
Die Stadionuhr zeigt auf 20:25 Uhr, als es im Memminger Eisstadion kein Halten mehr gab. Spieler und Fans lagen sich in den Armen und ließen nach einer nervenaufreibenden Partie ihren Gefühlen freien Lauf. Das Spiel war nicht der Hit, da waren sich alle einig. Doch wen kümmert's, wenn das Ergebnis stimmt? Richtig: Niemand.

Umso größer war der Applaus, als wenig später Kapitän Jan Benda den Pokal für das beste Bayernliga-Team der Saison 2016/2017 in die Höhe streckte. Nach dem Auftakt-Treffer von ECDC-Neuzugang Dominik Piskor zum 1:0 im zweiten Drittel (31. Minute) hatte der 44-jährige Ex-Nationalspieler im Schlussdurchgang (41.) den entscheidenden Treffer zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung erzielt. Der Anschlusstreffer der Gäste durch Dominik Meierl (48.) vermochte dem Spiel keine Wende mehr zu geben.
Top-Goalie Vollmer: "Wir waren sehr nervös"
"Das ist ein großer Tag für uns alle", jubelte Verteidiger Martin Jainz, ehe er zu den Klängen von "Humba Humba Täterä" mit seinen Teamkollegen auf dem Eis tanzte. Angefeuert von den rot-weiß gekleideten Fans des "Maustadt Clans", die das ganze Spiel über Vollgas gaben. Unterstützung hatten die Indians durchaus nötig. Denn sie blieben nach der 7:2-Gala zuletzt beim Top-Team Miesbach anfangs deutlich unter den Erwartungen. Das Team spielte derart fahrig und schlampig, wie es viele treue Fans schon lange nicht mehr gesehen hatten.
"Wir waren sehr nervös", begründete Torhüter Joey Vollmer. Doch die Mannschaft kämpfte sich zurück ins Spiel - auch dank der Paraden des früheren DEL-Spielers, zu denen zwei gehaltene Penalties gehörten. "Die Defensive macht Meisterschaften", sagte der 36-Jährige, der vor 14 Jahren schon einmal Bayernliga-Meister mit dem EHC München wurde. Gegen Geretsried wurde er zum besten ECDC-Spieler gewählt und belohnte sich mit der obligatorische Meister-Zigarre.

Die aufsteigenden Schwaden des "Ober-Indianers" im Tor waren als Rauchsignale an die Konkurrenz zu verstehen: Mit den Memmingern muss gerechnet werden! Denn die Saison ist ja noch lange nicht vorbei: In der so genannten Verzahnungsrunde mit den besten acht Bayernligisten und den schlechtesten vier Teams aus der Oberliga Süd geht sie weiter. Gespielt wird ab kommenden Freitag (20. Januar) in zwei Gruppen. Memmingen beginnt zuhause am Hühnerberg (20 Uhr) gegen den BEL-Vierten Dorfen. Die besten vier jeder Gruppe stehen im Play-Off-Viertelfinale um die bayerische Meisterschaft. Sollten die Indians das Halbfinale erreichen, haben sie sich endlich für die Oberliga qualifiziert.
Erinnerungen an Sonthofen...
2014 war der Aufstieg bereits zum Greifen nah. Doch seinerzeit verloren die Memminger die damalige Bayernliga-Finalserie ausgerechnet gegen den Allgäuer Rivalen ERC Sonthofen. Auf diesen wunden Punkt in der Fan-Seele spielten die Anhänger in der Nordkurve an, als sie - den Sieg gegen Geretsried vor Augen - zwei Spruchbänder in die Höhe hielten: "Nach drei Jahren ist es nun so weit. Pokal- und Bayernliga-Thron stehen bereit."
Dass die Bayernliga-Meisterschaft (nach dem jetzigen Modus) allerdings nicht automatisch den Aufstieg bedeutet, weiß jeder. Allen voran Trainer Waldemar Dietrich: "Von diesem Titel kann man sich nichts kaufen. Es geht in der Verzahnungsgrunde wieder bei null los", mahnte er.
Gleichwohl war er stolz darauf, dass seine Mannschaft gegen Geretsried trotz großer Anspannung als Sieger vom Platz ging: "Die Spieler standen brutal unter Druck. Geretsried hat noch um Platz acht gespielt und sich voll reingehängt. Es war eigentlich klar, dass wir nicht hoch gewinnen würden", sagte er.
Anders herum war den Gästen aus Oberbayern klar, dass sie in der Indianer-Hochburg wohl kaum als Sieger vom Eis gehen würden. "Memmingen hat super Fans und eine starke Mannschaft. Wer in Miesbach mit 7:2 gewinnt, hat sich den Titel verdient - auch wenn er mal nicht so toll spielt", sagten die fairen Fans Ralf Penkert, Georg Deschle und Norbert Unger im allgaeu.life-Interview.
Anders als die Indians-Anhänger hätten die Drei nichts dagegen, wenn Memmingen in der Bayernliga bleibt: "So viele Zuschauer wie der ECDC Memmingen hat in der Liga sonst kein Verein", sagen sie beeindruckt beim Blick auf die tolle Kulisse von über 2.200 Fans. "Bei uns kommen meist nur 270...."