Die Memminger Indians (rote Trikots) haben am Dienstagabend die Tilburg "Trappers" mit 5:1 bezwungen.
Bild: Siegfried Rebhan
Die Memminger Indians (rote Trikots) haben am Dienstagabend die Tilburg "Trappers" mit 5:1 bezwungen.
Bild: Siegfried Rebhan
Die Sensation ist perfekt: Der ECDC Memmingen steht zum ersten Mal im Halbfinale der Eishockey-Oberliga. Die Indians besiegten am Dienstagabend vor 2642 Zuschauern am Memminger Hühnerberg die Tilburg "Trappers" deutlich mit 5:1 (1:0; 1:1; 3:0).
Damit endete die Serie gegen den dreifachen Oberliga-Meister und haushohen Favoriten mit 3:0 Siegen für die Memminger. Das erste Spiel im Halbfinale um die Deutsche Oberliga-Meisterschaft findet am kommenden Dienstag statt. Der Gegner steht noch nicht fest; ob die Indians erneut Heimrecht haben, auch noch nicht.
Der Abend hatte mit einem Paukenschlag begonnen: Eine Stunde vor Spielbeginn informierten die Indians via Instagram, dass Play-off-Topscorer Jaroslav Hafenrichter (neun Tore, vier Assists) aus gravierenden privaten Gründen fehlen werde. ECDC-Trainer Sergej Waßmiller sah sich also gezwungen, seine eingespielten Angriffsreihen umzustellen: Für Hafenrichter rückte Milan Pfalzer in die erste Angriffsformation der Indians.
Hafenrichter hatte am Sonntag in Tilburg durch seinen Treffer zum 4:4 in der 55. Minute die Indians in die Verlängerung geführt, in der Sergei Topol den 5:4-Siegtreffer erzielt und für die 2:0-Führung des ECDC nach Siegen gesorgt hatte.
Doch auch ohne „Jaro“ Hafenrichter machten die Indians nun das einzig Richtige: Sie legten auch in Spiel drei wieder den schnellen Vorwärtsgang ein und bestürmten das von Ruud Leeuwesteijn gehütete Gäste-Tor. Doch sie brauchten Geduld: In der 19. Minute schließlich brachte Max Lukes die Indians mit 1:0 in Führung. Bereits am Sonntag in Tilburg hatte Lukes den ersten Treffer für die Memminger erzielt.
Und die Tilburger? Sie mussten ja unbedingt gewinnen, um nicht nach drei Spielen bereits sang- und klanglos auszuscheiden. Nun, sie wirkten in den ersten 20 Minuten nervös und kassierten einige Strafzeiten, darunter eine zehnminütige Disziplinarstrafe wegen unsportlichen Verhaltens für Top-Stürmer Max Hermens. Das von Marco Eisenhut bewachte Memminger Tor brachten sie aber nicht ernsthaft in Gefahr. Und so wurden die Hausherren mit einer knappen Führung, aber mit viel Applaus in die erste Drittelpause verabschiedet.
Im zweiten Durchgang neutralisierten sich die beiden Teams zunächst. Bis zur 32. Minute: Da erzielte Kilian van Gorp überraschend und unerwartet mit einem harten, flachen Schuss aus dem Rückraum den Ausgleichtreffer zum 1:1. Und als die Gastgeber gerade Gefahr liefen, der Einschläferungstaktik der Niederländer zu erliegen, rüttelte Matej Pekr in der 37. Minute sein Team und auch die Fans auf den Rängen wach: Es stand 2:1 für den ECDC Memmingen. Und dabei blieb es auch bis zur zweiten Pausensirene.
Schrillten nun auch die Alarmglocken in der Tilburger Kabine? Waren sich die "Trappers" bewusst, dass das die letzten 20 Minuten der Saison für sie sein würden, wenn sie im insgesamt neunten Drittel dieser Serie nicht endlich einen Weg finden würden, die Indians zu besiegen? Die Antwort lautet: Nein. In der 47. Minute fiel nicht etwa der Ausgleich für die Gäste, sondern das 3:1 für den ECDC. Als Torschütze wurde Leon Kittel gefeiert.
Nach einigen defensiven Unaufmerksamkeiten in den ersten beiden Partien agierte die ECDC-Verteidigung in Spiel drei nahezu fehlerlos - und wenn die Tilburger doch noch einmal durchbrachen, wie Max Hermens in der 52. Minute, war Endstation bei Goalie Eisenhut, der zum Memminger "Spieler der Serie" gewählt wurde.
Wie man's macht, demonstrierten die überlegenen Memminger kurze Zeit später per Doppelschlag: Ludwig Nirschl erhöhte auf 4:1, Donat Peter auf 5:1.
Der hohe Favorit war gestürzt, die Memminger Fankurve tobte wie lange nicht mehr. Was für ein unglaublicher Abend, was für eine unglaubliche Serie!
Die Reise für die bärenstarken Indians, die in den Play-offs noch kein Spiel verloren haben, geht weiter.