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So groß war der "Kult" noch nie! Stößt der Allgäu Triathlon an seine Grenzen?

Ausdauersport im Allgäu

So groß war der "Kult" noch nie! Stößt der Allgäu Triathlon an seine Grenzen?

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    Umringt von Fans: Superstar und Geburtstagskind Jan "Frodo" Frodeno war gefragter Interview- und Selfie-Partner.
    Umringt von Fans: Superstar und Geburtstagskind Jan "Frodo" Frodeno war gefragter Interview- und Selfie-Partner. Foto: Dirk Klos

    Um kurz nach fünf Uhr geht auf dem Campingplatz, der eigentlich nur eine Wiese ist, die erste Schiebetür eines VW-Busses auf. Mit einem Schlag ist die Nacht vorbei. In diesem Moment, die Sonne glüht den Horizont gerade erst an, pumpen die ersten Herzen die erste Dosis Adrenalin in die Körper der Triathleten. Auf dem Campingplatz nahe des Startbereichs haben dutzende Sportler übernachtet. Direkt nach dem Aufstehen wird gegessen, sehr viel gegessen.

    Oder, wie es Triathleten sagen: die Kohlenhydratspeicher gefüllt. Emsige Betriebsamkeit herrscht. Bis 7.30 Uhr müssen alle ihre teils abertausende Euro teuren Räder in der Wechselzone abgestellt haben. Die erste Startgruppe geht um 7.45 Uhr ins Wasser des Großen Alpsees. Es ist Allgäu-Triathlon.

    37. Allgäu Triathlon Alpsee Immenstadt
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    Mehr über die Triathlon-Sieger erfährst Du hier.

    Zum 37. Mal fand am Sonntag der deutschlandweit älteste Wettbewerb seiner Art statt. Auch deshalb haben sich die Organisatoren den Zusatz „Kult“ verpasst. Das klingt unbescheiden, trifft es aber ganz gut. Das beschauliche Bühl, wunderbar am Alpsee gelegen, erlebt einen jedes Jahr größer werdenden Ansturm, 2750 Triathleten waren diesmal gemeldet – Rekord. Im Vorjahr kamen 2100. Schon zum zweiten Mal gastierte Jan Frodeno im Allgäu. Der Superstar der Szene feierte seinen 38. Geburtstag, mit einer „Laktat-Party“. Quasi als Geschenk gönnte er sich die kürzere olympische Distanz. Vor zwei Jahren hatte er noch den längeren Classik-Wettbewerb gewonnen.

    Aus seiner Perspektive war es also eine Art Sprint, den der Olympiasieger und zweifache Hawaii-Champion diesmal zu absolvieren hatte. Nach 2: 03 Stunden lief er mit großem Vorsprung als Erster über die Ziellinie. Dabei hatte er unterwegs sogar noch Zeit gefunden, dem Helfer, der ihn als Führenden mit dem Rad begleitete, das Gefährt unter dem Johlen der Zuschauer den legendären Kuhsteig hinauf zu schieben. Schon vor dem Start hatten ihm die Organisatoren um Hannes Blaschke eine riesige Geburtstagstorte überreicht und ein Ständchen gesungen. „Was für eine gigantische Stimmung, besser kann Triathlon nicht sein“, jubelte das Geburtstagskind nach getaner Arbeit.

    Von dem Rummel um den Star, der keinen Schritt machen konnte, ohne von Selfiejägern umlagert zu werden, bekommen die meisten anderen Starter wenig mit. In zehn Wellen gehen sie auf den insgesamt drei Distanzen (Classic, Olympisch und Sprint) ins Wasser.

    Nervosität herrscht auf dem schmalen Steg, der zum Startbereich führt. Adrenalin. Ein letztes Mal die Arme kreisen lassen. Den Sitz der Schwimmbrille kontrollieren. Dann ins Wasser. Warten. Kalt schwappt das Nass in den Neoprenanzug. Countdown, noch zehn Sekunden. Ein Kanonenschlag donnert über den See. Das Wasser beginnt zu schäumen. Arme und Beine wirbeln teils recht unkontrolliert durch die Gegend. Menschen schwimmen über- und untereinander. Kein Wunder, dass viele Triathleten die Teildisziplin Schwimmen nicht besonders mögen. Sie radeln lieber und laufen.

    Draußen am Ufer wird geschrien, gewunken, mitgefiebert, riesige Kuhglocken veranstalten einen infernalischen Lärm. In der Wechselzone spielt eine Blaskapelle auf.

    Es ist Nachmittag. Das Thermometer zeigt 32 Grad. Aus Adrenalin ist Schweiß geworden. Die meisten Triathleten sind im Ziel. Rote Köpfe, glückliches Lachen. Jeder bekommt eine Medaille umgehängt. Im Festzelt wird Kaiserschmarrn verteilt. Die Polizei schätzt, dass etwa 30 000 Zuschauer an der Strecke standen. Rund 1000 Helfer ware im Einsatz. Rennleiter Christoph Fürleger zieht ein erstes Fazit. „Wir hatten leider zwei Fahrradunfälle“, sagt er, gibt aber vorsichtige Entwarnung. „Es scheint, als sei nichts allzu Schlimmes passiert.“

    Ansonsten habe alles gut funktioniert. Klar sei aber auch, dass der Allgäu-Triathlon an seine Grenzen stößt. „Diese Größe ist das, was wir noch leisten können und die wir etablieren wollen“, sagt Fürleger. Für mehr sei das Örtchen Bühl zu klein.

    Zwischen See und Eisenbahnlinie stehe nur begrenzt Platz zur Verfügung. „Das beengt uns zwar, macht aber auch den ganz besonderen Flair hier aus. Alles ist in ein paar Minuten zu erreichen.“ Ende September öffnet die Anmeldung für das nächste Jahr. Ob Frodeno wieder kommt? „Er hat es auf jeden Fall nicht ausgeschlossen“, sagt Fürleger diplomatisch.

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