„Hüh-ner-berg! Hüh-ner-berg!“ Lautstark verabschiedeten die Fans des ECDC Memmingen die Gäste vom EV Füssen (EVF). Die Sprechchöre begleiteten die Ostallgäuer vom Eis – damit sie nicht vergessen, wo sie gerade sang- und klanglos untergegangen waren.
Was die Memminger Indians an diesem Abend boten, beschreibt man wohl am besten mit dem Wort Machtdemonstration: Der Tabellenvierte, der den wiedergenesenen Goalie Joey Vollmer aufbieten konnte, ließ dem Neunten nicht den Hauch einer Chance und schickte ihn mit einer 2:8 (1:3; 0:3; 1:2)-Niederlage nach Hause.
Man fragte sich: Wie konnte Füssen im Oktober den ECDC schlagen?
Als Zuschauer fragte man sich: Wie war es dem EV Füssen nur gelungen, den ECDC im Oktober am Kobelhang nach einem 1:3-Rückstand noch mit 5:3 zu schlagen? Denn die Memminger präsentierten sich im zweiten Schlagabtausch der Saison gegen den Altmeister turmhoch überlegen. Die von Sergej Waßmiller trainierte Truppe zeigte über weite Strecken Eishockey zum Zungenschnalzen.
Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen platzierten in der 58. Minute Jaroslav Hafenrichter und Petr Pohl: Der Memminger Topscorer ging allein über links durch und servierte seinem Kollegen die Scheibe millimetergenau. Pohl tänzelte bei hohem Speed wie eine Ballerina EVF-Goalie Moritz Borst aus und versenkte den Puck zum Endstand in den Füssener Maschen.
Dass es am Ende „nur“ 8:2 stand, hatten die Füssener nicht zuletzt ihrem jungen Torhüter zu verdanken, der bereits für die Augsburger Panther in der DEL auflief und mithilfe einer Förderlizenz beim EVF Spielpraxis sammeln soll. Im Scheibenhagel am Hühnerberg empfahl sich der 20-Jährige für höhere Aufgaben und wurde völlig verdient zum „Spieler des Abends“ seines Teams gewählt.
Mitreißendes Ensemble des ECDC Memmingen
Die Auszeichnung auf Memminger Seite erhielt einer, der schon jahrelang dort spielte, wo Borst erst noch Stammspieler werden will: bei den Panthern in der höchsten deutschen Spielklasse. „Jaro“ Hafenrichter ragte an diesem Abend aus einem mitreißenden Memminger Ensemble heraus. Er erzielte nicht nur einen Hattrick, sondern steuerte auch noch ebenso viele Torvorlagen zum Indians-Erfolg bei, sein kongenialer Sturmpartner Pohl zwei Tore und zwei Assists.
Am Freitag kommt Deggendorf an den Memminger Hühnerberg
Beflügelt gehen die Memminger nun die nächste Aufgabe an: Am Freitag empfangen sie ab 20 Uhr den Deggendorfer SC. Zur Erinnerung: Am zweiten Weihnachtsfeiertag unterlag der seinerzeit durch Corona geschwächte ECDC beim DSC mit 2:5. Danach fuhren die Indians drei Siege in Folge ein. Mit weiteren drei Punkten könnte der Tabellenvierte (ECDC) den Abstand auf den Fünften (DSC) weiter ausbauen und einen großen Schritt im Kampf um das wichtige Heimrecht in den Play-offs machen.
Bis auf den Langzeitverletzten Philipp de Paly dürften Sergej Waßmiller am Freitag alle Spieler zur Verfügung stehen.
Das Allgäu-Derby in der Zusammenfassung
- Ergebnis: ECDC Memmingen – EV Füssen 8:2 (3:1; 3:0; 2:1).
- Tore: 1:0 (8.) Pohl (Svedlund, Hafenrichter), 2:0 (18.) Kasten (Topol, Huhn; 5-4), 3:0 (20.) Hafenrichter (Nirschl, Pohl; 5-4), 3:1 (20.) Payeur (Besl, Noack), 4:1 (25.) Hafenrichter (Svedlund, Pohl), 5:1 (31.) Hafenrichter (Svedlund, Ahlroth), 6:1 (34.) Hofmann (Peter, Nirschl), 7:1 (45.) Svedlund (Topol, Hafenrichter; 5-4), 7:2 (46.) Seitz (Wiedemann, Velebny), 8:2 (58.) Pohl (Hafenrichter, Svedlund).
- Strafminuten: Memmingen zehn – Füssen 20.
- Zuschauer: 925 (unter Corona-Bedingungen ausverkauft).
- Spieler des Abends: Borst (Füssen) und Hafenrichter (Memmingen).
- Referees: Schiedsrichter: Stefan Schusser; Linienrichter: Melanie Bauer und Christopher Milling.
- Kader: Für den ECDC spielten: Tor: Vollmer (Eisenhut) – Verteidigung: Kittel, Svedlund; Bergen, Kasten; Schirrmacher – Angriff: Hafenrichter, Peter, Pohl; Topol, Ahlroth, Pekr; Nirschl, Huhn, Hofmann; Pfalzer, Lukes, Abstreiter.
- Fan-Infos: Karten für das Spiel am Freitag sind im Online-Vorverkauf verfügbar. Schon nach der Partie gegen Füssen war rund die Hälfte der 925 Tickets vergriffen, sodass die ECDC-Verantwortlichen erneut von einem „ausverkauften“ Hühnerberg ausgehen. Karten sind über das Portal Ticketmaster verfügbar, solange der Vorrat reicht. Eine Abendkasse wird nur bei Bedarf eingerichtet. Es gelten die 2G-Vorschriften. Tests unter Aufsicht werden von 18.30 bis 19.30 Uhr vor der Halle angeboten. Diese führt der ECDC mit zahlreichen engagierten Ehrenamtlichen durch.