, arbeiten oder studieren. Oder sie kommen – wie einige Österreicher im Starterfeld – zum sportlichen Jahresabschluss aus der nahen Grenzregion nach Kempten. Etwas mehr als 1500 Läufer waren es heuer bei der 30. Auflage des Georg-Hieble-Silvesterlaufs. Wieder einmal Rekord. „Die Bedingungen waren in diesem Jahr perfekt, die Strecke war in einem einwandfreien Zustand. Was will man mehr“, freute sich Veranstalter Joachim Saukel.
Für die einen ging es über fünf oder zehn Kilometer darum, mit dem guten Gewissen ins neue Jahr zu starten, es dem inneren Schweinehund noch einmal ordentlich gezeigt zu haben. Andere, die Ambitionierteren, ärgerten sich im Ziel über verschenkte Sekunden. Wie zum Beispiel Vorjahressieger Kevin Key. Der Allgäuer Ausnahmeläufer musste sich in diesem Jahr in 32:20 Minuten mit Rang drei zufrieden geben. Den Sieg holte sich Johannes Hillebrand vor (31:49) vor Efrem Tadese (Ulm, 32:13).

Der Münchner Hillebrand, der sein erstes Rennen für das Allgäu Outlet Raceteam bestritt, blieb dabei nur 30 Sekunden über dem Streckenrekord (31:17). Der 37-Jährige war entsprechend glücklich: „Dass ich vorne mitlaufen kann, war mir klar. Aber, dass es zum Sieg reicht, überrascht mich. Die Mitstreiter haben mein Tempo nie richtig mithalten können. Ich habe das Rennen letztlich von Anfang an bestimmt.“ Von der Atmosphäre am Streckenrand, der Stimmung im Start-Ziel-Bereich am Illerstadion, war Hillebrand besonders angetan. Und er verriet stolz sein Erfolgsgeheimnis: „Vor ein paar Wochen bin ich zum zweiten Mal Vater geworden. Das setzt noch einmal zusätzliche Energie frei."
Auch bei den Frauen musste die Allgäuer Spitze den Sieg einer anderen Läuferin überlassen. Dass Lena Berlinger in 38:14 Minuten am Ende schnellste Teilnehmerin über die zehn Kilometer war, mag angesichts ihrer Erfolge in diesem Jahr aber nicht überraschen. Die 29-jährige aus Ravensburg hat schließlich heuer schon einmal im Allgäu aufhorchen lassen, gewann im Sommer in Immenstadt die deutsche Triathlon-Meisterschaft auf der Mitteldistanz. „Eigentlich hätte der Silvesterlauf nur Abwechslung in meinen Trainingsalltag bringen sollen. Der Sieg war definitiv nicht geplant“, sagte sie freudestrahlend.

Über die kurze Distanz über fünf Kilometer gewannen im letzten Lauf des Jahres Tobias Franke (Laufsport Saukel b_faster/16:03 Minuten) bei den Männern und Antje Alt (LG Brenztal/20:10) bei den Frauen. Premiere feierte in diesem Jahr Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Erst gab er den Startschuss, dann machte er sich selbst auf die Strecke – in einem schier nicht mehr enden wollenden Läuferfeld. Fast eineinhalb Minuten waren vergangen, bis die letzten Teilnehmer den Startbogen durchlaufen hatten.
Kiechle kam in 30:16 Minuten wieder zurück ins Ziel und belegte damit in der Altersklasse M50 immerhin Rang neun. Sein Rat an alle Sportler und Zuschauer: „Nehmen Sie den Schwung des Silvesterlaufs alle mit ins neue Jahr!“