Nordische Ski-WM 2021 in Oberstdorf: Noriaki Kasai stürzt sich mit der geballten Kraft von 40 Jahren Skisprung-Erfahrung die Schattenbergschanze hinunter, landet den Satz seines Lebens und krönt sich mit dann 48 Jahren zum ältesten Skisprung-Weltmeister aller Zeiten!
Mal ehrlich: Wer würde dem beliebt-bescheidenen Dauerspringer nicht einen derartigen Glücksflug in die Geschichtsbücher des Sportes wünschen?
An Kasais Durchhaltevermögen soll es nicht scheitern. Im April 2020 hat der Altmeister in einem Interview mit dem japanischen Portal "hotchi.news" an, dass er weitermachen will. Sein großes Ziel sind Olympischen Spielen 2022 in Peking, es wäre - weltweit einzigartig - seine neunte Teilnahme an Winterspielen.
"Wenn man ein Ziel hat, ist keine Zeit verschwendet. Ich werde weiterkämpfen", verschwendet er keinen Gedanken ans Aufhören. Im Gegenteil: Schon vor dem ersten Trainingslager im Mai 2020 verspürt er großen Tatendrang. Er läuft viel und startet ohne die sonst bei ihm nach der Pause üblichen Zusatzkilos in die Vorbereitung. "Ich bin bereits so fit, dass das Trainingslager sofort beginnen könnte“, wird er zitiert.
Der Viel-Flieger meldet sich zurück. Dabei wurde Kasai nach seiner desaströse Winter-Saison 2019/2020 schon als "aussterbender Flugsaurierer" bezeichnet. Das war auch nicht weiter verwunderlich: Der Altmeister verbuchte keinen einzigen Weltcuppunkt. Vom japanischen Verband wurde er sogar in den drittklassigen Continental-Cup verdonnert. Zum ersten Mal nach 28 Jahren verpasste er die Vierschanzentournee in Oberstdorf aus sportlichen Gründen. Statt auf den schwächelnden "Oldie" setzten die Trainer lieber auf die junge Garde rund um Top-Springer Ryoyu Kobayashi.
Kasai lächelte die Straf-Versetzung genauso tapfer weg wie diverse Alterserscheinungen: "Es zwickt schon mal im Rücken und in den Knien." Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie lange der "ewige Springer" schon dabei ist. Als Kasai 1992 Skiflug-Weltmeister wurde und damit seinen bis heute größten Erfolg feierte, waren heutige Stars wie Karl Geiger noch gar nicht auf der Welt!
Goldmedaillen bei nordischen Ski-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen blieben dem verheirateten Vater von zwei Kindern bislang freilich verwehrt. Bei diesen Großereignissen musste er sich mit Silber und Bronzemedaillen begnügen.
Gerade weil die Wahrscheinlichkeit im Promillebereich liegt: Kaum einem Athleten drücken die Skisprung-Fans so sehr die Daumen, dass sich daran etwas ändert wie Noriaki Kasai. Entweder bei der Nordischen Ski-WM 2021 in Oberstdorf oder bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking.
Doch vorher muss Herausforderung Nummer eins gelöst werden: Der nimmermüde Altmeister muss sich für beide Events sportlich qualifizieren.
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