Die Bilder vom Skiflug-Weltcup in Oberstdorf sind um die Welt gegangen. Ein kleines weißes Schneeband im ansonsten grünen Stillachtal in Oberstdorf ermöglicht das Wintersport-Highlight, zu dem am Wochenende mehrere zehntausend Zuschauer zur Heini-Klopfer-Skiflugschanze gekommen sind. Auch wenn in vielen Regionen der Alpen am Wochenende reichlich Schnee vom Himmel fiel: die Organisation von Wintersportveranstaltung wird wegen der Schneearmut und der hohen Plusgrade auch im Februar immer schwieriger.
Dem Wintersport in den Alpen widmet nun auch die ARD einen Themenabend - und zwar heute, Montag, 26. Februar: In der Dokumentation "Felix Neureuther - Spiel mit den Alpen" (ab 20.15 Uhr) schaut sich Neureuther, ehemaliges Slalom-Ass und jetzt ARD-Wintersport-Experte, die Baumaßnahmen für die Olympischen Spiele 2026 in Mailand, Cortina d'Ampezzo und Antholz an und geht dabei zwei Fragen nach: Wie verkraftet die Region, die über zu große Belastungen durch den Tourismus klagt, weitere Einschnitte? Und wie könnte eine lösungsorientierte Zukunft von Winterspielen aussehen? Die Dokumentation ist hier in der Mediathek bereits zu sehen.

Oberstdorfer Organisationschef diskutiert mit um die Sorgen des Wintersports
Danach sucht Moderator Louis Klamroth in "Hart aber fair" (ab 21 Uhr) Antworten auf die Frage: "Berge ohne Schnee - ist Alpen-Tourismus noch okay?" In der Ankündigung auf die Talksendung umreißt der Westdeutsche Rundfunk das Thema: "Kein Schnee mehr in den Bergen. In Ferienzeiten Blechlawinen Richtung Alpen. Kann das so weitergehen? Hat der Massentourismus in Zeiten der Klimakrise noch eine Zukunft? Wie kann nachhaltiges Reisen aussehen? Und wer kann sich das noch leisten?"
Das sind die Gäste bei "Hart aber Fair" heute, Montag, 26. Februar, ab 21 Uhr
Zu Gast ist neben Extrembergsteiger Reinhold Messner und Vertretern der Politik auch Florian Stern aus Fischen, der als ehemaliger aktiver Snowboarder und jetzt als Geschäftsführer der Skiclub Oberstdorf Veranstaltungs GmbH und Generalsekretär des Skiflug-Weltcups beide Seiten kennt. Die Diskussionsteilnehmer im Einzelnen:
- Reinhold Messner, Extrembergsteiger und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments
- Katharina Schulze, Bündnis 90/Grüne, Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag
- Michaela Kaniber, CSU-Politikerin, Bayerische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
- Florian Stern, Geschäftsführer der Skiclub Oberstdorf Veranstaltungs GmbH und ehemaliger Weltcup-Snowboarder
- Martina von Münchhausen, Expertin für nachhaltigen Tourismus bei WWF Deutschland
Das sind die Standpunkte von Florian Stern vor seinem TV-Auftritt
Unsere Redaktion hat am Rande des Skiflug-Weltcups mit Florian Stern über seinen Auftritt bei "Hart aber fair" gesprochen. Mit dieser Erwartung und mit diesen Argumenten fährt Stern nach Köln zur Sendung:

- "Wenn die vordergründige Thematik Richtung Wintersport und Veranstaltungen sein sollte, dann können wir aus unserer Praxis in Oberstdorf berichten, wie speziell es im nordischen Sport sehr gut funktioniert. Generell sind wir in der glücklichen Lage, dass wir hier am Alpenkamm noch gute Bedingungen haben, eine Wintersport-Veranstaltung durchführen zu können. Wir haben einen gewissen technischen Aufwand, es ist nicht mehr genügend Naturschnee da. Der Klimawandel ist real. Aber wir wissen, wie wir damit umgehen können."
- "Das Skiflug-Wochenende war das beste Beispiel dafür, dass wir mit naturverträglichem Aufwand so eine Veranstaltung umsetzen können. Wichtig ist, dass der Aufwand an Technik, Energie und Geld vertretbar bleiben. Das ist aktuell der Fall. Da gibt es im Vergleich deutlich größere Belastungen bei anderen Freizeitaktivitäten - zum Beispiel Urlaub auf Mallorca, All-inclusive in Ägypten und so weiter. Die großen Punkte in Sachen CO2-Abdruck sind bei Urlaub und Veranstaltungen immer die Anreise und die Unterkunft."
- "Die Ausübung des Sports vor Ort ist hingegen energetisch vertretbar, auch wenn es eine maschinelle Beschneiung braucht. Wasser ist eh kein Thema. Wasser wird nicht verbraucht, sondern nur zwischengespeichert. Schlussendlich haben wir schon einen Energieverbrauch, aber das muss man in Relation setzen mit vielen anderen Freizeitgestaltungen: dem Besuch eines Frei- oder Hallenbades oder eines Fußball-Bundesliga-Spiels. Da kann sich der Wintersport schon sehen lassen."
- "Es kann sein, dass ich in dieser Sendung in eine Verteidigungsrolle komme. Ich kenne jetzt nicht die Kontrahenten in der Diskussion - und wie stark sie argumentieren werden. Aber schlussendlich wissen wir, dass wir nur klimafreundlich handeln können, wenn wir den kompletten Verzicht leben würden: als komplette Selbstversorger, ohne Urlaub, ohne Auto. Aber in dieser Situation ist unsere Gesellschaft aktuell nicht. Im Gegenteil. Die Leute wollen ihren Spaß, wollen in Urlaub und ihren Sport treiben. Wir wollen unseren Kindern was bieten, die sollen weg vom Handy. Die sollen raus und Sport treiben. Deswegen trete ich dafür ein, dass wir gewisse Dinge weiterhin tun können - und da gehört der Wintersport nun einmal dazu."
Das ist Florian Stern: Persönliches, Privates und sein beruflicher Werdegang
Florian Stern ist aktuell Geschäftsführer der Skiclub Oberstdorf Veranstaltungs-GmbH mit Sitz direkt im Verwaltungsgebäude neben der Schanzenanlage am Schattenberg, die seit diesem Winter Orlen-Arena heißt. Hier ein paar Informationen zu Florian Stern:

- Im Juli 2017 hat Florian Stern, damals noch unter seinem Geburtsnamen Florian Weidel, seinen Job in Oberstdorf angenommen. Er folgte dem scheidenden Stefan Huber als Geschäftsführer der Skisport- und Veranstaltungs-GmbH. Die SVG wickelte für den Skiclub Oberstdorf und den Anlagenbesitzer die Sportgroßveranstaltungen in Oberstdorf ab und ist (auch unter dem neuen Namen) eine mehrheitliche Tochter des Skiclubs.
- Florian Weidel hat nach seiner aktiven Snowboard-Karriere (er nahm unter anderen an Weltcups teil) zunächst in der Sportorganisation Erfahrungen gesammelt. 2003 schloss er sein Studium an der Sporthochschule Köln als Diplom-Sportökonom ab. Von 2005 bis 2017 war er im Schweizer Flims Laax beim Bergbahnunternehmen „Weisse Arena Gruppe“ für vielfältige Veranstaltungen zuständig. 2021 war Stern einer von zwei Geschäftsführern, die die Nordische Ski-WM in Oberstdorf vorbereitet und (in schwierigen Corona-Zeiten ohne Zuschauer) auch über die Bühne gebracht haben.
- Florian Stern ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter. Er wohnt im Fischen im Oberallgäu und vermietet dort zusammen mit seiner Familie nebenberuflich Ferienwohnungen, die er von seinem Großvater übernommen hat.