Vor ein paar Tagen ist Katharina Althaus nach langer Pause zurückgekehrt an die WM-Schanzen in ihrem Heimatort Oberstdorf. Nicht im Sprunganzug, sondern in Abendkleidern. Zum Beispiel ganz in Rot. Zusammen mit Teamkollegin Svenja Würth und Langläuferin Laura Gimmler posierte die 24-Jährige vor der Fotokamera. „Das hat mega Spaß gemacht und war mal was anderes“, sagt Althaus. Die Ergebnisse des Shootings sollen Ende September beim Oberstdorfer Fotogipfel vorgestellt werden.
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Ziemlich schnell hat Althaus dann aber die Klamotten wieder gewechselt. Raus aus der eleganten Robe, rein ins gewohnte Sportler-Dress. Beim ersten Lehrgang nach der Corona-Pause präsentierte sich die Doppel-Weltmeisterin von Seefeld 2019 schon wieder in blendender Sprungform.
Neuer Trainings-Hotspot der deutschen Skispringer
Trainiert wurde in Oberhof. Der Wintersport-Ort in Thüringen entwickelt sich in Corona-Zeiten zum Hotspot der deutschen Skispringer, denn vor den Frauen waren auch die Männer schon dort. „Die Bedingungen sind perfekt“, sagt Bundestrainer Andreas Bauer. Weil es an der Schanze einen Sessellift gibt, lassen sich zum einen die geltenden Abstandsregeln bei der Auffahrt mühelos einhalten. Einzeln geht es nach oben. Eine nach der anderen. „Zum anderen geht alles recht schnell, das hat uns eine hohe Anzahl an Sprüngen ermöglicht“, erzählt Bauer.
Auf Herz und Nieren durchgecheckt
Neben dem A-Kader waren auch die zweite Riege und die Juniorinnen dabei. Und es ging nicht nur ums Springen. Die vergangene Saison wurde in Kleingruppen analysiert, Biomechaniker stellten die technischen Entwicklungen vor – etwa Anzüge im neuen Schnitt und modifizierte Schuhkeile. Zum Schluss stand die sportmedizinische Untersuchung in Leipzig auf dem Programm. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, zu springen und die Mädels mal wieder zu sehen. Auch wenn alles noch ein bisschen komisch war, mit Abstand und Einzelzimmern“, meint Althaus.
Perfekte Trainingsbedingungen
Auch ihr sportliches Fazit fällt positiv aus. Bei der ersten Einheit habe das Team beinahe Laborbedingungen gehabt. Das zweite Training musste dann allerdings wegen des böigen Windes vorzeitig beendet werden. Stattdessen ging es in den Kraftraum. Althaus sagt: „Ich habe einen ziemlich guten Einstieg erwischt. Es gab vom ersten Sprung weg wenig auszusetzen.“ Bundestrainer Bauer bestätigt das. Man habe den Sportlerinnen angemerkt, „dass sie sich alle wohlfühlen“. Gute Laune hatten sie auch aus einem anderen Grund: Zum ersten Mal dürfen die Frauen in Oberstdorf 2021 bei einer Weltmeisterschaft von der Großschanze springen. Das hatte das Fis-Council, die Versammlung der ranghöchsten Vertreter des Internationalen Skiverbands, vergangene Woche bestätigt (wir berichteten). „Das ist für die Frauen ein große Sache. 2009 ging es für sie zum ersten Mal um WM-Medaillen, nächstes Jahr haben sie gleich vier Mal die Chance auf Gold, Silber und Bronze. Die Freude über diese Entscheidung war natürlich bei allen riesig“, erzählt Bauer.
Am Sonntag geht es erneut nach Oberhof
Nach weiteren Trainingstagen in Partenkirchen in dieser Woche reisen Deutschlands beste Skispringerinnen am Sonntag schon wieder nach Oberhof. Weil die Bedingungen dort, gerade zum Einstieg in die neue Saison, nahezu ideal sind. In Thüringen gelten obendrein nicht mehr so strenge Corona-Auflagen wie in Bayern. Allein das Athletiktraining im Kraftraum in Oberstdorf sei derzeit mit großem organisatorischen Aufwand verbunden, meint Bauer. Die Sportlerinnen müssen sich in Listen eintragen, die Fitnessgeräte müssen ständig desinfiziert werden und für den Trainer- und Betreuerstab gelte permanente Maskenpflicht. Hinzu kommt: Am Stützpunkt im Allgäu, wo das Gros der Frauen-Mannschaft beheimatet ist, wird an den Schanzen mit Blick auf die Weltmeisterschaft im Februar 2021 noch gebaut. Sprungtraining dort ist also generell noch gar nicht möglich. Ausgerichtet ist alles auf den Tag X, an dem die Saison wieder losgeht. Nachdem die ersten Wettkämpfe des Sommer-Grand-Prix bereits abgesagt wurden, hofft der Bundestrainer, dass der 3. Oktober dieser Tag X sein wird. Dann ist im sächsischen Klingenthal ein Mattenspringen von der Großschanze geplant. Bauer: „Auf diesen Tag richten wir unser Training aus. Es wäre für uns ein wichtiger Vergleich mit der Weltspitze.“