Wenn sich am Sonntagabend im Champions-League-Finale der FC Bayern München und Paris-St. Germain gegenüberstehen, ist das nicht nur das Treffen der europäischen Top-Klubs, sondern auch ein deutscher Trainer-Duell: Hans-Jörg Flick trifft auf Thomas Tuchel. Tuchel, geboren in Krumbach, hat es heute mit millionenschweren Stars wie Neymar und Kylian Mbappé zu tun. Früher coachte er den Nachwuchs in der Region – unter anderem Christian Geiger. Der 32-Jährige spielt mittlerweile beim Bayernligisten TSV Kottern. Vor gut 15 Jahren kreuzten sich die Wege von Geiger und Tuchel in der U19 des FC Augsburg. Gerne erinnert sich der Allgäuer an diese Zeit.
Herr Geiger, wie war Thomas Tuchel denn damals?
Christian Geiger: Er kam damals neu zum FC Augsburg, weil er dort die Perspektive hatte, Chef des Nachwuchsleistungszentrum zu werden. Er war zwar auch erst Anfang 30, hatte zuvor aber schon Erfahrung im Jugendbereich bei anderen großen Klubs gesammelt. Zum Beispiel beim VfB Stuttgart. Thomas Tuchel war damals schon extrem weit, was Trainingsmethodik und Spielphilosophie angeht. Bei ihm lief das alles sehr professionell ab und das war für uns als junge Kicker schon eine gewaltige Umstellung.
Wie haben Sie denn die Entwicklung Tuchels seitdem beobachtet?
Geiger: Sein Werdegang ist schon beachtlich. Er orientiert sich in vielen Bereichen an Pep Guardiola. Er war schon bei uns damals in taktischen Dingen den anderen Trainern weit voraus. Jetzt hat er bei Paris auch die Spieler, die das alles umsetzen können. Wir waren damals oft überfordert damit.
"Er hat Neymar in den Griff bekommen"
Bei aller sportlichen Qualität sagt man Thomas Tuchel aber ja auch Schwächen im Zwischenmenschlichen nach ...
Geiger: Ja, das stimmt. Das war bei uns auch schon so. Es gab Typen und Charaktere in der Mannschaft, mit denen ist er einfach nicht klargekommen. Aber auch da hat sich Tuchel weiterentwickelt. Er hat zum Beispiel Neymar mit all seinen Star-Allüren in den Griff bekommen.
Jetzt aber mal zum Champions-League-Finale: Wem drücken Sie denn am Sonntagabend die Daumen? Dem FC Bayern oder ihrem Ex-Coach?
Geiger: Oh, ich bin ja eigentlich Schalke-Fan. Da fällt es gar nicht so leicht, für den FC Bayern zu sein. Aber klar: In einem solch wichtigen Spiel fiebert man natürlich mit der deutschen Mannschaft.
Eine harte Nuss für den FC Bayern
Ihre Prognose?
Geiger: Ich denke, dass Thomas Tuchels PSG taktisch besser aufgestellt sein wird. Aber Hansi Flick stellt bei den Bayern das Menschliche in den Vordergrund. Er hat aus all den Stars eine Einheit geformt, die zusammenhält. Es ist schwierig, eine Prognose abzugeben. Paris wird auf jeden Fall eine verdammt harte Nuss für den FC Bayern.