In den vergangenen zehn Jahren haben sie den Fußball beim TSV Kottern maßgeblich mitgeprägt. Die Zeit war erfolgreich, aber sie war auch sehr intensiv. Und daher haben sich Sinan Yilmaz (34) und Johannes Landerer (29) nach ihrem Abschied vor zwei Jahren erst einmal eine kleine Auszeit vom Fußball gegönnt. „Für diesen Sport ist so viel draufgegangen. Arbeit, Schule, Beziehungen, Urlaub“, sagt Yilmaz und wirkt dabei fast ein wenig nachdenklich. 2004 ist er nach einigen Jahren im Nachwuchs des FC Memmingen und des FC Augsburg wieder zu seinem Heimatverein zurückgekehrt, hat bis 2018 über 300 Spiele für die Sankt Manger bestritten und fast 100 Tore erzielt. Yilmaz gilt als Kotterner Urgestein. Als einer, zu dem die jungen Kicker aufschauen.
Groß geworden beim SV Heiligkreuz
Ähnliches gilt für Landerer. Auch er ist schon viele Jahre Teil der großen TSV-Familie. Als A-Jugendlicher verließ er damals den SV Heiligkreuz, bei dem er das Kicken gelernt hat. Über Sonthofen landete er schließlich 2012 in Sankt Mang. Seine Bilanz: kapp 130 Pflichtspiele, 59 Tore. Zuletzt wurde er immer wieder von Verletzungen gebeutelt. „Meine Knochen haben nicht mehr mitgemacht. Ich hatte drei Kreuzbandrisse“, erzählt er. Vom Fußball hatte er erst einmal genug. „Ich habe die letzten zwei Jahre genossen und vieles nachgeholt, wofür ich zuvor keine Zeit hatte. Ich habe zum Beispiel die Platzreife im Golf gemacht“, sagt er.
Sie treten die Nachfolge von Norbert Mosch an
Dass Fußball-Besessene wie Yilmaz und Landerer aber nicht wirklich lange ohne das runde Leder auskommen, war den Verantwortlichen beim TSV Kottern klar. Und so boten sie den beiden Trainerposten im Nachwuchs an. „Da mussten wir nicht lange überlegen. Jetzt ist die Zeit gekommen, dem Verein etwas zurückzugeben“, meint Yilmaz. Seit drei Wochen coachen die beiden als Nachfolger von Norbert Mosch nun die A-Jugend, Fußballer zwischen 17 und 19 Jahren. Dritter Mann im Boot ist Lukas Kirchmann. „Ein sehr interessantes Alter. Wir haben viele verschiedene Charaktere im Team und wissen eigentlich bei jedem jetzt schon, wohin der jeweilige Weg führen wird“, meint Landerer. Ziel sei es freilich, so vielen Jugendspielern wie möglich den Sprung in die Herrenmannschaften zu ermöglichen. Yilmaz: „Ich habe in meiner Laufbahn schon so viel erlebt. Ich bin auf- und abgestiegen, ich habe vor 2000 Zuschauern gespielt. Was hätte ich als Spieler auf diesem Niveau noch erreichen sollen? Das ist jetzt meine Erfüllung. Ich arbeite gerne mit Jugendlichen zusammen, die etwas von mir lernen wollen.“ Technisch müssen Yilmaz und Landerer ihren Spielern nicht mehr viel beibringen. Die A-Jugend ist schließlich die Spitze der Ausbildungspyramide. In diesem Alter geht es um mehr. Um Werte, ums Verhalten und körperliche Fitness. Landerer sagt: „Wir wollen die Jungs darauf vorbereiten, wie es da oben im Männerbereich zur Sache geht.“
Beide haben vor allem offensiv Qualitäten
Trainiert wird derzeit drei Mal pro Woche. Der Zuspruch ist trotz der Ferienzeit riesig. 25 Kicker umfasst der Kader, alle ziehen in den intensiven Übungseinheiten voll motiviert mit. „Manchmal muss man Sinan in seinem Tatendrang noch ein bisschen bremsen“, meint Landerer lachend. Dass beide Ex-Spieler zu ihrer aktiven Zeit ihre Qualitäten in der Offensive hatten, darunter soll die Defensive der Kotterner U19 nicht leiden. Yilmaz: „Am liebsten wäre es mir natürlich, wir würden jedes Spiel 7:4 gewinnen, manchmal muss aber eben auch ein 1:0 reichen.“ Und sie kriegen das schon ganz gut hin, im ersten Testspiel wurde ein 6:0-Sieg gefeiert. Der Saisonstart steht allerdings noch in den Sternen. Eigentlich hätte die U19 des TSV Kottern in der Bezirksoberliga am 13. September loslegen sollen. Der Auftakt wurde aber erst einmal verschoben. Um mindestens zwei Wochen.