„Es macht mich glücklich, dass ich das erste Stück geschafft habe“, sagte der 46-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. „Und es treibt mich an, motiviert für meine Ziele zu arbeiten.“ Denn der Sonthofer plant schon im Juli den Ärmelkanal und im Dezember die Cook Strait vor Neuseeland zu durchschwimmen.
Dabei lief schon das „Projekt Gibraltar“ für den Langstreckenschwimmer wie am Schnürchen. 4:50 Stunden benötigte Bakircioglu – Seite an Seite mit seinem Partner Uli Manz – für die 16 Kilometer lange Strecke vom Start im spanischen Tarif bis zur Ankunft an der marokkanischen Insel Point Cires. Dabei ist der Sonthofer der weltweit erste Mensch, der die Meeresenge in dieser Saison ohne Neopren nur mit Badehose durchschwommen hat – und das, bei einer Wassertemperatur von nur 14 Grad beim Start um 8 Uhr morgens und 15,5 Grad später vor Marokko.

„Es war gut zu machen, muss ich sagen. Aber ich war auch top vorbereitet auf alle möglichen Ereignisse. Da fällt es leichter, diese Strecke zu bewältigen“, sagt Sonthofens Sportler des Jahres 2017, der übrigens auch bei der Sportgala morgen (ab 18.30 Uhr) im Haus Oberallgäu zu Gast ist. Dass ihm der Weg von Europa nach Afrika in weniger als fünf Stunden derart leicht gefallen ist, dürfte dem 46-Jährigen mächtig Selbstvertrauen verleihen.
Immerhin hatte Bakircioglu noch im vergangenen September eine extreme Grenzerfahrung ohne Happy End erlebt. Das erste große geplante Projekt auf dem Weg der erwähnten „Seven Oceans“ (alle sieben Meeresengen auf dem Globus zu durchschwimmen) hatte Bakircioglu nach fast elf Stunden unter lebensgefährlichen Umständen aufgeben müssen. Nach 26 von insgesamt 40 Kilometern musste er den Versuch, den Nordkanal von Nordirland nach Schottland zu durchschwimmen, abbrechen. „Es war aussichtslos“, sagte der 46-Jährige damals. Gegen unzählige Quallenteppiche und unbändige Strömungen war der Ausnahme-Athlet machtlos – auch nach einem Jahr harter Vorbereitung.
Und so entschied Bakircioglu, „dass das nicht noch einmal vorkommen wird.“ In der Vorbereitung auf die Straße von Gibraltar ist er längere Strecken im Wonnemar in Sonthofen geschwommen – 10-Kilometer-Etappen in den Bahnen. Und das Kältetraining absolvierte er im Sonthofer Baggersee mit Einheiten von über einer Stunde bei 8 Grad Wassertemperatur. „Der Nordkanal hat sicher noch einen Effekt auf meinen Kopf. Aber ich habe noch mehr Biss entwickelt, trainiere noch härter und mache viel mehr im Fitnessbereich.“ Das hat sich auf dem Weg zu seinem Husarenstück bezahlt gemacht.
„Die Extreme sind nicht zu vergleichen mit Irland, auch wenn es ein paar Verbrennungen durch Quallen gab. Aber die Strecke hat ganz andere Schwierigkeiten“, erzählt der Weltrekordhalter im Eisschwimmen. „Beim Start gab es sehr starke Gegenströmungen – da muss man eine Stunde praktisch durchschwimmen. Und für den Schlusskilometer haben wir 1:15 Stunde gebraucht, so stark war die Strömung.“ Für gewöhnlich schwimmt Bakircioglu mit 3 km/h. Für die Ernährung – viermal je eine Minute – hatten Bakircioglu und Manz ein Begleitboot mit medizinischem Personal dabei. Ein weiteres Boot von den Veranstaltern der „Oceans“ gab die Route vor.

Die Belastung sei nach einer solchen Durchquerung „kein Vergleich zu 2017“, sagt Bakircioglu, als er als erster Mensch weltweit innerhalb einer Saison den Bodensee in der Länge (67 Kilometer), in der Breite (12 km) und in der Dreiländerquerung (33 km) bewältigt hatte. Und so hält der Schwimmer auch weiter an seinem Zeitfenster fest. Nach der Straße von Gibraltar sollen der Ärmelkanal im Juli (35 km Luftlinie, 45 Kilometer Schwimmstrecke) und die Cook Strait vor Neuseeland („Haie sind da keine Seltenheit“) folgen.
„Ich habe vor jeder Strecke Respekt. Und Du kannst sowieso nie alles planen – der Körper reagiert auf die Natur immer unterschiedlich“, sagt Hamza Bakircioglu und ergänzt mit Blick auf seine nächsten Großprojekte: „Aber ich kann mich professionell vorbereiten, und ich weiß, dass ich sehr viel schaffen kann.“